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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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1.
     
    Ich war em­pört und ver­stand die Men­schen nicht mehr.
    Vor we­ni­gen Au­gen­bli­cken hat­te ich er­lebt, wie ei­ni­ge so­ge­nann­te Frei­zeitang­ler ih­rem Hob­by mit ei­nem Ul­tra­schall-Wer­fer nach­gin­gen. Ich konn­te ihr Ver­hal­ten nur als ver­werf­lich be­zeich­nen. Au­ßer­dem gab es Ver­ord­nun­gen, nach de­nen es ver­bo­ten war, auf die­se Art zu fi­schen. So et­was hat­te mit Sport nicht mehr das ge­rings­te zu tun.
    Das Er­leb­nis hat­te mei­ne Ur­laubs­s­tim­mung jäh ge­dämpft. Ich such­te mein An­gel­ge­rät und die Kö­der zu­sam­men, mit de­nen ich ge­hofft hat­te, ei­ne be­son­ders präch­ti­ge Fo­rel­le zum An­bei­ßen zu ver­lei­ten, und trat den Rück­weg zu mei­ner Ma­schi­ne an.
    Die herr­li­che Berg­welt der Big Moun­tains war mir nach die­sem Vor­fall ver­lei­det. In den USA schi­en es kei­nen Ort mehr zu ge­ben, wo man un­ge­stört Fe­ri­en ma­chen konn­te.
    Der Bach, an dem ich stun­den­lang ge­dul­dig ge­war­tet hat­te, daß ein Fisch an mei­ner An­gel­schnur zie­hen wür­de, rausch­te den ge­wal­ti­gen Cloud Pk. her­un­ter. Die Ge­gend war völ­lig un­weg­sam. Es war na­he­zu aus­ge­schlos­sen, mein der­zei­ti­ges Do­mi­zil, das Suns­hi­ne-Ho­tel, zu Fuß zu er­rei­chen. Ein sol­ches Vor­ha­ben hät­te ei­ne stra­pa­zi­öse Klet­ter­tour be­deu­tet. Sie wur­de aber kei­nes­falls von Leu­ten un­ter­nom­men, die als Gäs­te in den Lu­xus­ho­tels der Big­horn Ber­ge zu woh­nen pfleg­ten.
    In mei­nem Fal­le wur­den die Kos­ten vorn Staat ge­tra­gen, da man im Haupt­quar­tier der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr mein­te, ich hät­te un­be­dingt ei­ni­ge er­hol­sa­me Ta­ge ver­dient.
    Auf mei­nem Weg zur Ma­schi­ne leg­te ich noch ei­ne Pau­se ein, blieb un­schlüs­sig in ei­ni­ger Ent­fer­nung vom Ufer ste­hen und setz­te mich dann auf einen Fels­block, um noch ein­mal in Ru­he über al­les nach­zu­den­ken.
    In mei­ne Über­le­gun­gen hin­ein er­tön­te aus der Brust­ta­sche mei­ner kur­z­en Le­der­ja­cke ein Summ­ton. Je­mand wünsch­te mich fern­münd­lich zu spre­chen. Da das Ge­rät auf die Sup-Ul­tra­kurz-Wel­le der GWA ge­schal­tet war, konn­te es sich nur um einen Kol­le­gen han­deln. Die SU-Wel­le galt nach wie vor als ei­nes der zahl­rei­chen Ge­heim­nis­se mei­ner Dienst­stel­le.
    Ich griff in die Ta­sche und hol­te das fla­che Ge­rät von der Grö­ße ei­ner Zi­ga­ret­ten­pa­ckung her­vor. Die­ses Wun­der­werk war auch in den mi­kro­me­cha­ni­schen Spe­zi­al­ab­tei­lun­gen der GWA ent­stan­den. Al­ler­dings soll da­mit nicht ge­sagt sein, daß Sen­der und Emp­fän­ger die kleins­te Aus­füh­rung die­ser Art dar­stell­ten. Ei­gent­lich war sie so­gar aus­ge­spro­chen groß, aber die Ab­mes­sun­gen des Mo­dells wa­ren durch den Ein­bau der Bild­röh­re be­dingt und hat­ten nicht un­ter­schrit­ten wer­den kön­nen.
    Ich klapp­te den Kunst­stoff­de­ckel hoch und drück­te den Schal­ter nie­der. An­schlie­ßend lös­te ich die Mi­kro-Auf­nah­me­ka­me­ra aus der Hal­te­rung, so daß die klei­ne Stab­an­ten­ne aus­ge­fah­ren wer­den konn­te.
    Auf dem Bild­schirm, er war nicht grö­ßer als ei­ne Brief­mar­ke, er­schi­en das Ge­sicht ei­nes Man­nes. Ich kann­te ihn gut und wuß­te des­halb so­fort, daß mei­ne oh­ne­hin knapp be­mes­se­nen Ur­laubs­ta­ge wie­der ein­mal ge­zählt wa­ren. Un­ver­hoff­te An­ru­fe über GWA-Wel­le be­deu­te­ten zu­meist den Ein­satz­be­fehl.
    Es mag selt­sam klin­gen, aber in die­sem Au­gen­blick war ich so­gar froh, daß je­mand mei­ne Ruf­num­mer ge­wählt hat­te.
    Ich zog die Auf­nah­me­ka­me­ra an der dün­nen Schnur aus der Fe­der­rol­le und rich­te­te das Ob­jek­tiv auf mein Ge­sicht.
    Ich be­fand mich zur Zeit nicht im Dienst, so daß ich auch nicht die vor­ge­schrie­be­ne Mas­ke trug, die im GWA-Haupt­quar­tier un­ter al­len Um­stän­den über den Kopf ge­streift wer­den muß­te. Die Spe­zi­al­agen­ten ZBV soll­ten sich mög­lichst nicht per­sön­lich ken­nen, was wir seit Be­ste­hen der GWA als ei­ne har­te Maß­nah­me emp­fun­den hat­ten.
    Mei­ne hauch­dün­ne und über­aus na­tür­lich

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