Sexy Office Boy. Erotische Romanze (German Edition)
du mehr drauf hast, als Logos zu entwerfen und Broschüren und
Zeugs. Sie weiß, dass du mehr willst. Konzeptionell arbeiten. Ganze Kampagnen
planen.“
Ich
seufzte. Tja. Liza hatte Recht. Ich fühlte mich zu mehr berufen, wollte nicht
als kleine Grafikerin enden. Und mit Mitte Dreißig war es höchste Eisenbahn,
die nächste Stufe zu erklimmen. Sonst fuhr der Karrierezug ohne mich ab. Aber
jetzt war der Weg nach oben erst mal verbaut – von einem Youngster, der aus dem
Nichts aufgetaucht ist. Ich wusste nicht einmal, dass es mehrere Bewerber für
die Stelle gab.
Wut
stieg in mir auf. Blanke, überschäumende Wut. Ich schritt zur Bürotür und riss
sie auf. Betty, die gerade aus dem Kopierkämmerchen kam, starrte mich
erschrocken an.
„Wo
willst du hin?“, rief mir Liza nach und fügte etwas hinzu wie „Mach keinen Scheiß!“
*****
„Und?
Sind Sie jetzt glücklich?“
Wie
eine Wilde war ich in Clarkes Büro gestürmt und hatte mich vor ihm aufgebaut.
Ich war außer Atem, obwohl ich nur rund zehn Meter zurückgelegt hatte und
fühlte, wie meine Wangen prickelten. Ein untrügliches Zeichen, dass sich gerade
hektische Flecken breit machten. Außerdem hatte sich eine Strähne meines
rotblonden Haares gelöst und hing mir trotzig in die Stirn, aber ich
verzichtete darauf, meine Frisur in Ordnung zu bringen. Sollte doch dieser
Emporkömmling von mir denken, was er wollte.
Clarke
hatte sich die Unterlagen zu den aktuellen Kundenprojekten kommen lassen, saß
breitbeinig im Besucherfauteuil und knabberte an einem Apfel.
Er
musterte mich mit kühlem Blick. „Ja, danke der Nachfrage. Ich bin da, wo ich
hinwollte.“
Dieser
arrogante Schnösel!
Ich
schnaubte und starrte aus dem Fenster, die Hände in die Hüften gestemmt. Mein
Blut kochte und ich war dermaßen wütend, dass ich keinen klaren Gedanken
zustande brachte. Und allmählich wurde mir bewusst, welch jämmerliche Figur ich
abgab.
Ich
schnaubte noch einmal, ziemlich laut und ziemlich verzweifelt.
„Wie
heißen Sie überhaupt?“ Clarke stand auf und kam auf mich zu.
Diese
Präsenz. Diese wilde, animalische Präsenz.
Diesmal
war ich es, die zurückwich. Aus Angst, dass sich mein Zorn auf unheilvolle
Weise mit meinen Gefühlen für ihn vermischte. Das würde eine verdammt explosive
Mischung abgeben, wie ich schon einige Male erfahren hatte.
„Audrey.“
„Gut,
Audrey. Und jetzt verraten Sie mir mal, was Sie dermaßen aufregt, dass Sie wie
eine Furie in mein Büro platzen.“
Er
stand ganz nah vor mir, viel zu nah, und sah auf mich herab. Dieser Blick –
forschend, verärgert und so unwahrscheinlich warm. Seine Lippen waren
entspannt; die Unterlippe hatte ein süßes Grübchen in der Mitte.
Ich
fühlte, wie meine Wut verdampfte. Sie löste sich in Nichts auf, einfach so, und
trotz aller Anstrengung gelang es mir nicht, sie zurückzuholen. Mist.
„Es
tut mir leid, Clarke“, druckste ich herum, auf einmal wieder ein stilles
Mäuschen. „Ich … ich …“ Und während ich mir das Hirn zermarterte, um eine
halbwegs plausible und rationale Erklärung herbeizuzaubern, sagte er etwas, das
sich wie eine eiskalte Dusche anfühlte.
„Einen
aufreizenden BH tragen Sie da …“
Ich
stutzte, sah an mir herunter und erstarrte. Ein Knopf meiner Bluse hatte sich
aus dem Staub gemacht und gab den Blick auf meine Unterwäsche frei.
*****
„Ich
hab mich dermaßen zum Narren gemacht. Ich kann meinen Schreibtisch nie wieder
verlassen. Du musst mir regelmäßig Essen bringen, versprichst du mir das?“ Ich
war wie ein Blitz in mein Büro gesaust und hatte die Tür hinter mir
zugeschlagen. Mein Herz raste und mir war, als würden strahlend gelbe Pünktchen
auf meiner Netzhaut tanzen.
Liza
lachte und nahm mich in den Arm. „Alles halb so wild, Süße. Dir ist es bestimmt
viel schlimmer vorgekommen, als es eigentlich war. Beruhig dich.“
Doch
ich konnte mich nicht beruhigen. Es war einfach alles zu viel. Der geplatzte
Traum vom Karriereschub, dieser Mann, der mich auf hundertachtzig brachte und
mich zugleich magnetisch anzog und mit dem ich künftig eng zusammenarbeiten
würde. Sehr eng.
Warum
konnte mein Leben zur Abwechslung nicht mal glatt laufen?
*****
Am
nächsten Tag führte Alex den neuen Creative Director durch die Agentur.
Ich
versuchte, dem Gespann so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Ich verbrachte
unnötig viel Zeit auf der Toilette, verschanzte mich hinter dem Telefon, packte
die Gießkanne und versteckte mich hinter den Zwergpalmen auf
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