Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
ERSTES
BUCH
ERSTE WOCHE
KAPITEL 1
Juli
New York City
Die
Bomben, die hoch über der Fifth Avenue auf dem Dach des Redman
International-Gebäudes angebracht waren, würden in fünf Minuten hochgehen.
Aber
noch schien das Gebäude mit seinen dicken Glaswänden, die den dichten
spätmorgenlichen Verkehr auf der Fifth Avenue widerspiegelten, voller Leben und
Bewegung.
Auf
einem Gerüst in der Mitte des Gebäudes waren Männer und Frauen dabei, das
riesengroße rote Samtband aufzuhängen, das bald sechzehn der neunundsiebzig
Stockwerke von Redman International abdecken würde. Hoch oben auf dem Dach
brachte ein Beleuchtungsteam zehn Scheinwerfer in Position. Und drinnen
verwandelten fünfzig geübte Dekorateure die Eingangshalle in einen festlichen
Ballsaal.
Celina
Redman, die die gesamte Veranstaltung überwachte, stand mit verschränkten Armen
vor dem Gebäude. Ein Strom von Menschen schob sich an ihr auf dem Gehweg
vorbei, ein paar von ihnen blickten hinauf zu dem Band, andere blieben stehen
und sahen sie überrascht an. Sie versuchte, sie nicht zu beachten, versuchte,
sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und in der Menge unterzutauchen; aber das
war schwer, denn gerade an diesem Morgen waren ihr Gesicht und dieses Gebäude auf
der Titelseite jeder bedeutenden New Yorker Zeitung zu sehen gewesen.
Sie
bewunderte das Gebäude, das vor ihr stand.
An
der Ecke von der Fifth Avenue und der Neunundvierzigsten Straße gelegen, war
das Redman International-Gebäude das Resultat von einunddreißig Jahren Arbeit
im Leben ihres Vaters. George Redman hatte das Redman International im Alter
von sechsundzwanzig Jahren gegründet; heute war es eines der führenden
Großkonzerne weltweit. Es schloss eine kommerzielle Fluggesellschaft ein sowie
Büro- und Wohnungsanlagen, Textil- und Stahlwerke und bald auch die WestTex
Incorporated – eines der größten Transportunternehmen des ganzen Landes. Alles,
was George Redman mit diesem Gebäude in der Fifth Avenue noch im Weg stand, war
die Zukunft. Und so wie es aussah, war sie so strahlend wie die Diamanten, die
Celina an diesem Abend tragen würde.
„Die
Scheinwerfer sind fertig, Miss Redman.”
Celina
drehte sich um und sah sich Hal Roberts gegenüber, einem Mitglied des
Beleuchtungssteams. Später am Abend sollten die Scheinwerfer das rote Band
beleuchten. „Probieren wir’s aus.”
Der
Mann griff nach seinem Mobiltelefon, das mit einem Clip an seinem Gürtel befestigt
war. Während er den Männern auf dem Dach die Anweisung zum Einschalten gab,
ging Celina die Liste auf ihrem Klemmbrett durch und fragte sich, wie sie bis
zum Beginn der Party alles erledigt bekommen sollte.
Aber
sie würde es schaffen. Ihr ganzes Leben lang war sie von ihrem Vater dazu
erzogen worden, unter Druck zu arbeiten. Der heutige Tag war lediglich eine
weitere Herausforderung.
Hal
nickte ihr zu. „Gleich geht’s los,” sagte er.
Celina
steckte sich das Klemmbrett unter den Arm und schaute zum Dach hinauf. Sie
dachte, dass sie aus dieser Entfernung nie sehen würde, ob sie funktionierten,
als drei der zehn Scheinwerfer plötzlich explodierten und in Flammen aufgingen.
Einen
Moment lang war sie wie gelähmt.
Tausende
von gezackten Glassplittern stürzten auf sie herab; sie funkelten in der Sonne.
Sie
konnte sehen, wie sich eine große Wolke von schwarzem Rauch über dem Gebäude
blähte.
Und
Feuer, das toste und sich in den Himmel wand.
Und
einer der Scheinwerfer flog durch die Luft und ihr und dem Pflaster entgegen.
Jemand
packte sie und zog sie gerade in dem Augenblick in Sicherheit, als der
Scheinwerfer an ihr vorbeirauschte und auf dem Gehsteig aufprallte, das
Pflaster sprengte und in einem feuerroten Funkenregen explodierte. Einen Moment
lang war alles still – und dann folgte das Glas mit einem
ohrenbetäubenden Lärm.
Starr
vor Angst stand sie gegen das Gebäude gepresst und beobachtete, wie der Verkehr
auf der Fünften einen Schlenker nach rechts machte, weg von dem heruntergefallenen
Scheinwerfer, und zu einem chaotischen Halt kam. Außer dem knirschenden
Geräusch, das Metall macht, wenn es auf Metall trifft, dem schrillen Hupen und
den angstvollen Schreien der Fußgänger, von denen einige Schnittwunden durch
das herabfallende Glas davongetragen hatten, war nichts zu hören.
Hal
stand auf der Straße, schaute zum Dach hinauf und schrie etwas in sein Telefon.
Sein Gesicht war gerötet. Die Sehnen in seinem Nacken waren hervorgetreten. Es
gab
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