Sepp und seine Bande
20,—
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Summe DM 53,—
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Ihre Konditorei Krümel
Erstes Haus am Platze seit 1851
„Dreiundfünfzig Mark — und wir haben das Zeug schon fast restlos aufgegessen! Drei Torten für dreiundfünfzig Mark!“
Herrn Dallmayer traten die Schweißtropfen auf die Stirn, und als er sie mit dem Ärmel wegwischte, bildeten sich gleich wieder neue, noch dickere.
Seine Frau stand neben ihm wie ein verängstigtes Huhn und druckste mit zittriger Stimme:
„Ich — ich habe der Sache ja von Anfang an nicht getraut.“
„Getraut — getraut!“ brauste ihr Mann auf. „Was heißt hier getraut? Die Leute haben uns die Torten geschenkt...“
„Und die Rechnung?“ fiel sie lebhaft ein.
„Ein Versehen der Konditorei vielleicht...“
„Vielleicht!“ wiederholte sie mit einem leichten Unterton des Vorwurfs in ihrer Stimme. „Was steht denn hier auf dem Umschlag und oben auf der Rechnung? .Herrn Anton Dallmayer“ und so weiter. Bist du das — oder bist du das nicht?“
„Natürlich, aber es kann ja auch eine Verwechslung gewesen sein!“
„Wer sollte dich denn mit dir selbst verwechseln! Das mußt du mir erst mal erklären!“
„In den meisten Fällen sind die Leute, die Torten bestellen, auch die Leute, die diese Torten dann später empfangen“, erklärte der Hausmeister seiner Frau. „Mit anderen Worten: Auf dem Lieferschein steht dieselbe Anschrift wie nachher auch auf der Rechnung. In dem üblichen Bürotrott hat dann irgend jemand nicht aufgepaßt und von unserem Lieferzettel den Namen ab geschrieben, als er die Rechnung über diese drei Torten ausgestellt hat.“
„Möglich wäre das schon... Aber du hast doch gemeint, die Mieter hätten vorher das Geld eingesammelt?“
„Natürlich, ja!“
„Dann hätten sie die drei Torten doch auch vorher bezahlen können“, fuhr Frau Dallmayer fort.
„Selbstverständlich hätten sie das!“ gab ihr Mann zu und deutete mit dem Zeigefinger auf die Rechnung. „Aber hier oben steht doch klar und deutlich: ,Laut telefonischer Bestellung.* Das heißt also, daß niemand persönlich in der Konditorei Krümel war, sondern dort angerufen hat.“
„Na schön“, schlug seine Frau vor. „Rufen wir doch ebenfalls an.“
„Bei der Konditorei Krümel?“
„Ja, dann wird sich alles herausstellen. Wer die Bestellung entgegengenommen hat, der muß auch wissen, mit wem er gesprochen hat.“
„Hm“, brummte er, „das sollte man annehmen... Ein guter Vorschlag, Hilde!“
Nur allzu gut fühlte Herr Dallmayer, daß er sich selber etwas vorgaukelte, indem er so hartnäckig daran glaubte, es sei alles bloß ein Versehen und die liebe, gute Hausgemeinschaft sei wirklich der edle Spender gewesen. Der erste Schreck, als er die Rechnung öffnete, war die Empfindung, die dem Vorfall allein gerecht wurde: nämlich, daß ihm hier jemand oder sogar mehrere einen Streich gespielt hatten.
Herr Dallmayer verteidigte nur deshalb sein Märchen von den liebenswürdigen Mietern so hartnäckig, weil er es selbst erdichtet hatte und durchs Haus gegangen war, um sich zu bedanken!
Aber diese schillernde Seifenblase zerplatzte, als er die Stimme der Frau Konditormeister am andern Ende der Leitung hörte:
„Drei Torten für Dallmayer, Hartmannstraße 17. — Jawohl, das geht in Ordnung! Herr Dallmayer hat am Freitagnachmittag persönlich angerufen und die drei Torten bestellt.“
„Ach?!“ ächzte der Hausmeister aus tiefster Brust. „Ja, wenn Sie Herr Dallmayer sind?“
„Und ob ich der bin!“
„Na, dann ist ja alles in Ordnung!“
„Wie bitte?!“ schrie der Hausmeister mit überschnappender Stimme.
Frau Konditormeister Krümel redete jedoch weiter munter drauflos:
„Übrigens kommt mir Ihre Stimme auch so bekannt vor. Sie haben bei der Bestellung gesagt, Sie seien in die Wohnung neu eingezogen und...“
„Bin ich auch!“
„Und deshalb sollten wir auf die Marzipantorte schreiben...“
„Viel Glück in der neuen Wohnung!“ stöhnte Herr Dallmayer schicksalergeben.
„Ja, genau den Satz haben Sie gesagt!“ bestätigte ihm die Konditorsfrau. „Ich habe mir alles sofort notiert. Und Sie haben noch gesagt, es solle eine
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