Sheanthee (German Edition)
ist am Erwachen und du musst lernen sie zu beherrschen, bevor sie dich beherrscht! Das lernst du nun mal in Sheantee und nicht in einer öffentlichen Schule!“ Sie schnippte mit dem Finger und die Zuckerdose flog in ihre ausgestreckte Hand. Sie nahm einen Löffel Zucker und lies die Dose wieder auf die Anrichte zurück schweben.
„ Was interessiert mich denn eure Magie??? Ich will Modedesignerin werden und in London Karriere machen!“ blaffte Caya, völlig unbeeindruckt.
„ Ich will nicht mit Zauberstäben herumwedeln und Frösche in Aschenbecher verwandeln!“
„ Wir benutzen keine Zauberstäbe, oder hast du deine Mutter und mich schon einmal mit einem gesehen?“ versuchte ihr Vater zu beschwichtigen.
„ Das ist nicht der Punkt! Der Punkt ist, dass mich unsere Fae Herkunft mit samt dem ganzen magischen Brimborium nicht interessiert!
Ich will weder eine große Heilerin werden, noch will ich irgendwelche Mondscheinbeschwörungen durchführen und um alte Bäume hopsen. Ich bin ein Kind des einundzwanzigsten Jahrhunderts und möchte auch so leben!“
„ Ha! Zur Zeit deiner Ur-Ur-Urgroßmutter Adaira hätte man dir dein freches Mundwerk mit Seifenlauge geschrubbt für deine unverschämten Äußerungen!“ mischte Broc sich ein.
„ Adaira war eine großartige Zauberin, sie hat die Fae-Magie beherrscht, wie kaum eine zweite. Es war mir eine Ehre ihr zu dienen!“ der kleine Gargoyle drückte stolz die Brust heraus, was ihm ein Aussehen verlieh, wie ein dicker Mops.
„ Wärst du doch nur bei ihr geblieben.“ murmelte Caya in ihren Bart.
„ Ich bin bei ihr geblieben, bis zum Schluß.“ Broc lies traurig seine Segelohren sinken.
„ Sie wurde sehr alt,- für menschliche Verhältnisse- aber die Zeiten, da die Fae-Abkömmlinge die Jahrhunderte überdauern sind vorbei. Zu viele Generationen sind vergangen, seit das alte Volk diese Welt verlassen hat. Nur selten noch kommt ein Kind zur Welt, dass die alte Macht der Fae besitzt.“ Er seufzte abgrundtief.
„ Na,- ich bin es bestimmt nicht“, warf Caya ein.
„ Auch wenn du keine gewaltigen Zauberkräfte entwickelst, musst du lernen, mit dem was du hast zurechtzukommen. Oder möchtest du riskieren, dass der nächste Feuerhydrant in die Luft fliegt, weil du dich gerade wieder über eine Freundin geärgert hast?“ fragte ihre Mutter.
Caya zog schuldbewusst den Kopf ein.
Mit Erreichen des fünfzehnten Lebensjahres beginnen sich die magischen Kräfte der Fae Abkömmlinge zu entfalten,- ob man dies möchte, oder nicht.
Erst letzte Woche hatte Caya eine lautstarke Diskussion mit ihrer Freundin Aileen, die darin gipfelte, dass der Feuerhydrant, an dem sie gerade vorbeigingen, mit einem lauten Knall aus seiner Verankerung schoss und die Wasserfontänen bis zur gegenüberliegenden Seite spritzten.
Aileen und die sonstigen Passanten stellten natürlich keinen Zusammenhang her zwischen dem Unfall und Cayas erhöhtem Adrenalinspiegel, ihre Eltern schon.
Gott sei Dank kam niemand zu Schaden, aber mit diesem Vorfall wurden die allerletzten Zweifel betreffend Cayas Umzug nach Sheanthee beseitigt.
Sheanthee ist eine altehrwürdige Schule für Kinder der Abkömmlinge des magischen Volkes, die für die restliche Welt als Privatschule der gehobenen Klasse erscheint. Dank ihrer völligen Abgeschiedenheit, auf einer unwirtlichen Insel im äußersten Norden Irlands, konnte ihr Geheimnis im Laufe der Jahrhunderte bewahrt bleiben.
Es findet sogar gelegentlich ein „Tag der offenen Tür“ statt, um jeglichen Spekulationen den Boden zu entziehen. Solche Veranstaltungen sind aber eher selten, da dies ein enormes Potential an Fae-Glamour, dem Sinneszauber des alten Volkes, erfordert und mit erheblichen Anstrengungen und Unbequemlichkeiten verbunden ist.
Caya stapfte in ihr Zimmer und warf sich verdrossen auf ihr Bett.
Warum konnte sie nicht in eine stinknormale Familie hineingeboren worden sein?
Wo kein Samhainfest gefeiert wurde und Kobolde, Hexen und Feen etwas war, dass man aus Horrorfilmen und Märchenbüchern kannte?
Natürlich hatte es auch seine Vorteile, in einer Familie der Fae groß zu werden. Als Kind war ihr nie langweilig gewesen. Wenn mal keine Freunde zur Verfügung standen und ihre Eltern beschäftigt waren, konnte sie immer noch mit einem der kleinen Gartenelfen spielen oder mit Tante Shania auf Entdeckungen gehen.
Tante Shania war die Schwester von Cayas Vater und selbst für Fae Verhältnisse exzentrisch. Ihre große
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