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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Es gab voraus ein paar Streifen von hoher Rispenhirse, doch ostwärts erstreckte sich Ackerland, und Sharpe beobachtete, wie die Geschütze dorthin transportiert wurden. Der Feind beobachtete das ebenfalls, und die ersten Kanonenkugeln hüpften über das Ackerland, prallten ab und flogen über die britischen Geschütze hinweg.
    »Es bleiben noch ein paar Minuten, bevor die Kanoniere sich über uns ärgern, nehme ich an«, sagte Urquhart, zog seinen Fuß aus dem Steigbügel und glitt vom Pferd neben Sharpe. »Jock«, rief er einem Soldaten zu, »kümmern Sie sich um mein Pferd!« Der Soldat führte das Tier zu einer Grasfläche, und Urquhart lud Sharpe mit einer Geste ein, ihm außer Hörweite der Kompanie zu folgen. Der Captain schien verlegen zu sein. Sharpe war es ebenfalls, denn er war nicht an solche Vertrautheit mit Urquhart gewohnt. »Rauchen Sie eine Zigarre, Sharpe?«, fragte der Captain.
    »Manchmal, Sir.«
    »Hier.« Urquhart bot Sharpe eine grob gerollte Zigarre an, dann machte er Feuer mit seiner Zunderbüchse. Er zündete zuerst seine eigene Zigarre an, dann hielt er die Büchse mit der flackernden Flamme Sharpe hin. »Der Major erzählte mir, dass eine neue Ersatztruppe in Madras eingetroffen ist.«
    »Das ist gut, Sir.«
    »Damit erreichen wir natürlich nicht die alte Stärke, aber es wird helfen«, sagte Urquhart. Er sah Sharpe nicht an, sondern starrte auf die britischen Geschütze, die stetig über das Ackerland vorrückten. Es waren nur ein Dutzend Kanonen, viel weniger als die Marathen-Geschütze. Eine Granate explodierte bei einem der Ochsengespanne, hüllte die Tiere in Rauch und fetzte Gras und Dreck aus dem Boden. Sharpe erwartete, dass der Beschuss die Ochsen stoppen würde, doch sie stapften weiter, wie durch ein Wunder unverletzt. »Wenn sie zu weit vorrücken«, murmelte Urquhart, »werden sie bald Fetzen sein. Sind Sie hier glücklich, Sharpe?«
    »Glücklich, Sir?« Sharpe war verblüfft von der plötzlichen Frage.
    Urquhart runzelte die Stirn, als finde er Sharpes Erwiderung unbefriedigend. »Glücklich«, wiederholte er, »zufrieden.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ein Soldat glücklich sein kann, Sir.«
    Urquhart schaute ihn missbilligend an. Er war so groß wie Sharpe. Gerüchte besagten, dass Urquhart sehr reich war, doch das einzige Anzeichen darauf war seine maßgeschneiderte Uniform, elegant im Kontrast zu Sharpes schäbigem Uniformrock. Urquhart lächelte selten, was seine Gesellschaft nicht leicht machte. Sharpe fragte sich, warum der Captain diese Unterhaltung gesucht hatte. Das passte so gar nicht zu dem reservierten Mann. Ob er wegen der bevorstehenden Schlacht nervös war? Sharpe hielt das für unwahrscheinlich, nachdem Urquhart die Hölle von Assaye überlebt hatte, aber er konnte keine andere Erklärung finden. »Ein Mann sollte zufrieden mit seiner Arbeit sein«, sagte Urquhart und paffte an seiner Zigarre, »und wenn er das nicht ist, dann ist das womöglich ein Anzeichen darauf, dass er den falschen Beruf ergriffen hat.«
    »Ich habe nicht viel zu tun, Sir«, sagte Sharpe und wünschte, dass es nicht zu verdrossen klang.
    »Das will ich auch annehmen«, sagte Urquhart langsam. »Ich verstehe Ihre Meinung. Ja, das ist mir klar.« Er blickte nachdenklich vor sich hin. »Die Kompanie läuft von selbst, nehme ich an, Colquhoun ist ein guter Kerl, und auch Sergeant Craig macht seine Sache gut, finden Sie nicht?«
    »Jawohl, Sir.« Sharpe wusste, dass er Urquhart nicht dauernd mit »Sir« ansprechen musste, aber alte Gewohnheiten lassen sich nicht so schnell ändern.
    »Sie sind beide gute Calvinisten, wissen Sie«, sagte Urquhart, »Das macht sie vertrauenswürdig.«
    »Jawohl, Sir.« Sharpe war sich nicht ganz sicher, was ein Calvinist war, und er würde nicht fragen. Vielleicht war es etwas Ähnliches wie ein Freimaurer, und davon gab es viele im Bataillon, und Sharpe wusste ebenfalls nicht, was das war. Er kannte keinen Einzigen davon.
    »Die Sache ist die, Sharpe«, fuhr Urquhart fort, ohne Sharpe dabei anzusehen, »dass Sie auf einem Vermögen sitzen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ein Vermögen, Sir?«, fragte Sharpe und versuchte zu verbergen, dass er alarmiert war. Hatte der Captain irgendwie von Sharpes Schatz aus Smaragden, Rubinen, Diamanten und Saphiren erfahren?
    »Sie sind ein Ensign«, erklärte Urquhart, »und wenn Sie nicht glücklich sind, können Sie jederzeit Ihr Offizierspatent verkaufen. Viele prächtige Jungs in Schottland werden für

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