SGK232 - Feuerhexen über New York
einer
Droge. Die Frau wirkte abwesend und schien nur einen Wunsch zu haben, so
schnell wie möglich sich von der Menschenansammlung zu entfernen.
Die Tatsache, daß die Fremde in Gedanken versunken einfach auf die
belebte Straße gelaufen war, gab dem PSA-Agenten ebenfalls zu denken.
»Ich möchte Sie nicht zu Fuß weitergehen lassen«, machte Larry
Brent sich noch mal bemerkbar. »Ich bringe Sie gern auch vom Krankenhaus wieder
fort an Ihr Ziel. Aber es wäre doch besser, wenn Sie sich untersuchen ließen .«
»Ich bin nicht verletzt. Fahren Sie ruhig weiter .« ,
fiel sie ihm mit eisiger Stimme ins Wort. Anne Joplin wandte sich um, bahnte
sich einen Weg durch die Menschenmenge, die bereitwillig eine Gasse öffnete,
und lief auf dem Gehweg weiter, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.
Achselzuckend kehrte Larry zu seinem Wagen zurück.
»Da kann man nichts machen«, ließ der Mann ihn wissen, der auf die
Straße gesprungen war. »Sie ist recht merkwürdig. Wahrscheinlich hat sie etwas
getrunken. Das würde verständlich machen, wieso sie bei Rot über die Straße
wollte .«
Larry Brent entgegnete nichts mehr auf diese Bemerkung. Er nahm
seinen Platz hinter dem Steuer ein, startete und kam gerade noch bei Grün über
den Zebrastreifen.
Die aufgeschlossenen Wagen mußten warten.
Larry Brent fuhr nicht schnell. Er blieb auf der rechten Fahrspur
und ließ die unbekannte, dunkelhaarige Frau, die er fast überfahren hätte,
nicht aus den Augen.
Er überholte die Verfolgte, beobachtete sie im Rückspiegel und kam
zu dem Schluß, daß man diese Frau wegen ihres Zustandes nicht unbeobachtet
lassen durfte.
An der nächsten Straßenecke stoppte er, parkte sein Fahrzeug halb
auf dem Bürgersteig und verließ den Lotus.
Sich diesmal nach beiden Seiten umsehend und auch die Ampel
beachtend, überquerte die Frau die Straße.
Larry Brent begann zu rennen, um mit den Menschen noch über die
Fahrbahn zu kommen, ehe die Ampel wieder Rot zeigte.
Auf der anderen Straßenseite gab es mehrere dicht
beieinanderliegende Geschäfte und Gaststätten. Direkt an der Ecke stand ein
China-Restaurant, davor war wieder eine Ampel, doch außer Betrieb. Die Straße
war gesperrt, weil auf der anderen Seite ein Neubau entstand.
Es handelte sich um ein mehr als dreißigstöckiges Gebäude aus Fertigbauteilen,
das zur Hälfte bereits mit einer dunklen, matt schimmernden Fläche, die wie
Metall aussah, überzogen war.
Larry Brent sah, wie die Unbekannte die gesperrte Straße
überquerte und hinter dem mit bunten Plakaten beklebten Bauzaun aus Brettern
verschwand.
Auf dem Bau selbst wurde nicht mehr gearbeitet.
Die Maschinen standen still, zwei Kräne flankierten den vorderen,
mit Metallstreben versperrten Eingang. Kein Mensch achtete auf Anne Joplin. Nur
Larry Brent folgte ihr.
Der sandige Boden jenseits des Bauzauns knirschte unter seinen
Füßen.
Er nahm gerade noch wahr, wie Anne Joplin unter den Metallstreben
im großen Eingang des zukünftigen Bürohochhauses verschwand.
Was wollte die Frau hier, wo niemand mehr arbeitete?
Unter normalen Umständen hätte man ihr zugute gehalten, daß sie
vielleicht einem Verwandten vielleicht sogar ihrem Mann eine Nachricht
überbringen wollte. Aber hier war keiner, der auf sie wartete.
Oder doch?
Wie ein Schatten blieb Larry Brent alias X-RAY-3 an den Fersen der
Verfolgten.
Im grauen Staub des breiten, kahlen Korridors waren viele
Fußspuren zu sehen.
Die stammten nicht nur von der Frau. Es waren auch Fußabdrücke
jener Arbeiter dabei, die in diesem Bau zu tun hatten.
Kahl gähnten ihn die leeren Türlöcher an, die in die einzelnen
Räume führten, von denen einige die Ausmaße eines Saales hatten.
Das Innere des riesigen Gebäudes war ein einziges Labyrinth aus
Gängen, Korridoren, Treppenaufgängen und Aufzugsschächten.
Die Schächte waren nur oberflächlich durch quergestellte
Metallstreben gesichert. Die Gefahr, daß jemand hineinstürzte, war immer
gegeben.
Anne Joplin ging über die Treppe nach oben.
Lautlos folgte ihr Brent.
Die junge, dunkelhaarige Frau hatte zielstrebig diesen Ort
aufgesucht. Das mußte einen Grund haben. Die Art, wie sie sich verhielt, ließ
ohne weiteres den Schluß zu, daß sie nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte
war. Sie ging bis zum zwanzigsten Stock.
Larry machte die Belastung des Treppensteigens nichts aus. Am
Tempo seiner Schritte jedoch merkte er, daß die junge Frau immer langsamer
wurde, nachdem sie die ersten zehn Etagen recht flott
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