Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)
kleiner als Mina, war die Frau schlicht und einfach schön. Helles Haar kräuselte sich in ihrem Nacken. Ringellöckchen, perfekt eingedreht, umspielten ihr Gesicht.
Krach. Weitere gebrüllte Flüche.
Sie zuckte nicht einmal zusammen. Stattdessen fragte sie munter: »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?«
Mina folgte ihr quer durch die Eingangshalle in den Salon direkt gegenüber Marks Arbeitszimmer.
Die kleinere blonde Frau stellte das Tablett auf einen Tisch. Mit einer Drehung ihrer Schultern begrüßte sie Mina erneut. »Ich bin so froh, Sie kennenzulernen. Mark, verheiratet? Sie können nicht einfach irgendeine Frau sein, wenn Sie sein Herz erobert haben.«
Mina lächelte. Sie hatte sein Herz erobert. Nach ihrer letzten gemeinsamen Nacht hatte sie keinen Zweifel daran. Tage nach ihrer Hochzeitszeremonie waren sie ohne jeden Zweifel wahrhaft Mann und Frau geworden. Trotz der drohenden Gefahr erschien das Leuchten der Liebe warm in ihren Wangen.
Sie trat näher an die Frau heran. »Es ist klar, dass Sie wissen, wer ich bin, aber ich fürchte, ich tappe ein wenig im Dunkeln, was Ihre Identität betrifft.«
Sie lachte. »Natürlich. Wie unhöflich von mir. Ich bin Elena, Lady Black. Lord Black ist mein Ehemann.«
»Lord Black.« Mina verkrampfte sich. Mark hatte den älteren Schattenwächter bei verschiedenen Gelegenheiten erwähnt, immer in dem Sinne, dass dieser Schattenwächter, wenn er aus dem Inneren Reich zurückkehrte, Mark ermorden würde. Selene hatte ebensolche Befehle erhalten. Umkreisten sie ihn jetzt alle wie die Geier?
»Oje. Ich kann sehen, dass ich Sie aufgeregt habe.« Elenas Lächeln verblasste. Sie ließ sich auf das Sofa nieder und klopfte auf das Kissen neben ihr. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
Mina nahm tatsächlich Platz, aber nur weil der Raum sich so wild um sie drehte. Mit einem Stirnrunzeln begegnete sie dem Blick der anderen Frau.
»Warum sind Sie und Lord Black hier?«
»Weil sie mir helfen werden«, sagte Mark von der Tür aus.
Ein anderer Mann erschien hinter ihm, genauso hochgewachsen wie Mark. Sein Haar war dunkler als die Nacht. Intensive graue Augen ruhten auf Mina. Ein kalter Schauder durchzuckte sie, als könne er sie mit einem einzigen Blick vollkommen durchschauen.
»Gute Wahl, Alexander.«
Mark zwinkerte Mina zu.
Mina runzelte verwirrt die Stirn. »Wie meinst du das, sie werden dir helfen? Du hast mir immer erzählt, dass Archer zu fürchten sei.«
Archer stieß Mark den Ellbogen in die Rippen. »Das haben Sie gesagt? Ich fühle mich geschmeichelt.«
Mark verdrehte die Augen.
Elena berührte ihre Hand. »Archer hat die Ahnherren gebeten, den Befehl zu Marks Ermordung auszusetzen. Sie haben sich dem verweigert und Selenes Bitte entsprochen.«
»Ich finde es schrecklich«, sagte Mina stirnrunzelnd, »dass sich eine Schwester freiwillig meldet, ihren Bruder zu ermorden. Ihren Zwilling, nichts Geringeres. Sie ist gestern Nacht ins Haus gekommen, nur um mich mit ihren bösartigen Befehlen zu verhöhnen.«
Mark schaltete sich ein: »Aber von uns als Schattenwächtern wird erwartet, dass wir bösartig sind. Furchteinflößend. Gnadenlos. Ich verstehe die Herausforderung und verüble es ihr nicht.«
Archer nickte zustimmend und hielt ein Stück Pergament hoch, das mit einem dreieckigen schwarzen Siegel abgestempelt war. »Jedoch aufgrund besonderer Umstände haben sie Elena und mir die Erlaubnis gewährt, Mark mit allen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, zu helfen.« Er deponierte das Dokument auf dem Beistelltisch und trat vor das Erkerfenster.
Minas Blick wanderte zwischen ihrem Mann und dem dunkleren Schattenwächter hin und her. »Welche besonderen Umstände?«
»Weil Mark sich vor sechs Monaten geopfert hat und sich dem Prozess der Transzendierung auslieferte, um den Auftrag zur Rettung Archers zu erfüllen«, offenbarte Elena mit leiser Stimme. »Nicht nur der Rettung Archers, sondern auch seiner Schwester und meiner und der ganzen Stadt London. Er hat sich selbst zum Wohl von vielen geopfert.«
»Sie übertreiben gewaltig«, gab Mark zurück. Seine Wangen nahmen eine rötliche, maskuline Schattierung an.
»Ich übertreibe nicht«, murmelte sie in Minas Richtung. »Wäre Ihr Mann nicht gewesen, wäre Archer heute nicht hier, und ich wäre es auch nicht. Die Ahnherren sind trotz ihrer Zurückhaltung dankbar. Archer hat sie überredet, Mark mit dieser letzten Chance zu belohnen.«
Mark kam näher und berührte Minas Nacken. »Die Spannen
Weitere Kostenlose Bücher