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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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er auf dem Friedhof zu mir gesagt: »Als ich klein war, träumte ich immer davon, du wärst mein Vater. Aber nicht so.«
    Aus dem geöffneten Küchenfenster verkündete der Radiosprecher: »Heute wurde das Urteil im wahrscheinlich spektakulärsten Landesverratsprozess in der Geschichte der Vereinigten Staaten gesprochen.«
    Ich beugte mich vor und tastete nach reifen Tomaten, die sich praktisch wie von selbst von der Rispe lösten. Mich zu bücken, tat immer noch weh. Meine Schussverletzung war nie ganz verheilt, selbst nach einem Monat im Krankenhaus und der anschließenden Reha nicht. Knochen waren gesplittert, Muskeln zerrissen. Ich trainierte immer noch täglich hart.
    Vielleicht wurde ich auch einfach nur alt.
    Der Sprecher sagte: »Der ehemalige stellvertretende Direktor der Nationalen Nachrichtendienste, Paul Ludenhorff, und Colonel Alonzo Otto wurden wegen Landesverrats und Mordes zum Tode verurteilt.«
    Eine nach der anderen pflückte ich die Tomaten von der Rispe. Heute gab es eine besonders gehaltvolle Soße.
    Während der Ansager weitersprach, hörte ich eine Autotür vor dem Haus zuklappen. Chris wahrscheinlich.
    »Weitere Urteile ergingen gegen Sebastian O’Hayes, den ehemaligen Politstrategen des Weißen Hauses, und gegen drei andere Mitglieder des mittlerweile aufgelösten, berüchtigten Six-Thirty-Clubs, darunter die ehemalige Starjournalistin Alicia Dent …«
    Die es sich leichtgemacht hat, dachte ich. Wie ihr alle.
    »Wie aus dem Weißen Haus verlautete, wird der Präsident sich nicht zur Wiederwahl stellen, obwohl er persönlich nicht in die Machenschaften des Six-Thirty-Clubs verwickelt war. Wörtlich sagte er: ›Nun, da Gerechtigkeit geübt wurde, ist es besser für die Nation, den Mantel des Vergessens über diese schändliche Episode zu breiten.‹
    Kritiker meinen, dass sich der Präsident damit elegant seiner Verantwortung entzieht und sich von denjenigen Mitgliedern seiner Regierungsmannschaft distanziert, die seine Zustimmungsquote auf magere neun Prozent fallen ließen, trotz der vielbeachteten Siege seiner Regierung im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Mehrere weitere hochrangige Beamte erklärten im Rahmen der Enthüllungen über die sogenannte Intuitionsdroge ihren Rücktritt oder wurden entlassen. Ein Sprecher des FBI verlautbarte, dass der Aufsichtsratsvorsitzende von Lenox-Pharmaceuticals, Bill Keating, sich unmittelbar vor seiner bevorstehenden Verhaftung das Leben nahm. An der Wall Street geht das Gerücht, dass Lenox zerschlagen und unter anderen Pharmaunternehmen aufgeteilt werden soll.«
    Ich hörte Schritte auf dem Plattenweg, den ich neben dem Haus angelegt hatte. Sie waren schnell und leicht. Eine Frau. Wahrscheinlich meine hübsche, frisch geschiedene Nachbarin, die sich wieder mal Salz borgen oder mir einen Käsekuchen bringen wollte.
    Sie war nett und sexy. Ich mochte sie. Aber zurzeit stand mir nicht der Sinn nach einer Beziehung.
    Wahrscheinlich für sehr lange Zeit nicht.
    Der Ansager fuhr fort: »Währenddessen setzen Wissenschaftler und Marinetaucher in den Riffen vor Florida ihre fieberhafte Suche nach dem Fisch fort, der Träger der Intuitionsdroge sein soll. Bisher wurden keine Funde gemeldet. Es wird befürchtet, dass der Fisch mittlerweile ausgerottet ist.«
    Das hoffe ich, dachte ich.
    »Zu den heute ergangenen Urteilen befragt, sagte Danny Whiteagle, gegenwärtiger Chef von Lenox-Security: ›Endlich haben die in Washington mal etwas richtig gemacht.‹ Mike Acela, der wieder beim FBI in New York ist, war nicht zu einem Kommentar zu erreichen. Das dritte Mitglied des Teams, dessen Aussage zu den heutigen Verurteilungen führte, die Millionenerbin Gabrielle Dwyer, soll sich derzeit in Costa Rica aufhalten.«
    »Wow. Costa Rica. Fast so gut wie Brooklyn«, sagte Gabrielle.
    Sie stand in der Tür des weißen Lattenzauns, der um den Gemüsegarten herumlief. Sie sah wunderschön aus in ihren weißen Shorts, Tennisschuhen und einem türkis und weiß gestreiften ärmellosen Pulli. Ein zögerndes Lächeln stand auf ihren Lippen, als wüsste sie nicht so recht, ob sie willkommen war.
    »Ich freue mich, dich zu sehen«, sagte ich.
    »Weißt du, nachdem jetzt die Urteile gesprochen sind, da dachte ich, ich schau einfach mal vorbei.«
    Wir setzten uns auf eine Steinbank neben dem Brunnen, den ich neu installiert hatte. Der Radiosprecher berichtete über weitere Rücktritte und eine Kettenreaktion von Neuernennungen, Entlassungen und Todesfällen in

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