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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dumm. Ich kenne Callina fast mein ganzes Leben lang – es ist absurd, dass ich mich vor ihr fürchte! Wieder tasteten seine Gedanken sich vor, spürten die pulsierende Lebensform – sie hatte die stärkste Barriere, die er je berührt hatte; wahrscheinlich hing das damit zusammen, dass sie Bewahrerin war. Regis nahm nur Bruchstücke wahr, durch ein Fenster fiel Licht und tat ihren Augen weh, die unbewusste Feststellung: Regis ist ein gut aussehender Junge … Wie müde war er dieser Reaktion von Frauen! Wieder spürte er das Pulsieren der Matrix, versuchte, ihm seinen Atem anzupassen … Ein Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf, kalt, distanziert, und er erschauerte, als stehe er nackt in Eis und Schnee … Schön, schrecklich, fremdartig … Er verbannte es ebenso wie die Furcht, zwang sich in die Matrix, fühlte die Resonanz, das kalte Leben des Steins, die Lichter, die im Gleichklang mit seinem Atem, mit dem Blut in seinen Adern schimmerten … Er fasste zu, sich der Bewegung nicht bewusst, schloss seine Finger über dem Stein und hob ihn mühelos von Callinas Handfläche … Kalte Augen, grau und farblos wie Metall … kalte Meereswogen, die über seinen Geist wegfluteten …
    Schmerz tobte durch Callinas Kopf, und schnell ließ Regis die Matrix wieder in ihre Hand fallen. Sie blinzelte, und er spürte, dass sie den stechenden Schmerz unter Kontrolle brachte. »Ja, du hast die Begabung«, sagte sie. »Aber ich weiß nicht, wie weit sie geht. Ich habe etwas gesehen, wie eine Vision …« Sie suchte nach Worten, merkte, dass er an dieser Suche teilnahm, und brach sie sofort ab.
    Es war völlig anders als sein Kontakt mit Javanne gewesen, völlig anders als jeder Kontakt, den er mit den Frauen gehabt hatte, die kurze Zeit seine Geliebten gewesen waren … Lag es daran, dass Callina Bewahrerin war, war das die kalte, steinerne Fremdartigkeit in ihrem Gesicht, dem Geist einer Leronis der alten Art, die Jungfräulichkeit gelobt hatte und einem Mann gegenüber nicht einmal eine Spur von Sinnlichkeit empfinden durfte? War es überhaupt Callina gewesen? Auch er hatte Kopfschmerzen.
    Callina erklärte: »Du hast es geschafft, und du hast eine Matrix gereinigt, die von Sharra berührt worden war …« Sie biss sich auf die Lippe, und wieder malte sich Schmerz in ihrem Gesicht. »Du hast eine Gabe, über die wir nichts wissen. Vielleicht kann sie uns helfen …« Er fing die Worte auf, die auszusprechen sie zögerte: Vielleicht kann sie helfen, die Sharra-Matrix unter Kontrolle zu bringen, Kennards Sohn aus den Banden dieses Schreckens zu retten …
    Eine Sekunde des Entsetzens – etwas Gieriges, Gefräßiges fasste nach ihnen …
    Dann war es verschwunden – war es überhaupt da gewesen? »Sag Lew Alton, er soll die Sharra-Matrix hier in den Turm bringen, wo sie sicher sein wird … es ist keine Zeit zu verlieren. Vielleicht kannst du helfen, ihn zu befreien …«
    »Ich hätte Angst, das zu versuchen.« Regis zitterte.
    »Aber du darfst keine Angst haben«, verlangte Callina. »Wenn du eine solche Gabe besitzt …« Regis spürte, dass sie ihn nicht als menschliches Wesen sah, nicht als Regis, sondern nur als eine Gabe, ein merkwürdiges, verwirrendes Problem für eine Matrix-Technikerin, das gelöst, ein Geheimnis, das entschleiert werden musste. Es beunruhigte ihn. Einen Augenblick lang hätte er sie gern gezwungen, ihn als menschliches Wesen zur Kenntnis zu nehmen, als Mann, der vor einer Frau stand. Sie bestand ganz aus kühler Distanziertheit, die Frau in ihr war unterdrückt, ihre Züge waren kalt und unbewegt. Regis fiel das eigenartige steinerne Gesicht wieder ein, das er wie eine kurze Vision in der Matrix gesehen hatte … War das auch Callina? Welche war wirklich? So schnell, dass er gar nichts davon merkte, verschwand es wieder, und Callina war nur noch eine zarte Frau, schlank, besorgt, in ein flauschiges blaues Gewand gekleidet. Sie blickte zu ihm hoch und presste beide Hände an die Schläfen, als schmerzten sie.
    Sie sagte: »Du musst jetzt gehen, aber sorge dafür, dass die Sharra-Matrix hergebracht wird …« Damit öffnete sie die Tür, die in den Relais-Raum führte. Das junge Mädchen vor dem Relais-Schirm hob den Kopf und winkte. Callina bedeutete Regis, vorzugehen, und stahl sich auf leisen Sohlen zu ihr. Nach ein paar Minuten kam sie Regis nach. Ihr Gesicht war weiß, und sie wirkte benommen.
    »Es ist schlimmer, als ich dachte«, sagte sie. »Lilla hat eine Nachricht über die Relais

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