Sepp und seine Bande
Überraschung für Ihre Frau sein.“
„Es — es war eine Überraschung, Frau Krümel! Und was für eine!“
„Das freut mich aber!“
„Wenigstens einer, der sich freut!“
Der letzte Satz erstarb in einem Seufzer der Ohnmacht, und aller guten Meinung über die Hausgemeinschaft beraubt, legte der Hausmeister den Hörer auf die Gabel. Verstört schaute er seine Frau an und erklärte ihr, mit Groll in der Stimme:
„Da wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben: Wir müssen die Torten bezahlen — wenn..."
„Wenn was?“ fragte Frau Dallmayer, da ihr Mann mitten in der Rede stockte.
„Wenn wir nicht herausfinden, wer uns das eingebrockt hat“, vollendete er.
„Das wird schwerfallen, Toni!“
Frau Dallmayer seufzte. Die Torten, die ihnen so lecker geschmeckt hatten, lagen ihr jetzt schwer im Magen, und gegen die kümmerlichen Reste im Kühlschrank empfand sie sogar einen Widerwillen.
Eine Stunde später stand Herr Dallmayer im Einwohnermeldeamt und überreichte dem älteren Angestellten, der für die Straßen von F bis L zuständig war, den ausgefüllten Meldezettel für sich und seine Familie. Wer seinen Wohnsitz wechselt, muß dies nämlich stets bei der zuständigen städtischen Behörde, dem Einwohnermeldeamt, angeben. Und da Herr Dallmayer ein Mann war, der auf Ordnung hielt, meldete er sich dort noch in der ersten Woche.
Als Herr Dallmayer wenig später den Amtsraum des Meldeamtes wieder verließ und durch den langen Flur ging, fiel ihm ein blaues Glasschild ins Auge:
POLIZEIREVIER 5
Er stutzte und überlegte. Dann machte er wieder ein paar Schritte nach vorn, hielt erneut an und kehrte zurück. Seine Hand zögerte noch, als er den Zeigefinger krümmte — doch dann klopfte er mit dem Knöchel gegen die Tür.
„Herein!“ klang es von drinnen.
Herr Dallmayer drückte die Türklinke hinunter und betrat das Polizeirevier, immer noch zaghaft, als bereue er schon jetzt seinen plötzlichen Entschluß.
Ein Polizist in seinem Alter stand neben einem Schreibtisch und suchte in einem Karteikasten herum. „Guten Tag!“ grüßte Herr Dallmayer.
„Guten Tag! Was wünschen Sie bitte?“
„Ja, ich weiß nicht so recht, ob ich hier richtig bin“, begann der Hausmeister umständlich. „Nur als ich gerade vorbeikam, da dachte ich: Geh rein und sag’s mal, vielleicht kann die Polizei helfen.“
„Wir helfen gern, wenn wir können“, versicherte der Beamte und sah den andern erwartungsvoll an.
„Ja, also es ist so: Am Samstagnachmittag habe ich plötzlich drei Torten ins Haus geliefert bekommen. Erst habe ich angenommen, es sei ein Geschenk meiner Mieter. Ich bin nämlich der neue Hausmeister in den Wohnblöcken in der Hartmannstraße, wissen Sie.“
„Die kenne ich sehr gut. Meine Schwester wohnt auch dort mit ihrer Familie.“
„Also wie gesagt: Ich habe gedacht, die Leute haben dir eine Freude machen wollen zum Einzug, denn auf der einen Torte stand drauf: ‚Viel Glück in der neuen Wohnung!’ Wir haben uns die Torten natürlich schmecken lassen, Samstag und gestern und — und heute kam dann das dicke Ende!“
„Die Rechnung?“
„Ja, dreiundfünfzig Mark! Laut meiner telefonischen Bestellung, stand darauf! Dabei hatte ich überhaupt keine Torten bestellt! Da hat mich einer ganz schön reingelegt.“
„Haben Sie Feinde hier?“ forschte der Polizist. „Feinde? Nein, wieso? Ich bin doch noch keine Woche hier! Nein — aber ich meine, bei dieser einen bösen Überraschung braucht es durchaus nicht zu bleiben. Der Betreffende kann sich wieder so eine Gemeinheit ausdenken — oder sogar noch Schlimmeres —, und ich muß das dann nachher ausbaden. Dreiundfünfzig Mark sind kein Pappenstiel!“
„Haben Sie denn keine Ahnung, wer vielleicht als Täter in Betracht käme?“
„Wenn ich das wüßte, dann wäre ich jetzt nicht hier. Den Kerl hätte ich mir schon selbst vorgeknöpft.“
„Und Sie haben wirklich keine Feinde?“
„Ich habe nie Feinde gehabt!“ betonte Herr Dallmayer nachdrücklich. „Ich bin immer freundlich zu den Leuten, freundlich, zuvorkommend und korrekt! Warum sollte ich da Feinde haben?“
„Na ja“, erwiderte der Polizist gedehnt, „sagen wir: haben Sie vielleicht jemanden verärgert?“
„Auch nicht“, erklärte der Hausmeister nach einer kurzen Überlegung.
„Oder vielleicht vorher selbst einem andern einen Streich gespielt?“
„Na, hören Sie, ich bin doch kein grüner Bengel mehr!“ rief Herr Dallmayer leicht erregt. „Lausbuben,
Weitere Kostenlose Bücher