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Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte

Titel: Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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ertragender Gesang. Ich fiel auf die Knie, wie die anderen. Wer kennt schon die Lieder, die die Sirenen singen? Wer kennt die Lieder, die für den edlen Odysseus gesungen worden waren? Wir wussten es jetzt, und ich werde diese Melodie für immer in meinen Albträumen hören.
    Weil ich angesichts dieses Gesangs ein Nichts war. Nichts, was eine Bedeutung hatte.
    Die Sirene rief und wir alle rutschten auf unseren Knien vorwärts und starrten dieses lebendige, aus Fleisch und Blut bestehende Wesen, das über uns aufragte, anbetend an. Selbst der Blaue Elf hatte seine Angel fallen und sich von dem Gesang fangen lassen, der einem an die Seele ging. Ich konnte meine Umgebung kaum sehen oder das raue Gras, das meine Knie aufriss. Die Sirene wollte uns, aber für nichts Gutes. Der Tod wäre noch das Freundlichste, was uns passieren würde, wenn die Sirene uns einmal an ihren unversöhnlichen Busen gedrückt hatte. Ich wusste das, doch es kümmerte mich nicht. Ich wollte sie für immer anbeten, mit meinem ganzen Körper, bis ich daran starb.
    Nur … da war eine andere Stimme in meinem Kopf und in meinem Herzen; ich hatte noch ein anderes Gesicht vor Augen. Meine Molly, meine süße Molly Metcalf, die mir schon vor langer Zeit ihr Zeichen aufgedrückt hatte. Sobald ich an sie dachte, konnte ich den eiskalten Torques um meinen Hals fühlen, der versuchte, mich zu warnen - und diese beiden Gedanken gemeinsam gaben mir die Kraft, die ich brauchte, um anzuhalten. Ich wandte langsam meinen Kopf und blickte fort von der schrecklichen, wundervollen Gestalt vor mir. Sie war alles, was ich immer hatte haben wollen. Es wartete direkt hier vor mir, und ich kämpfte mit jedem Quäntchen meiner Kraft und meines Willens, den ich hatte, dagegen an. Schließlich hatte ich meinen Kopf abgewandt. Mein ganzer Körper zitterte und bebte vor Anstrengung und ich sah ein anderes Gesicht, das zu mir hinsah.
    Der Blaue Elf hatte ebenfalls aufgehört, sich auf die Sirene zuzubewegen und sein Gesicht von ihr abgewandt. Vielleicht aufgrund seiner Natur, vielleicht weil er ebenfalls einen goldenen Torques trug, vielleicht weil er ein halber Elb war. Oder vielleicht war er auch einfach nur stur, so wie ich.
    Wir sahen einander an, und langsam wandte ich meinen Blick auf die Angel, die - fallen gelassen - vor dem Blauen Elfen lag. Er sah ebenfalls dorthin, und mit letzter Kraft griff er danach und warf sie in den goldenen Teich.
    Die Leine straffte sich sofort wieder, zog an dem fleischigen, orchideenartigen Kopf der Sirene und lenkte sie so ab. Ich zwang mich, aufzustehen, wandte der Sirene meinen Rücken zu und taumelte hinüber zur Kommunikationsstation. Ich musste den Gesang aufnehmen, bevor sie wieder in den Tiefen verschwand. Ich murmelte die aktivierenden Worte, und im nächsten Moment floss meine Rüstung über mich hinweg, versiegelte und schützte mich vor der Welt. Die seltsame, goldene Materie hüllte mich von Kopf bis Fuß ein, und plötzlich war das Lied der Sirene nichts weiter als Lärm. Ich hieb auf die Aufnahmetaste und wandte mich schnell um, um zu sehen, was weiter passierte.
    Die Sirene war nicht länger an diese Welt hier gebunden, aber sie wollte dennoch nicht gehen. Man hatte ihr getrotzt, und das machte sie wütend. Sie hatte eine schier unendliche Nahrungsquelle gefunden und gedachte nicht, zurückgewiesen zu werden. Sie ragte hoch über uns auf, flammend und pulsierend; und selbst durch die Schutzfilter meiner goldenen Maske war diese extreme und furchtbare Kreatur das Schönste, was ich jemals gesehen hatte. Der Blaue Elf war auf den Füßen, aber schon wieder halb gebannt von ihrem Gesang. Die anderen waren der Sirene jetzt schon sehr nah. Also blieb nur ich übrig. Weil das der Job eines Droods ist: der Letzte zu sein, der es noch drauf hat, sich zwischen die Menschheit und all die Gefahren, die von außen auf sie eindringen, zu stellen.
    Ich ging schnurstracks zur Sirene hin und hieb ihr mit meiner dornengespickten gerüsteten Hand in die Seite. Meine Faust stieß durch die pulsierende, glitschige Substanz und mein gerüsteter Arm sank bis zur Schulter in den veränderlichen Körper hinein. Die Sirene kreischte; ein schrecklicher, schmerzerfüllter Laut, der die Wirkung ihres Gesangs in einem Augenblick zunichte machte. Die anderen krabbelten hastig vom Teich fort, fort von dem, was sie noch vor einem Moment angebetet hatten. Die Sirene tauchte in den glühenden goldenen Teich hinab und wieder in die dimensionalen Tiefen

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