Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
mehr Freiheit in der Auslegung der alten Regeln. Ich war erleichtert zu sehen, dass Molly genug Magie hatte sammeln können, um ihren Arm und die gebrochene Hand zu heilen, auch wenn sie für meinen Geschmack noch etwas zerbrechlich aussah. Doch sie stopfte sich schon wieder mit Pilzpasteten vom Buffet voll.
Ethels vertrauter roter Glanz füllte das Sanktum, aber die früher so erfrischenden und belebenden Energien ihrer Manifestation waren jetzt entschieden geschwächt.
»Ethel?«, fragte ich. »Du scheinst etwas blass. Ist alles in Ordnung?«
Ich weiß nicht, erwiderte sie. Ist wirklich alles vorbei, Eddie?
»So ziemlich«, sagte ich. »Jetzt müssen nur noch die Scherben aufgelesen und lose Enden verknüpft werden.«
Es gab Verräter und Mörder hier im Herrenhaus, und ich habe das nicht gewusst. Die Droods stehen unter meinem Schutz. Ich habe euch im Stich gelassen.
»Wir können alle getäuscht werden, Ethel. Das passiert den besten von uns.«
Ich wusste nicht, dass Menschen so ... hinterlistig sein können. Ich muss darüber nachdenken.
Ich überließ Ethel ihren Überlegungen und ging hinüber zu Molly und dem Buffet, doch Harry trat mir in den Weg. Wir nickten einander argwöhnisch zu. Er schob sein eulenartiges Drahtgestell von Brille mit einer Fingerspitze zurecht und betrachtete mich nachdenklich.
»Wir werden bald reden müssen, Eddie«, sagte er mit seiner vernünftigsten Stimme. »Darüber, wer den Platz unserer lieben, verschiedenen Großmutter einnimmt. Jemand muss die Kontrolle über die Familie haben.«
»Wir werden eine Wahl organisieren, sobald sich die Familie von den diversen Traumata erholt hat«, meinte ich. »Wir waren in deiner Abwesenheit ziemlich beschäftigt.«
»Eine Wahl?«, fragte Harry. »Ja, nun, ich glaube, das ist zumindest eine Möglichkeit.«
Er gesellte sich zu Roger Morgenstern am Buffet, wo sie sich kurz küssten, bevor sie einander abwechselnd mit verschiedenen delikaten Sushis fütterten. Ich sah, dass der Waffenmeister allein dastand und misstrauisch auf etwas Blasses herabsah, das sich auf einem Cocktailspieß wand. Ich wappnete mich und ging zu ihm hinüber.
»Onkel Jack ...«
»Du hast ihn getötet, nicht wahr?«, sagte der Waffenmeister und sah mich dabei nicht an.
»Ja«, sagte ich. »Er hat mir keine Wahl gelassen.«
Der Waffenmeister seufzte kurz. »Nein, das hätte er nicht getan.« Er sah mich direkt an. »Sag mir, dass er sich tapfer geschlagen hat.«
»So gut man das erwarten konnte«, entgegnete ich. »Er hat standgehalten und bis zum Ende gekämpft.«
Der Waffenmeister schüttelte langsam den Kopf. »Ich dachte, das würde eine Rolle spielen, aber das tut es nicht.« Er steckte sich das Ding auf dem Spieß in den Mund und kaute grimmig darauf herum. »Wir haben den Drachenkopf draußen zur Nordgrenze gebracht und dort begraben. Er hatte sich daran gewöhnt, bedeckt zu sein, und fühlte sich an der frischen Luft irgendwie nackt. Brauchte ein Dutzend Männer und einen ganzen Tag, um das hinzukriegen, aber andererseits: Wofür hat man denn Laborassistenten. Ich bin sicher, das tut ihnen gut. Im Moment sitzen unsere besten Historiker bei dem Drachen, reden mit ihm und fertigen Notizen an. Dieser Drache hat zu seiner Zeit eine Menge gesehen, bevor und nachdem er geköpft wurde. Übrigens, ich finde, er ist für einen Drachen eine überraschend liebenswerte Kreatur. Dass er jahrhundertelang unter einem Berg zubrachte, immer geringer wurde, aber nicht sterben konnte, hat wohl viel dazu beigetragen, ihn weichzuklopfen. Jetzt ist er froh, wenn er Gesellschaft hat.« Er sah mich streng an. »Aber du, du kannst nicht weiterhin alle möglichen Leute hier zu Hause anschleppen, Eddie. Der Gedanke gereicht dir zur Ehre, aber wir haben einfach nicht so viel Platz.« Plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Auf der anderen Seite könnten wir vielleicht theoretisch seinen Körper nachwachsen lassen! Und den Kopf wieder drannähen, natürlich. Wir könnten dann wirklich hocherhobenen Kopfes rumspazieren, mit unserem persönlichen Drachen! Selbst diese Rotzlöffel von den London Knights haben nicht ihren höchsteigenen Drachen! Wenn er nur nicht schon so lange tot wäre ... Na ja, das macht es eben nur etwas schwieriger. Ich liebe Herausforderungen ...«
»Wo wir grade davon reden«, sagte ich. »Was machen die Hand des Ruhms und die Überreste des Robothundes?«
Jetzt strahlte er mich förmlich an. »Du verwöhnst mich, Eddie. Sonst bringst du mir keine
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