Love at Stake 09 - Der verflixte siebte Biss-IO-ok
1. KAPITEL
Man hatte Caitlyn gewarnt, diesem Ort auf keinen Fall zu nahe zu kommen. Ob es mutig von ihr war oder dumm, wusste sie nicht, aber jetzt war es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Sie war da.
Die Scheinwerfer ihres Mietwagens beleuchteten eine geteerte Auffahrt. Hohe Bäume neigten sich über die Straße, und ihre Zweige streckten sich wie knochige Finger in den sternenbedeckten Himmel. Caitlyn unterdrückte ein Schaudern und konzentrierte sich stattdessen auf die strahlend gelben Narzissen, die in kleinen Gruppen über das ganze Gelände verstreut wuchsen.
Nach dem Positiven Ausschau halten, nannte sie das. Andere würden es vielleicht als Leichtsinn bezeichnen. Allerdings hatte sie in ihren sechsundzwanzig Jahren eines gelernt: Wenn man sich auf was Unbekanntes einließ, kam es auf die positive Einstellung an. Dass das Gelände einen gepflegten Eindruck machte, nahm sie als ein gutes Zeichen. Und der Wachmann am Eingangstor war freundlich gewesen, während er ihren Ausweis kontrolliert und sie mit einem Lächeln begrüßt hatte.
Stell dir die Sache als Abenteuer vor. Du liebst doch Abenteuer.
Trotzdem umklammerte sie das Lenkrad fester, als sie im Rückspiegel beobachtete, wie das schwere schmiedeeiserne Tor sich schloss. Das metallische Scheppern hallte von den kahlen Baumkronen wider und schien bis in ihre Knochen zu vibrieren.
Sie war eingesperrt.
Ihr Dad musste sich irren. Dieser Ort konnte nicht gefährlich sein. Sie hatte im Internet recherchiert, ehe sie sich auf den Weg gemacht hatte. Romatech Industries stellte synthetisches Blut her und lieferte es an Krankenhäuser und Kliniken in aller Welt. Der CEO und Erfinder, Roman Draganesti, rettete damit jedes Jahr Tausende von Leben. Wer könnte etwas dagegen haben?
Sie fuhr weiter die lange Auffahrt entlang, die durch das weitläufige Gelände führte. Vielleicht hatte ihr Dad den Bombenangriff gemeint, von dem sie gelesen hatte. Das war jedoch schon drei Jahre her, und seitdem war nichts Gefährliches mehr geschehen. Sie versicherte sich selbst, dass ihr bestimmt nichts passieren würde, während ein schwach beleuchtetes riesiges Gebäude vor ihr auftauchte.
Ordentlich geschnittene Hecken umgaben die Flügel, die rechts und links vom Hauptgebäude abgingen. Große Lampen strahlten etwa ein Dutzend Wagen an, die auf dem Parkplatz standen, und in den Lichtkreisen summten Insekten. Sie stellte ihren Mietwagen ebenfalls ab und schaute misstrauisch zum Eingang hinüber.
Ihr Dad war einfach zu dramatisch, das war alles. Aber warum wollte er sie von ihrer Schwester fernhalten? Machte er sich Sorgen, dass ein Wiedersehen sie emotional aufwühlen würde? Caitlyn musste zugeben, dass sie nicht wusste, was sie von einer Schwester zu erwarten hatte, die sechs Jahre lang nichts von sich hören ließ.
Sie war schockiert gewesen, als sie vor zwei Tagen eine Karte von ihrer älteren Schwester bekommen hatte. Shanna hatte einen neuen Nachnamen: Draganesti. War sie mit dem CEO von Romatech verheiratet? Wann war das passiert? Shanna hatte ein Foto von ihrem Sohn und ihrer Tochter mitgeschickt und Caitlyn zur Geburtstagsfeier von Constantine eingeladen, der Ende März vier Jahre alt wurde.
Wie vom Donner gerührt, hatte Caitlyn das Bild fünf Minuten lang angestarrt. Sie hatte keine Ahnung von der Existenz ihrer Nichte und ihres Neffen gehabt. Mom und Dad hatten nie davon gesprochen. Wieso gaben sie nie mit ihren Enkeln an wie andere Großeltern?
Die Einladung hatte Caitlyn in dem Apartmenthotel erreicht, in dem sie untergekommen war, nachdem sie vor einer Woche wieder in die Staaten zurückgekehrt war. Wie hatte Shanna wissen können, wo sie sich aufhielt?
Das Letzte, was sie von Shanna gehört hatte, war eine Geburtstagskarte im Juli 2004 gewesen. Kurz danach war Shanna spurlos verschwunden. Fast ein Jahr später hatte ihr Vater verkündet, sie aufgespürt zu haben. Man hatte sie in ein Zeugenschutzprogramm untergebracht und ihr eine neue Identität gegeben.
Ihr Dad hatte kaum Details genannt und nur gesagt, dass sie für immer verloren war. Und sie sich alle von einem Ort namens Romatech Industries fernhalten mussten. Shanna hätte sich verändert. Man dürfe ihr nicht mehr trauen und müsse ihr um jeden Preis aus dem Weg gehen.
Sie ist immer noch meine Schwester. Caitlyn musste einfach die Wahrheit herausfinden. Sie stieg aus dem Wagen, in einer Hand ihre Handtasche, in der anderen das Geschenk für Constantine. Ihr Dad würde
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