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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Hoefling
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Direktor.
    Willem strahlte, als sei er der erste Weltraumfahrer, der auf dem Mond gelandet war.
    „Ja, Herr Direktor, das war mein Einfall, und telefoniert hab’ ich allein.“
    „Hm“, machte der Direktor, verkniff sich ein Grinsen, wurde sofort wieder ernst und fuhr dann fort: „Das ist doch wohl klar, daß du — oder vielmehr ihr alle — die Fensterscheibe bezahlen müßt?“
    „Ja, Herr Direktor“, erwiderte der dicke Willem, während seine Kameraden stumm nickten.
    „Und auch die drei Torten!“
    Entsetzt riß der dicke Willem die Augen auf und stammelte:
    „Aber — aber — ich — wir...“
    „Was aber?“
    „Ich meine — ich wollte sagen: So viel Geld haben wir nicht, Herr Direktor!“
    „Dann spart ihr eben solange euer Taschengeld. Oder noch besser: Jede Woche liefert ihr euer Geld bei Herrn Dallmayer ab, unaufgefordert, verstanden?“
    „Ja — jawohl, Herr Direktor.“
    „Es wird alles fein säuberlich aufgeschrieben, wie sich das gehört, Pfennig für Pfennig. Und erst wenn ihr die letzte Rate bezahlt habt — dann erst, wohlverstanden! —, gibt Herr Dallmayer euch den Ball zurück!“
    „Jawohl, Herr Direktor.“
    Der Direktor warf einen achtungsvollen Blick auf den Hausmeister und fuhr dann, zu den Schülern gewandt, fort:
    „Herr Dallmayer ist ein Mann, den ich sehr schätze. Er hat mir vorhin erklärt, daß er von einer polizeilichen Verfolgung des Vorfalls absieht, falls ihr die Sache in Ordnung bringt. Andernfalls — na, ich hoffe, ihr versteht mich!“
    „Jawohl, Herr Direktor!“ klang es kleinlaut aus zehn Jungenkehlen.
    „So, und jetzt entschuldigt euch bei Herrn Dallmayer!“
    Der dicke Willem warf einen schiefen Blick zu seinen Freunden hin, und dann quetschten sie auf sein Zeichen hin zwischen den Zähnen hervor: „Entschuldigung, Herr Dallmayer!“
    So sagten die Jungen zwar gehorsam, aber was sie laut aussprachen, deckte sich keineswegs mit dem, was sie dachten.
    „So“, entschied der Direktor, „und jetzt geht zurück in eure Klassen!“
    Wie quicklebendig sie plötzlich waren, nachdem sie vorher verdattert herumgestanden hatten wie arme Sünder am Pranger!
    Doch noch ehe sie entwischen konnten, rief der Direktor sie noch einmal zurück:
    „Halt, hiergeblieben! Der Pedell schreibt erst noch eure Namen auf — für mich und für Herrn Dallmayer!“
    Mit steifen, ungelenken Zügen schrieb der Pedell die Namen der zehn anwesenden Jungen auf und auch die der drei übrigen von der Hauptschule. Er besorgte das mit würdiger Amtsmiene, als handle es sich um eine hochwichtige Staatshandlung. Doch endlich war auch das überstanden — die Missetäter durften sich aus der Höhle des Löwen zurückziehen.
    Selbstverständlich grollten sie — am meisten aber der dicke Willem. Kein Wunder, daß er sich in der nächsten Pause Sepp vorknöpfte. Nein, es gab keine neue Prügelei auf dem Schulhof, wo ausgerechnet Dr. Pöttgen die Aufsicht führte. Aber der dicke Willem machte seinem Ärger Luft, indem er böse knurrte: „So eine Schuftigkeit, uns auch noch bei der Polente zu verpfeifen!“
    „Ich habe keinem was gesagt — weder meinem Vater noch der Polizei!“ beteuerte Sepp. „Niemandem!“
    „Das kannst du deiner Großmutter weismachen.“
    „Ehrenwort!“
    „Das Ehrenwort eines Verräters gilt nichts! Mit dir bin ich fertig! Das schwör’ ich dir!“
    Der dicke Willem hatte sich nun einmal in die Vorstellung verbohrt, Sepp sei die Wurzel allen Übels, und davon konnten ihn auch die Wölfe nicht abbringen, die inzwischen anderer Ansicht waren. Willem brauchte einen Sündenbock — und der war Sepp.
    So ist es nicht verwunderlich, daß sich das gespannte Verhältnis zwischen den beiden Streithähnen weiter v e r schärfte statt entschärfte. Trotzdem gab es vorläufig einen gewissen Waffenstillstand, denn der dicke Willem sagte sich: Mit einem Kerl und einem Alten, die die Polizei im Rücken haben, ist nicht gut Kirschen essen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Tja, und dazu kann man nur hinzufügen: „Klar wie Kloßbrühe!“

     

Bezahlen auf Heller und Pfennig
     
    Drei Wochen waren seitdem verstrichen.
    Jeden Samstagnachmittag waren die Wölfe bei Hausmeister Dallmayer aufgekreuzt, um mit ihrem Taschengeld eine weitere Rate ihrer Schuld abzuzahlen — gegen Quittung versteht sich! Und es versteht sich ebenso, daß der dicke Willem nicht nur die neun Wölfe anzapfte, die mit ihm das Beethoven-Gymnasium besuchten. Nein, auch die drei Hauptschüler, die

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