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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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Holmes tat so, als ob er nachdächte, hob dann resigniert beide Schultern und stellte fest: »Es fällt mir nichts ein. Sie müssen vorerst mit der Erzählung vorlieb nehmen. Vielleicht ergibt sich später ein geeigneter Titel. Sie helfen mir doch dabei, mein lieber Watson?«
    »Ich weiß, dass Vorsicht geboten ist, sobald Sie mich als Ihren lieben Watson bezeichnen.«
    »So sarkastisch? Es scheint Ihnen ja wieder einigermaßen gut zu gehen.«
    »Also los!«
    »Sehr wohl. Ich beginne.«
    Sherlock Holmes' Blick war in die Ferne gerichtet, zurück in eine Vergangenheit, an der sein Freund keinen Anteil gehabt hatte, denn der Detektiv hatte alles, was unmittelbar mit seinem Erzfeind, Professor Moriarty, zu tun gehabt hatte, von ihm ferngehalten. Ja, Watson hatte ihn nie persönlich getroffen.
    »Wie sah er aus? Beschreiben Sie ihn mir!«
    Unwillig kehrte Holmes aus den Tiefen der Vergangenheit in die Gegenwart des Krankenzimmers und des immer lebhafter werdenden Doktors zurück.
    »Den Verlauf meines Berichtes müssen Sie mir überlassen«, meinte er knapp, dann fuhr er versöhnlicher fort: »Frühjahr 1891. Moriarty hatte mich aufgesucht und gewarnt. Ich müsse die Verfolgung seiner Person und seiner Organisation unverzüglich einstellen, sonst würde mir Vernichtung drohen. Ich ließ mich nicht einschüchtern, obwohl ich mir des Ernstes der Lage bewusst war. Ich hatte ein Ziel vor Augen, und dieses wollte ich erreichen. Aber zu welchem Preis, Watson. Zu welchem Preis!«
    »Was ist geschehen?«
    »Das wissen Sie selbst am besten.«
    »Mary.«
    Holmes nickte ernst. »Wie gefährlich Moriarty ist, spürte ich am eigenen Leib, kurz nach dem so unerfreulich verlaufenen Gespräch mit ihm.«
    »Erzählen Sie, Holmes!«, bat Watson, der es sichtlich genoss, vom sicheren Bett aus unheimliche Begebenheiten der Vergangenheit zu erfahren. Wieder einmal erinnerte der Doktor Holmes an einen groß und dick gewordenen Jungen.
    »Es gab mehrere Attacken. Die Erste auf dem Weg zur Oxford Street. Eine Droschke, die von zwei Pferden gezogen wurde ...«
    »Wie bei Mary.«
    »Das Fuhrwerk raste auf mich zu. Ein Sprung auf den Gehsteig in letzter Sekunde rettete mich. Genau dort ereilte mich der zweite Anschlag mit einem Dachziegel, der mich um wenige Zoll verfehlte, ganz abgesehen von einem Angriff mit einem Knüppel und dem Feuer in der Baker Street.«
    »Feuer in der Baker Street?«
    »Beruhigen Sie sich, Watson. Der Schaden war gering, alles ist noch so, wie es war.«
    »Und das war der Professor?«
    »Nicht er persönlich. Seine Mitläufer. Er war der Kopf, der Rest der Schlange existiert noch.«
    »Das heißt, Sie konnten Moriarty zu Fall bringen.«
    »Gedulden Sie sich, Watson. Alles der Reihe nach.«
    »Beschreiben Sie den Mann, Holmes. Wie sah er aus, was waren seine Pläne?«
    »Seine Art zu sprechen kann man als beinahe sanft bezeichnen. Er äußerte die heftigsten Drohungen im ruhigen Ton dessen, der die Macht besitzt, seine Anliegen durchzusetzen. Von der Statur her war Moriarty groß, mager, seine breite, stark gewölbte Stirn ließ auf einen überragenden Geist schließen, die Augen lagen tief in den Höhlen. Ein perfekt rasierter, bleicher, asketisch aussehender Mensch mit der leicht nach vorne gebeugten Haltung des Studierenden, des Professors. In der linken Hand hielt er meist seinen Rechenschieber, mit der Rechten notierte er Zahlen in steiler Handschrift.«
    »Wobei eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihnen nicht zu leugnen ist.«
    »Sie haben ihn auch gesehen, mein lieber Watson? Ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie die Rolle des Erzählers übernehmen«, sagte Holmes mit schneidender Stimme.
    »Ihrer Erzählung nach ...«
    Holmes unterbrach Watson ungeduldig. »Der Mann hatte etwas Schlangenartiges in seinem Wesen. Wie er mit seiner bläulichen Zunge prüfend über die Lippen fuhr, wie er ... Sie wollen doch nicht behaupten, ich hätte etwas von einem Reptil.«
    »Aber nein. Bestimmt nicht«, versicherte Watson und versuchte den Detektiv durch eine Frage auf andere Gedanken zu bringen. »Und sein Wesen? Wie soll ich sagen, sein Charakter. Was für ein Mensch war er? Privat und beruflich.«
    »Ich kannte ihn nicht privat. Aber ich konnte herausfinden, dass er ein Genie war. Ein mathematisches Genie. Schon in jungen Jahren verfasste er eine Abhandlung über das binomische Theorem .«
    »Was immer das sein mag.«
    »Mein lieber Watson. Ich schätze es nicht, wenn Sie Unwissenheit in Spott kleiden. Ich versichere Ihnen, dass

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