Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
verläßliche Unterstützung von Ihnen und Dr.
Watson erwiesen, und er hat den Ripper-Fall hervorragend dokumentiert.«
Der Geheimdienstchef begann nun ohne weiteres Zögern, Holmes den Grund seines Besuches darzulegen: »Wir ermitteln in einem Fall mit besonderer Bedeutung und Tragweite. Eine Gruppe von Männern plant, unser Land zu destabilisieren, indem sie die Rechtmäßigkeit der Erbfolge unseres Königshauses und die Autorität der Kirche unseres Landes in Frage stellt. Sobald sie dieses Ziel erreicht hat, will sie die Macht ergreifen.«
»Wenn ich Ihnen so zuhöre, Sir Alexander, erscheint mir die Wahrscheinlichkeit, daß diese Gruppe ihr Ziel erreichen könnte, doch verschwindend gering. Wie sollten die Legitimität der Krone und der Kirche in Frage gestellt werden?«
»Durch historische Dokumente und Beweise, nach denen diese Leute suchen.«
»Das heißt, diese Gruppe hat Ihrer Ansicht nach im Grunde genommen recht«, stellte Holmes fest. »In groben Zügen kann ich Ihrer Argumentation durchaus folgen. Die Abspaltung der anglikanischen Kirche von derjenigen der Katholiken erfolgte durch Heinrich VIII. aus nicht sehr ehrenvollen Gründen.«
»So ist es, Mr. Holmes. Und auch die Absetzung der Stuart-Könige, weil sie als Schotten der katholischen Kirche angehörten, verlief nicht ordnungsgemäß. Man kann also vielerlei Ansatzpunkte erkennen. Und wenn sich durch das Auffinden bisher unbekannter Dokumente neue Perspektiven eröffnen, wird das gefährlich für dieses Land. Dann kann England destabilisiert werden, wie das in Spanien, in Italien, in Deutschland …«
»Sie haben gewiß Ihre eigenen Leute, die sich dieses Problems professionell annehmen. Warum sollte ich Ihnen in meinen späten Jahren dabei helfen können?«
»Sie sind einige Jahre älter als ich, Holmes, das stimmt. Wer Sie aber auf dem Meer beobachten konnte, beim Ausbringen des Fischernetzes, muß wissen, daß mit Ihnen noch lange zu rechnen ist.«
»Vielen Dank, Sir Alexander. Ihr Lob beantwortet aber nicht meine Frage, warum Sie nicht Ihre eigene Mannschaft ermitteln lassen.«
»Das ist ein heikler Punkt. Einer meiner besten Leute ist seit Tagen verschwunden. Er war einer wahrhaft großen Sache auf der Spur, in seinem Wohnort, in Stratford-on-Avon, und ist seither abgängig. Es ist zu befürchten, daß er sein Leben lassen mußte, genauso wie ein Literaturprofessor, den man an seinem Arbeitsplatz im Shakespeare Resource Trust erstach und ihm ein Shakespeare-Zitat in die Haut brannte.«
»Shakespeare und Religion scheinen in diesem Fall eine besondere Rolle zu spielen«, faßte Holmes zusammen.
»Und Politik. Das Geschick unseres Landes. Es scheint so zu sein, daß eine anfangs unwichtige Entdeckung als winziger Schneeball schließlich eine gewaltige Lawine auslösen könnte.«
»Der erste in einer ganzen Reihe von Dominosteinen«, sinnierte Holmes. »Sobald man ihn ins Wanken bringt, kommt es zu einer Kettenreaktion, die nicht mehr aufzuhalten ist, deren Auswirkungen nicht einschätzbar sind.«
»Diese Verwendung der Dominosteine erscheint mir doch außergewöhnlich«, bemerkte Alexander Sisley.
»Begleiten Sie mich auf einen Drink in meine Zimmer, meine Herren. Und wenn Sie Lust auf ein herkömmliches Spiel mit den weißen Steinen haben …«
Die Mittagssonne erhellte und erwärmte auch die Zimmer des Detektivs. Holmes verließ kurz den Raum und kehrte mit einer Flasche Whisky und einer Schatulle, die mit schwarzem Samt bezogen war, zurück. Darin befanden sich 91 weiße, rechteckige Steine mit je zwei Sets von schwarzen Punkten an den Enden.
Mehr als zwei Stunden waren vergangen, die Whiskyflasche war halbleer, bis sich Sir Alexander Sisley und Stephen Moriarty geschlagen gaben. »Sie sind ausgezeichnete Spieler, meine Herren.« »Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloß Spieler.« »Shakespeare.« Der Geheimdienstchef nickte bestätigend. »Wie sieht es mit dem Honorar aus?« »Wir werden Sie großzügig bezahlen.« »Wo Geld vorangeht, sind alle Wege offen.« »Wie meinen Sie das, Holmes?« »Nicht ich, Sir Alexander. Wieder Shakespeare«, sagte der Detektiv und setzte fort: »Um erste Schritte in den Ermittlungen zu setzen, benötige ich Informationen über Ihren verschwundenen Mitarbeiter.«
»Ronald Dumbarton war ... ist Agent unserer Behörde. Seine Familie lebt in Stratford-on-Avon. Mr. Dumbarton benutzt auch eine Wohnung in London, in der Nähe unseres Hauptquartiers. Er ist 52 Jahre alt,
Weitere Kostenlose Bücher