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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Verbindung mit HF-109. Von Hoot war nicht mehr die Rede. Es war ihr gelungen, sich nach Kanada zu Dannys »Cousins« durchzuschlagen. Und dort war sie auch geblieben.
    »Es ist schon komisch«, sagte ich. »Am Ende war jede Gruppe, die sich in den Besitz der Droge bringen konnte, genauso schlimm wie die andere. Dwyer. Das Verteidigungsministerium. Die Politiker. Alle.«
    »Vielleicht gibt es Dinge, die die Menschen so sehr begehren, dass es keinen Frieden geben kann, solange sie existieren«, meinte sie.
    Ich roch das Meer ein paar Blocks weiter, und plötzlich, unvermittelt und machtvoll überfiel mich die Erinnerung daran, wie ich Kim am Strand geküsst hatte. Ihre Lippen auf meinen. Ihre schlanke Taille. Ihr schmaler Körper. Ihre Kraft.
    »Jetzt habe ich dich an sie erinnert«, sagte Gabrielle traurig.
    »Das passiert oft. Aber sag, wie geht es dir?«
    »Ich reise viel. Letzten Monat war ich in Argentinien. In Patagonien gibt es schöne Berge. Warst du schon mal da, Mike? Die Berge … Aber das sagte ich gerade schon, nicht wahr?«
    »Wie ich höre, gibt es sehr gute Steaks in Argentinien.«
    Sie lachte, als hätte ich etwas Witziges gesagt. Bei ihrem Anblick kam eine Flut von Erinnerungen in mir hoch. Ich musste wieder an die Kälte in dem Haus in Virginia denken, an den unterirdischen Tunnel. An den Moment, als Kim sich den Kopf angeschlagen hatte. Die Bilder liefen ohne besondere Ordnung vor meinem geistigen Auge ab, als hätte Gabrielles Besuch eine Schleuse geöffnet. Normalerweise konnte ich die Erinnerungen bei Tag in Schach halten. Aber jetzt überfielen sie mich mit der ganzen Macht der Realität.
    Ich sah Kims Kopf an Gabrielles Schulter liegen, im Wagen. Ich sah mich in jener letzten Nacht in Kims Schlafzimmer gehen. Es war fast, als hätte meine Wahl ihr Schicksal besiegelt. In meinen Träumen lag der Raum in Schwärze getaucht, wie der zahnlose Mund eines alten Menschen.
    Im Traum erkannte ich, dass der Tod dort lauerte.
    Gabrielle fragte: »Wie ist es, Vater zu sein?«
    »Ich hätte es schon früher versuchen sollen«, sagte ich. Aber ich wollte mich ihr nicht öffnen. Ich wollte nicht alles noch einmal aufwühlen. Das war meine Angelegenheit. All die verlorenen Jahre, die ich mit Kim hätte verbringen können.
    »Viel früher«, sagte ich zornig.
    Sie zwinkerte, spürte meine Reserviertheit. Sie blickte mir über die Schulter, als gäbe es da etwas Interessantes, dabei wollte sie mir nur nicht in die Augen sehen.
    »Es ist sehr schwierig und wichtig, alles richtig zu machen«, sagte sie. »Als Vater, meine ich.«
    »Und wie steht es mit dir? Ein neuer Freund?«
    »Mehrere.«
    Schweigen. Eine Brise kam auf und trug den Geruch nach Müll aus der Küche des Nachbarhauses mit sich, einen Hauch verbrannten Popcorns mit dunkler Schokolade. Es kam mir vor, als sei sehr viel Zeit vergangen. Eigentlich kannte ich diese Frau gar nicht. Wir hatten Schlimmes zusammen durchgemacht, für kurze Zeit. Aber das reichte nicht.
    »Tja«, sagte sie und stand auf. »Ich erinnerte mich, dass du irgendwo in der Gegend wohnst, und dachte, ich komme mal vorbei.«
    »Schön, dass du da warst.«
    Es schien nichts mehr zu sagen zu geben, aber wir plauderten noch ein oder zwei Minuten, um unsere Befangenheit zu überspielen. Wir lächelten uns an, doch es war Dr. Whiteagles falsches Lächeln. Sie bewunderte meinen Garten – das üppige Basilikum, den Thymian.
    »Warum nimmst du nicht etwas davon mit nach Hause?«, schlug ich vor.
    »Nein, ich esse immer auswärts«, sagte sie. »Ich bin eine schreckliche Köchin.«
    Im Radio lief ein Werbespot, während ich sie zur Gartentür brachte. Ein Sprecher pries eine neue Wunderdroge an, die das Haar dichter und schneller wachsen ließ.
    »Seien Sie jünger. Wirken Sie jünger. Jetzt werden Sie wissen, was sie denkt, wenn sie Sie ansieht«, verkündete er.
    Gabrielle fuhr ein BMW-Cabrio, dasselbe Modell, das ich bei Lenox gehabt hatte. Es war rot, das Verdeck offen. Lederpolster. Als sie sich in den Wagen setzte, sah sie aus wie ein leibhaftiger Werbespot. Ich vermisste den BMW nicht. Ich wünschte ihr alles Gute. Sie ließ den Motor an.
    Ich ging zurück ins Haus.
    In dem Moment war ich froh, dass Chris nicht da war. Ich saß im Wohnzimmer, als wäre ich ganz außer Atem, fühlte das schnelle Pochen meines Herzens. Ich roch Vanille, Kim, aber ich roch auch Gabrielle – das Parfüm, das ihren Wagen eingehüllt hatte. Das wollte ich nicht. Es machte mich wütend. Es gibt Zeiten, da

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