Shannara V
war ein Geschenk, das wußte er. Sie war die Erfüllung all dessen, was er erträumt hatte. Es war mehr als nur die Tatsache, daß sie hinreißend war, mehr als nur ihr Anblick oder ihre Berührung, oder daß sie ihn aus dem Föderationsgefängnis befreit oder den Zwergen von Culhaven die Meadegärten wiedergegeben hatte. Es war das, was er zwischen ihnen beiden fühlte, ein unantastbares Band, das sich von dem, das sie mit den anderen verband, unterschied. Es war da, wenn sie mit ihm sprach, wenn sie ihn beim Vornamen nannte, was sie bei den anderen nicht tat. Es lag in der Weise, wie sie ihn anschaute. Es war etwas unglaublich Kostbares.
Er faßte den Entschluß, es nicht aufzugeben, was immer es war, als was immer es sich herausstellen würde. Es wurde, zu seiner Überraschung und sogar zu seiner großen Freude, das Wichtigste in seinem Leben.
Auch Walker Boh hatte etwas in der Hand, aber es war nicht so leicht zu bestimmen. Entsprechend Morgans Entschlossenheit zu lieben, und Pe Ells, zu töten, gab es eine Verbindung, die ihn mit Quickening verkettete. Da war diese seltsame Verwandtschaft zwischen ihnen, diese Gemeinsamkeit von Magie, die ihnen den Einblick ineinander gab und die kein anderer besaß. Wie der Hochländer und der Mörder glaubte auch er, daß ihre Beziehung anders war als die der anderen, persönlicher und bedeutsamer, dauerhafter. Er fühlte nicht Liebe zu ihr wie Morgan, er wollte sie nicht besitzen wie Pe Ell. Ihm lag daran, ihre Magie zu verstehen, denn wenn ihm das gelänge, so würde er, davon war er überzeugt, endlich auch seine eigene begreifen.
Das Dilemma lag darin, festzulegen, ob es eine gute Idee war oder nicht. Es reichte nicht, daß sein Bedürfnis unwiderstehlich war. Der Tod von Cogline und Ondit hatte das bewirkt. Er wußte, daß er die Magie verstehen mußte, wenn er die Schattenwesen vernichten wollte. Aber er hatte noch immer Angst vor einem solchen Wissen. Die Magie verlangte immer ihren Preis. Er war fasziniert davon, seit er entdeckte, daß er sie besaß - und hatte gleichzeitig Angst davor. Angst und Neugier hatten ihn sein Leben lang hin und her gerissen. So war es gewesen, als sein Vater ihm von seinem Erbe berichtet hatte, als er sich erfolglos abgemüht hatte, bei den Leuten von Shady Vale zu Hause zu sein, als Cogline zu ihm gekommen war und ihm angeboten hatte, ihn zu lehren, wie die Magie funktionierte, und als er aus der Druidengeschichte von der Existenz des schwarzen Elfensteins erfahren und begriffen hatte, daß die Aufgabe, die Allanons Schatten ihm anvertraut hatte, erfüllt werden konnte. Und jetzt war es wieder so.
Er hatte sich eine Weile Sorgen gemacht, daß er die Magie gänzlich verloren habe, daß sie durch das Gift des Asphinx zerstört worden sei. Doch mit der Genesung seines Körpers war auch sein Geist wiederhergestellt, und damit das Bewußtsein, daß seine Magie überlebt hatte. Er hatte sie unterwegs mit Kleinigkeiten getestet. Er wußte, daß sie da war, wenn zum Beispiel etwas in seinem Inneren auf Quickenings Gegenwart reagierte und auf ihre Wirkung auf andere, darauf, wie sie ihre eigene Magie einsetzte, um Morgan und Pe Ell und ihn selbst an sich zu binden. Sie war auch spürbar in der Weise, wie er Dinge fühlte. Er hatte das Zögern in dem Blick, den Horner Dees Pe Ell gewidmet hatte, bemerkt. Er konnte die Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Gruppe und Quickening wahrnehmen, er hatte ein Gespür für die Gefühle, die unter der Oberfläche der Blicke und Worte lagen, die sie austauschten. Manchmal hatte er Einsichten, Vorahnungen. Es gab keinen Zweifel. Die Magie war noch immer da.
Doch sie war geschwächt und nicht mehr die furchteinflößende Waffe, die sie einst gewesen war. Das gab Walker Luft. Es war eine Gelegenheit, sich ihrem Einfluß zu entziehen, dem Schatten, den sie auf sein Leben warf, dem Vermächtnis von Brin Ohmsford und den Druiden, allem, was ihn zum Dunklen Onkel gemacht hatte. Wenn er es nicht auf die Probe stellte, gäbe es auch kein Unheil. Die Magie würde schlummern, glaubte er, wenn sie nicht aufgestört wurde. Wenn er sie in Ruhe ließ, mochte er sich vielleicht losbrechen können.
Doch ohne sie würden auch die Schattenwesen ungeschoren bleiben. Und was hatte es für einen Sinn, diese Reise nach Eldwist zu unternehmen und Uhl Belk herauszufordern, wenn er nicht die Absicht hatte, die Magie zu benutzen? Welchem Zweck sollte der schwarze Elfenstein dienen?
So strich jeder in seinem selbstgemachten
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