Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
Vom Netzwerk:
Verbohrtheit und Gemeinheit zu durchbrechen. Einer muss den ersten Schritt tun. Ich erkläre hiermit feierlich, dass ich auf meine Frau verzichte, dass ich darauf bestehe, dass Ihnen, Professor, die Mutter unversehrt übergeben wird. Ohne Gegenleistung. Wenn Sie es für angebracht halten, mir Mary zurückzugeben und uns unbeschadet ziehen zu lassen, so liegt das in Ihrem Ermessen, Professor. Wenn nicht, so nehme ich die Konsequenzen auf mich. Ich habe genug von Berechnung, List und ...«
    »Das haben Sie schon gesagt. Ansonsten gut gesprochen, Doktor. Sehr eindrucksvoll«, unterbrach Moriarty die Rede Watsons mit einer weit ausholenden Bewegung seiner Rechten, bei der er eines der Augen der Schlange berührte. Von allen außer dem Professor selbst unbemerkt, begann sich die Engelsfigur nach vorne zu neigen.
    »Ihr nächster Zug, Moriarty!«, forderte Holmes.
    »Sie bluffen. Mit dieser Reaktion Ihres Freundes haben Sie nicht gerechnet«, erwiderte Moriarty.
    »Ihr nächster Zug!«, drängte Holmes.
    »Nein, nicht. Vorsicht, John!«, rief eine helle Stimme.
    Mary Watson warf sich mit aller Kraft gegen ihren Mann, der durch die überraschende Attacke den Boden unter den Füßen verlor und einige Fuß entfernt hart aufschlug.
    Im nächsten Moment stürzte die Statue des Metallengels an die Stelle, an der sich kurz zuvor der Doktor befunden hatte und zerschmetterte den Körper seiner Frau. Das Grabmal erbebte unter der Wucht des Aufschlags, das goldene Schwert trennte sich von der Figur und schlitterte klirrend über den Boden auf den Doktor zu.
    »Mary. Was ist mit Mary? Wo ist sie?«, schrie Watson.
    »Sie hat Ihr Leben gerettet, Watson«, murmelte Sherlock Holmes. »Sie war eine wunderbare Frau.«
    »Tot. Sie ist tot! Sie elender Teufel! Sie Ausgeburt des Bösen!«, tobte Watson, nahm das goldene Schwert in beide Hände und stürmte damit auf Moriarty zu. Dieser streckte seine rechte Hand aus und entriss dem Doktor die Waffe. Watson stürzte entkräftet zu Boden, wo er hilflos weinend liegen blieb.
    Moriarty, mit dem Ausdruck des Triumphs auf dem Gesicht, hob das Schwert mit beiden Händen hoch in die Luft und richtete es nun gegen Sherlock Holmes, der unbewegt stehen blieb. In dem Moment, in dem Moriarty die Klinge in einer gewaltigen Bewegung nach unten ziehen wollte, schleuderte der auf dem Boden kauernde Watson seinen Körper gegen den Feind, sodass dieser den Halt verlor und mit dem Schwert in der Hand stürzte. Die scharfe Klinge hinterließ auf dem Stein einen Funkenregen.
    Der Henker von London ergriff das goldene Schwert und trennte ohne ein weiteres Wort Mrs. Moriarty mit einem Hieb den Kopf vom Leib, dann wandte er sich dem Professor zu. »Wir sind bei der Schlussrechnung angelangt, jenem mathematischen Verfahren, auch Dreischritt genannt, bei dem ein Problem gelöst wird, ohne dass es der Schüler bis ins Detail durchschaut. Drücke ich mich korrekt aus, Professor?«
    »Ein primitives Verfahren ohne jede Qualität«, bestätigte dieser.
    »Aber durchaus wirksam«, sagte der Henker und schleuderte das Schwert gegen Moriarty, sodass es in dessen Brust stecken blieb.
    Der Professor wurde von der Wucht des Wurfes nach hinten in die geöffnete Gruft seines Vaters geschleudert. Sein Aufschlag auf den Stufen setzte den verborgenen Mechanismus in Gang, der die Grabplatte zu schließen begann. Bartholomew Binns stieß seinen rechten Fuß gegen den Rollstuhl von Moriartys Mutter, sodass dieser ebenfalls in der Gruft verschwand. Mit einem weiteren Tritt beförderte er auch den Kopf der Alten in die Tiefe, bevor sich die Platte endgültig schloss. Dann meinte er: »Und jetzt müssen wir uns den Weg von dem Friedhof freikämpfen.«
    »Ich denke«, sagte Sherlock Holmes ruhig, »dass wir unangefochten gehen können. Moriartys Berechnungen zufolge war es nicht nötig, uns den Rückweg abzuschneiden. Er hatte damit nicht gerechnet. Er war allein. Kommen Sie, Watson! Es ist zu Ende.«
    Watson erhob sich mechanisch vom Boden, wo er bewegungslos gelegen hatte, und streckte Holmes wie ein kleiner Junge die Hand entgegen. Der Detektiv führte den wankenden und stolpernden Mann vom Friedhof.
     
    Die Times berichtete von dem schrecklichen Unfall einer Frau anlässlich eines Grabbesuches auf dem Friedhof von Highgate. Über das Verschwinden Moriartys und seiner Mutter konnte man in den Zeitungen nichts erfahren. Es war, als ob es sie nie gegeben hätte.
    Doktor Watson und Sherlock Holmes sprachen nie mehr über die Geschehnisse

Weitere Kostenlose Bücher