Shane Schofield 03 - Operation Elite
gefährlicheren Hieben auszuweichen.
Nach den Strapazen der vergangenen vierundzwanzig Stunden, dem Absturz der X-15 und dem Abtransport nach Frankreich war sein Energievorrat jedoch nahezu erschöpft.
Deshalb neigte er sich bei einem Hieb zu weit vor.
Wexley stieß unerbittlich in die Bresche und versetzte ihm einen Faustschlag auf die Nase, die jeden anderen Mann getötet hätte. Schofield taumelte, schaffte es aber, noch im Fallen einen mörderischen Treffer auf Wexleys Adamsapfel zu landen.
Beide Männer fielen zu Boden - Wexley lag keuchend im offenen Eingang, während Schofield neben ihm am Türrahmen zusammengesackt war.
Wexley richtete sich stöhnend auf die Knie und zog ein Warlock-Jagdmesser aus dem Stiefel.
»Zu spät, Arschloch«, sagte Schofield.
Seltsam dabei war, dass er keine Waffe in Händen hielt. Er hatte etwas Besseres: Killians Fernsteuerung.
»Das ist für McCabe und Farrell«, sagte er und drückte eine Taste.
Sogleich donnerte die Stahltür aus der Decke, krachte wie eine Ramme auf Wexleys Kopf nieder, schmetterte ihn gegen den Steinboden - Krack! - und zerquetschte ihn.
Als Wexley tot war, wandte Schofield sich dem Mann zu, um den es ihm eigentlich ging. Er stand hinter dem Schreibtisch. Jonathan Killian.
Knight kämpfte noch mit Delacroix, als er sah, dass Schofield sich Killian näherte.
Nicht dass Knight sich um Killian gesorgt hätte. Weit gefehlt. Er machte sich Sorgen um Schofield.
Doch er kam nicht weg von Delacroix ...
Schofield blieb direkt vor Killian stehen.
Der Gegensatz hätte nicht größer sein können. Schofield war verdreckt, blutverschmiert, mit blauen Flecken übersät und völlig erschöpft. Killian dagegen war abgesehen vom abgerissenen Ohrläppchen und der verletzten Hand nach wie vor relativ adrett und sauber, der Anzug makellos.
Hinter ihnen gähnte die Öffnung des geborstenen Panoramafensters, durch das man auf den Atlantik blickte.
Draußen tobte ein Sturm. Blitze zerrissen den Himmel. Regen peitschte durch die Fensteröffnung.
Schofield musterte Killian emotionslos.
Als er unverwandt schwieg, setzte Killian ein affektiertes Grinsen auf.
»Nun, Captain Schofield? Was haben Sie jetzt vor? Wollen Sie mich töten? Ich bin ein wehrloser Zivilist. Ich habe keine militärische Ausbildung genossen. Ich bin unbewaffnet.« Killians Augen wurden schmal. »Aber ich glaube, Sie können mich gar nicht töten. Wenn Sie mich jetzt im Dienst kaltblütig töten würden, wäre dies mein letzter Sieg und vielleicht meine größte Leistung. Denn es würde lediglich eines beweisen: dass ich Sie gebrochen habe. Ich habe den letzten guten Menschen der Welt zu einem kaltblütigen Mörder werden lassen. Dabei habe ich doch lediglich ihre Freundin getötet.«
Schofield hielt Killians Blick stand.
Seine ganze Erscheinung war unnatürlich ruhig.
Als er sein Schweigen schließlich brach, klang seine Stimme leise, gefährlich.
»Sie haben mal gemeint, Westler hätten kein Verständnis für Selbstmordattentäter«, sagte er langsam. »Weil Selbstmordattentäter keinen Wert auf Fairness legten. Für einen Selbstmordattentäter sei der Kampf bedeutungslos, weil er einen viel wichtigeren Krieg gewinnen wolle: einen psychologischen Krieg, in dem der verliert, der im Zustand des Entsetzens oder der Angst stirbt - gegen seinen Willen.« Schofield stockte. »Während der gewinnt, der für den Tod emotional bereit ist.«
Killian runzelte die Stirn.
Schofield zuckte mit keiner Wimper, auch nicht, als ein abgrundtief fatalistisches, nihilistisches Lächeln in seine Züge trat.
Dann packte er Killian grob beim Hals, zog den Milliardär dicht an sich heran und knurrte: »Sie sind emotional nicht bereit zu sterben, Killian. Ich schon. Und deshalb werde ich siegen.«
»Allmächtiger, nein ...«, stammelte Killian, als er begriff, was Schofield vorhatte. »Nein!!!«
Den kreischenden Jonathan Killian mit sich ziehend, trat Shane Schofield durch das geborstene Panoramafenster in den Sturm hinaus und beide Männer - der Held und der Schurke - stürzten aus hundertzwanzig Metern Höhe auf die zerklüfteten Felsen hinab.
In dem Moment, als Schofield Killian zu sich herzog, stürzte sich Aloysius Knight auf Delacroix.
Ein rascher Ausfallschritt nach links hatte Delacroix veranlasst, eins seiner Messer tief in die holzgetäfelte Wand zu stoßen - was Knight eine Atempause verschaffte, sodass er den Schneidbrenner von der Mehrzweckweste lösen, ihn Delacroix in den Mund
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