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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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gesagt habe, ist der Brief verbrannt, und nicht alles war mehr lesbar. Und darum frage ich Sie noch einmal, weshalb Sie Sir Charles so gedrängt haben, diesen Brief zu vernichten, den er am Tage seines Todes erhielt.«
    »Das ist eine äußerst persönliche Angelegenheit.«
    »Um so mehr Grund haben Sie, eine öffentliche Untersuchung zu vermeiden.«
    »Also will ich es Ihnen erzählen. Wenn Sie etwas von meiner unglücklichen Geschichte gehört haben, dann wissen Sie auch, daß ich mich voreilig in eine Ehe gestürzt habe und dann Grund genug hatte, dies zu bereuen.«
    »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Mein Leben war zu einer ständigen Quälerei geworden. Ich sah mich an die Kette gelegt von einem Mann, den ich hasse. Das Recht ist auf seiner Seite. Jeden Tag muß ich mit der Möglichkeit rechnen, daß er mich zwingt, wieder mit ihm zusammenzuleben. In der Zeit, als ich Sir Charles den Brief schrieb, hatte ich gehört, daß Aussicht vorhanden war, meine Freiheit wiederzuerlangen, wenn ich gewisse Unkosten übernehmen würde. Das bedeutete für mich alles: Seelenfrieden, Glück, Selbstachtung - einfach alles! Ich kannte Sir Charles' Großzügigkeit und dachte, wenn er die Geschichte aus meinem eigenen Mund hörte, würde er mir bestimmt helfen.«
    »Aber warum sind Sie dann nicht hingegangen?«
    »Weil ich in der Zwischenzeit Hilfe aus einer anderen Quelle erhielt.«
    »Warum haben sie dann Sir Charles nicht geschrieben und ihm alles erklärt?«
    »Das hätte ich auch gemacht, wenn ich nicht am nächsten Morgen durch die Zeitung von seinem Tod erfahren hätte.«
    Die Geschichte der Frau schien zu stimmen. Da waren keine Widersprüche. Keine meiner Fragen konnte sie erschüttern. Ich konnte den Wahrheitsgehalt nur überprüfen, wenn ich herausfand, ob sie zum Zeitpunkt der Tragödie wirklich die Scheidung von ihrem Mann beantragt hatte.
    Es schien mir unwahrscheinlich, daß sie die Behauptung wagen sollte, nicht an der Pforte zum Schloß gewesen zu sein, wenn sie in Wirklichkeit doch dort war. Um nämlich zum Schloß zu gelangen, brauchte sie einen Wagen, und auf keinen Fall konnte sie vor dem frühen Morgen wieder in Coombe Tracey sein.
    Solche Ausflüge konnten aber nicht geheim bleiben. Es bestand also durchaus die Möglichkeit, daß sie die Wahrheit gesagt hatte oder doch wenigstens einen Teil der Wahrheit.
    Verwirrt und entmutigt ging ich fort. Ich hatte wieder einmal einen toten Punkt erreicht. Alle Wege, auf denen ich zum Ziel zu kommen hoffte, schienen als Sackgasse zu enden und nicht weiterzuführen. Und doch, je mehr ich an das Gesicht der Dame dachte und an die Art, wie sie sich mir gegenüber verhalten hatte, um so mehr hatte ich das Gefühl, daß sie mir etwas verheimlichte. Warum war sie so blaß
    geworden? Warum sträubte sie sich so sehr, die Wahrheit zu sagen, so daß jedes Eingeständnis ihr förmlich abgerungen werden mußte? Warum blieb sie so zurückhaltend zum Zeitpunkt der Tragödie? Die Erklärung dafür war sicherlich, daß sie nicht so unschuldig war, wie sie mir hatte weismachen wollen.
    Doch für den Augenblick konnte ich in dieser Richtung nicht weiterkommen und mußte mich also der anderen Spur zuwenden, die im Umkreis der Steinhütten auf dem Moor zu suchen war.
    Und das war eine ziemlich vage Richtungsangabe. Als ich zurückfuhr, fiel es mir wieder auf, wie Hügel um Hügel Spuren der Steinzeitmenschen trug. Barrymores einziger Hinweis war gewesen, daß der
    Unbekannte in einer verlassenen Hütte lebte. Doch fand man Hunderte dieser Hütten kreuz und quer über das Moor verstreut. Aber ich hatte eine persönliche Erfahrung, die mich jetzt führen sollte, denn ich hatte ja den Mann selbst gesehen, wie er auf dem Gipfel des schwarzen Felsen stand. Dieser Gipfel sollte der Ausgangspunkt meiner Suche werden. Von dort aus wollte ich dann alle Hütten im Umkreis gründlich untersuchen. Irgendwann mußte ich auf die richtige stoßen. War der Mann drinnen, sollte er mir sagen, wer er war und warum er uns nachspürte. Notfalls würde ich ihn mit vorgehaltenem Revolver zum Reden bringen! In der Regent Street konnte er unsentschlüpfen, aber hier auf dem einsamen Moor dürfte ihm das schwerfallen. Sollte ich aber die Hütte leer finden und der Bewohner nicht zu Hause sein, mußte ich eben dortbleiben und warten, bis er zurückkam, wie lange es auch immer währen mochte. Holmes war er in London durch die Lappen gegangen. Welch ein Triumph für mich, wenn es mir gelingen sollte, was dem Meister

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