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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wurden wieder stumpf.
    Sie wandten sich zu dem Schatten des Risses um und begannen, auf die Öffnung des engen Durchganges zuzuklettern. Schließlich gelangten sie hinein. Die Felsenklippe erhob sich rund um sie herum, und der Wind blies von den Höhen Killeshans in rauhen, schnellen Stößen herunter wie das Geräusch von etwas Atmendem. Es war kalt in dem Durchgang, und die Fahrenden wickelten sich fest in ihre Umhänge. Regen fiel in plötzlichen Wolkenbrüchen und hörte wieder auf, und der Vog ergoß sich in undurchdringlichen Wellen die Felsen hinab.
    Die Dämmerung war schon hereingebrochen, als sie das Ende des Risses erreichten. Sie standen am Rande eines Tales, das sich bis zur letzten Erhebung des Killeshan erstreckte. Es war ein Kessel voller Grün, der in der Ferne von einem Waldstreifen begrenzt wurde. Die Bäume reichten bis zu den kahlen Lavafelsen der hohen Hänge dahinter. Das Tal war breit und neblig, und es war unmöglich, zu erkennen, was darin lag. Weit im Osten konnte man das schwache Schimmern eines Wasserlaufes ausmachen, der sich durch den Dunst und zwischen akazienbestandenen Hügeln hindurchschlängelte. Jenseits des Flusses ragten Bergkämme auf, die von schwarzen Strömen narbiger Felsen gesäumt waren. Über der Talfläche lag Stille.
    Sie schlugen ihr Lager im Schutze des Durchgangs unter einem Überhang auf, der dem Tal gegenüber lag. Die Nacht brach schnell herein, und da der Himmel so vollständig ihrem Blick entzogen war, verwandelte sich die Welt um sie herum in beängstigendes Schwarz. Die Stille der Dämmerung machte bald einem Wirrwarr rauher Töne Platz - dem unterbrochenen, kaum wahrnehmbaren Rumpeln des Killeshan, dem Zischen von Dampf aus Rissen in der Erde, aus denen die Hitze des Vulkaninneren hervorbrach, dem Grunzen und Grollen jagender Lebewesen, dem plötzlichen Schreien, wenn etwas starb, und wilden Flüstern, wenn etwas anderes floh. Stresa rollte sich zu einer Kugel zusammen, lag mit dem Kopf zur Dunkelheit hin und konnte in dieser Nacht nicht so schnell einschlafen. Wren und Garth saßen nahe bei ihm. Sie fühlten sich ängstlich und unbehaglich und fragten sich, was wohl vor ihnen lag. Sie waren ihrem Ziel jetzt nahe, die Fahrende konnte das spüren. Die Elfen waren nicht mehr weit. Sie würden sie bald finden. Manchmal glaubte Wren, durch die Schwärze und den Dunst das Leuchten von Feuern wie blinzelnde Augen in der Nacht erkennen zu können. Die Feuer waren weit entfernt. Sie glommen wohl jenseits des Tales hoch oben auf den Hängen kaum unterhalb der Baumgrenze. Sie wirkten einsam und verloren, und sie fragte sich, ob sie sich nicht täuschte. Wie weit waren die Elfen bei ihrem Auszug aus den Vier Ländern gekommen? Vielleicht zu weit? So weit, daß sie nicht zurückkommen konnten?
    All ihre Fragen blieben unbeantwortet und schließlich schlief sie ein.
    Bei Tagesanbruch brachen sie erneut auf. Morrowindl war zu einer lebhaften, umwölkten Welt aus Schatten und Klängen geworden. Das Tal fiel unter ihnen steil ab, und ihr Weg kam ihnen vor, als stiegen sie in eine Grube hinab. Der Pfad war felsig und rutschig von der Feuchtigkeit, und das Grün, das ihnen in dem unbestimmten Licht des vorangegangenen Abends so beherrschend erschienen war, entpuppte sich jetzt als bloße Flecken von Moos und Gras, das inmitten großer Flächen kahlen Felsgesteins kauerte. Rauchfäden, die von dem Gestank des Schwefels umsäumt waren, erhoben sich himmelwärts, um sich mit dem Vog zu vermischen, und stellenweise brannte sich intensive Hitze durch die Sohlen ihrer Stiefel und versengte die Haut ihrer Gesichter. Stresa ging langsam voran. Er wählte seinen Weg sorgfältig und watschelte zwischen den Felsen und ihren Inseln aus Grün hin und her. Mehrere Male blieb er stehen und änderte die Richtung wieder, um einen völlig anderen Weg zu wählen. Wren konnte nicht sagen, was der Stachelkater sah. Für sie war alles unsichtbar. Sie fühlte sich einmal mehr all ihrer Fähigkeiten beraubt, eine Fremde in einer feindlichen, verschlossenen Welt. Sie versuchte, sich zu entspannen. Vor ihr bewegte sich Stresas wuchtiger Körper mit jeder Bewegung rollend vorwärts und seine dolchähnlichen Stacheln hoben und senkten sich im gleichen Rhythmus. Hinter ihr schlich Garth, als sei er auf der Jagd. Sein dunkles Gesicht war angespannt, undurchdringlich, hart. Wie sehr sie sich ähnelten, dachte sie überrascht.
    Sie waren von einer kleinen Erhebung in ein Wäldchen aus Gestrüpp

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