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Selina - Liebesnaechte in Florenz

Selina - Liebesnaechte in Florenz

Titel: Selina - Liebesnaechte in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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weniger Reize abzugewinnen vermochte als dem Gedanken, einmal den Vertreter Christi auf Erden zu sehen. „Ach, ich wollte, wir führen nach Rom.“
    „Dir war die Reise hierher ja schon zu anstrengend“, hielt ihr Selina vor, die sich noch gut erinnern konnte, wie Francoise bei der Überquerung der Berge gejammert hatte. Obwohl Selina am liebsten sofort nach Erhalt des Briefes von ihrem Großvater aufgebrochen wäre, hatten sie den Winter noch abwarten müssen und sich dann im Frühjahr auf den Weg gemacht. Dennoch war im Gebirge noch Schnee gelegen, die Pferde hatten sich zum Teil mühsam durchgekämpft und Francoise, die es vorzog in einer Sänfte zu reisen, hatte ebenfalls auf ein ruhiges, aber kräftiges Tier umsteigen müssen. Selina, die ohnehin lieber im Sattel unterwegs war als in einer schaukelnden Sänfte, war den größten Teil der Strecke geritten und hatte erst diesseits der Alpen in dem vom Großvater gesandten Reisewagen Platz genommen. Es war ein eher ungemütliches Gefährt, mit einem halbrunden, mit einer Plane überspannten Holzaufbau, der gegen die Sonne und den Regen schützen sollte, und Holzbänken auf jeder Seite. Wann immer es das Wetter zuließ, zogen sie jedoch die Plane auf der Seite hoch und hatten auf diese Art einen guten Blick auf die vorbeiziehende Landschaft. Die Wege hier waren offenbar so viel befahren, dass der Wagen ohne allzu hartes Rumpeln dahinrollen konnte.
    Sie schwiegen eine Weile, während Selina hinaus blickte, auf die anmutigen Hügel der Toskana. Dunkle Zypressen stachen sich vom saftigen Grün ab, in der Ferne sah man Schafe weiden und von Zeit zu Zeit kam der kleine Trupp an einigen Hirtinnen vorbei, die sich im Schatten eines Baumes hingelagert hatten und dort ein Schwätzchen hielten. Je weiter sie nach Süden kamen, desto milder wurde die Luft und nun, da die Jahreszeit schon bald auf den Frühsommer zuging, wurde es Selina in dem warmen Reisekleid schon ein wenig zu heiß.
    „Man sagt, die Florentinerinnen tragen weit ausgeschnittene Kleider“, sagte Francoise plötzlich, „und sind überhaupt sehr elegant und auffallend gekleidet.“
    „Das sagt man von den Burgunderinnen auch“, erwiderte Selina lächelnd. „Es heißt, die Damen Frankreichs nehmen sich immer ein Beispiel an Burgund, und ich weiß, dass meine Mutter als eine der bestangezogenen Frauen gegolten hat.“
    „Es muss dich schwer getroffen haben, als Du nach deinen lieben Eltern auch noch deinen Stiefvater verloren hast“, sagte Francoise mitfühlend. „Ein Glück, dass deine Tante zu dir zog. Es wäre unmöglich für eine unverheiratete junge Frau gewesen, alleine zu leben.“
    „Ja.“ Selina sah zum Fenster hinaus, während ihre Gedanken in die Vergangenheit zurück glitten. Zu Louis, dem Gatten ihrer Mutter, der später ihr Geliebter geworden war. „Louis Dumonteuil war ein schöner Mann“, sagte sie endlich. „Schön und leidenschaftlich. Meine Mutter hat ihn sehr geliebt.“
    „Und er?“
    „Er sie ebenfalls. Er war sehr unglücklich nach ihrem Tod.“ Louis war etwas jünger gewesen als ihre Mutter, aber das hatte die beiden nicht gestört. Ihre Mutter war so wunderschön gewesen, mit einem Temperament, das alle anderen Frauen in den Schatten stellte. Wenn sie nicht während der Jagd vom Pferd gestürzt wäre...
    „Wir werden Florenz in wenigen Minuten erreichen, Signorina Selina“, rief der Kutscher über die Schulter zurück. „Wenn Ihr links hinausblickt, dann könnt Ihr es jeden Moment sehen!“
    Die beiden jungen Frauen beugten sich gleichzeitig hinüber. Der Reisewagen rollte über eine Kuppe und dann gab die Landschaft den Blick auf Florenz frei. „Oh!“ machten beide beeindruckt. Die Stadt lag im Sonnenschein, kleine Wölkchen zogen über den leuchtendblauen Himmel, und die umliegende grüne, nur von Ölbäumen, Zypressen und Landhäusern unterbrochene Hügellandschaft bot den schönsten Rahmen für die von einer Wehrmauer umgebene Stadt, die von einer weit über die Dächer ragenden Kuppel beherrscht wurde.
    „Il duomo“, sagte der Kutscher stolz und wies mit der Peitsche auf die Kuppel. „Und wo lebt der Großvater von Signorina Selina?“
    „Auf der anderen Seite des Arno“, erwiderte der Mann. „Im Quartier von Santo Spirito, bei den anderen lanaioli , den angesehenen Mitgliedern der Wolltuchzunft.“ Er lenkte die Pferde ein wenig nach rechts und schließlich rollten sie durch ein imposantes Stadttor. Die Wächter schienen die Männer am Wagen zu kennen,

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