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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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Männer, die sich bei Donna und Gloria gemeldet haben, hauptsächlich der Frau galt und nicht der Studie.
    Warum wir uns in wen verlieben
    Auch die Forscherin Ayala Malach Pines hat den Mechanismus des Sichverliebens weiter untersucht. Dies hat sie zum Beispiel in ihrem Buch »Falling in Love – Why We Choose the Lovers We Choose« beschrieben. Es sind dabei drei psychologische Mechanismen im Spiel:
    1. Irrige Ursachenzuschreibung, wie sie – siehe oben – auch das Brückenexperiment bewies. Ein Gefühl – Angst – wird als ein anderes interpretiert, nämlich Lust und Verliebtheit.
    2. Reizübertragung, womit gemeint ist, dass die Lust sozusagen auf die erstbeste Person übertragen wird, im Brückenexperiment ist es die interviewende hübsche Studentin.
    3. Reaktionsverstärkung, die entsteht, wenn die Situation physischer Erregung, aus welchem Grund auch immer, weiter verstärkt wird. Grundlage dafür ist, dass die »erstbeste« Person tatsächlich anziehend wirkt. Das heißt, die andere Person muss einem schon gefallen, damit eine nachhaltige Reizübertragung vonstattengeht. Erst dann funktioniert die Reaktionsverstärkung beim Verlieben. Und dies insbesondere, wenn man auf die Erfüllung seiner Wünsche warten oder darum kämpfen muss (im Brückenexperiment beispielsweise mussten die Männer eine gewisse Zeit verstreichen lassen, bis sie Gloria oder Donna anrufen konnten). Oder wie der Psychoanalytiker Sigmund Freud es in dem Buch »Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens« ausdrückte: »Es ist leicht festzustellen, dass der psychische Wert des Liebesbedürfnisses sofort sinkt, sobald ihm die Befriedigung bequem gemacht wird. Es bedarf eines Hindernisses, um die Libido in die Höhe zu treiben, und wo die natürlichen Widerstände gegen die Befriedigung nicht ausreichen, haben die Menschen zu allen Zeiten konventionelle eingeschaltet, um die Liebe genießen zu können.« Dieses Prinzip sorgt übrigens dafür, dass zwei junge Menschen, deren Beziehung von den Eltern abgelehnt wird, nun erst recht starke Liebe und großes Verlangen zueinander entwickeln. Auch die Geliebte eines verheirateten Mannes erlebt wegen dessen Unerreichbarkeit eine solche Reaktionsverstärkung.
    Übertragen wir diese Mechanismen auf Mareike, sieht die Geschichte so aus: Mareike war aufgeregt. Beim ersten Treffen war sie emotional geladen aufgrund der ärgerlichen Mitteilungen, deretwegen sie das Haus verließ. Und beim zweiten Treffen war sie aufgrund des Wagnisses, einen fremden Mann zu besuchen und sich auf ungewohnte sexuelle Erlebnisse einzulassen, in einem hochemotionalen Zustand. Als sie dann die Augenbinde herunternahm, war Gerd derjenige, den sie als Erstes erblickte. Sie schrieb ihre starken Gefühle diesem Mann zu, der ihr aber natürlich auch wirklich gefiel.
    Die irrige Ursachenzuschreibung bedeutet hier, dass Mareike ihre Gefühlswallungen (Ärger beziehungsweise Furcht und Ungewissheit) als eine Art Liebe auf den ersten Blick umdeutete. Reizübertragung heißt, die Liebesgefühle wurden auf Gerd übertragen, der gerade als Projektionsfläche zur Verfügung stand, und zu den Reizen hinzuaddiert, die Gerd zweifelsohne per se für Mareike besaß. Zur Reaktionsverstärkung kam es in dieser Geschichte durch die zwei Wartezeiten: Zum einen musste Mareike drei Wochen auf ein erneutes Wiedersehen mit ihrem Schwarm warten. In dieser Zeit malte sie sich Situationen des Wiedersehens in ihrer Fantasie aus. Und als es endlich zum Treffen kam, musste sie wieder warten, mit verschlossenen Augen und in der Ungewissheit, wann es endlich zu der sexuellen Vereinigung kommen würde.
    Re-inszenierte Grausamkeit
    Soweit zu einigen Regeln, nach denen wir jemanden attraktiv finden oder uns verlieben. Die sexuellen Fantasien und Praktiken hingegen kommen auf ganz andere Weise zustande. Sie entspringen nämlich einer klassischen Konditionierung. Bekannt geworden ist diese Form des Lernens durch den russischen Physiologen Iwan Pawlow. Er fand heraus, dass ein natürlicher Reiz, der eine angeborene Reaktion oder einen Reflex auslöst, durch einen beliebigen anderen Reiz ersetzt werden kann: Wird etwa einem Hund Futter angeboten, läuft ihm reflexartig das Wasser im Mund zusammen. Dann verbindet man das Füttern mit einem Signal, etwa einem Glockenton. Mit der Zeit wird auch dann die Speichelproduktion angeregt, wenn der Hund nur die Glocke hört, ohne dass Futter im Spiel ist.
    Die Sexualforschung überträgt die Erkenntnisse dieses

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