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Shotgun Lovesongs

Shotgun Lovesongs

Titel: Shotgun Lovesongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nickolas Butler
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SMS von ihm bekommen. Und da war ich so überrascht, dass ich über meine Antwort nicht groß nachgedacht habe. Hätte ich vielleicht tun sollen.«
    »Ist das denn okay für dich?«, fragte Beth. »Da zu singen? Und dann auch noch ausgerechnet für Kip?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wisst ihr, ich mag Kip schon, aber sehr nahe stehen wir uns nicht. Inzwischen ist er eher ein Bekannter als ein Freund. Aber ich bin zurückgekommen, um euch alle mal wiederzusehen und – ach, ich weiß auch nicht – ihn irgendwie zu unterstützen. Um der alten Zeiten willen und so. Er hat ein paar gute Dinge getan. Die Mühle zum Beispiel. Ich finde, er ist gut für diese Stadt. Und ich bin sowieso lieber hier als im Outback.«
    »Oh«, sagte Beth, stützte ihr Kinn in ihre Hand und lächelte. »Dein Leben ist doch gar nicht so übel.«
    »Nein«, sagte er. »Mein Leben ist gut. Sehr gut. Aber manchmal bin ich auch einsam. Manchmal fehlen mir Leute, denen ich vertrauen kann. Leute, die nichts von mir wollen. Das alles, es verändert einen mit der Zeit, wisst ihr? Und ich will nicht, dass es mich verändert. Ich möchte hierher zurückkommen und hier leben und einfach nur ich selbst sein können. Mit euch.« Er atmete tief aus und nahm einen großen Schluck Wein.
    Wir taten es ihm nach und stießen mit ihm an, wobei die Weingläser wie ein paar stumpfe Glocken zusammenklangen. Dann herrschte eine Weile Stille. Man hörte nur, wie die Kinder unter dem Tisch mit den Beinen baumelten und wie draußen der Wind in den trockenen Maisstengeln und Baumästen raschelte. Lee lächelte wieder und goss sichein weiteres Glas Wein ein und wir konnten sehen, dass seine Zähne schon ganz violett verfärbt waren. Und dass er glücklich war.
    »Ich wünschte, ich hätte euer Leben«, sagte er schließlich. »Wisst ihr, was ich meine?«
    Ich küsste Beths Hand, nahm sie dann in meine und sah ihr in die Augen. Sie lächelte mich an, wurde rot und senkte schließlich den Blick.
    Daraufhin stand Lee vom Tisch auf, drückte sich die Fäuste ins Kreuz, streckte sich wie eine Katze und sammelte dann unsere Teller ein, um sie zur Spüle in der Küche zu tragen. Beth folgte ihm mit mehreren Weingläsern zwischen ihren langen Fingern, und ich blieb noch einen Moment sitzen, während sie eng nebeneinander an der Spüle standen und er ihr das nasse Geschirr reichte, damit sie es abtrocknen konnte. Erst waren nur seine Hände voller Seifenschaum und dann auch ihre, und beide wiegten sich fast unmerklich im Takt der Jazzmusik hin und her. Es machte mich glücklich, alle wieder beisammenzuhaben, glücklich, dass er wieder da war. Ich nahm mir einen Stapel Zeitungen und ein paar Streichhölzer und ging hinaus in die Dunkelheit, um ein Lagerfeuer anzuzünden.
    Der Wind brachte Kälte mit und alle Sterne waren hervorgekommen; der blauweiße Überwurf der Milchstraße bildete ein prächtiges Dach über mir. Ich ging zu dem Holzstapel und trug ein paar Scheite zu der Feuerstelle in unserem Garten, brach dann ein wenig Anzündholz in kleine Stücke und entfachte das Ganze mit einem Streichholz. Dann blies ich vorsichtig in die zarten neuen Flammen. Lagerfeuer habe ich immer schon geliebt.
    Irgendwann kam Lee aus dem Haus und ich spürte, wie er sich hinter mich stellte.
    »Wie wär’s mit ’nem Joint?«, fragte er.
    Ich schaute mich um, obwohl wir im Umkreis von Hunderten und Aberhunderten von Metern keine Nachbarn hatten. »Sind die Kinder im Bett?«, fragte ich, rieb mir die Hände und blies hinein, um sie ein wenig aufzuwärmen. Der Geruch von Alkohol war immer noch da, ganz schwach.
    »Beth bringt sie gerade ins Bett«, sagte er und grinste. Wir schwiegen einen Moment. »Ich hatte das heute Abend echt bitter nötig, Mann«, sagte er schließlich. »Brauchte dringend eure Gesellschaft. Um mal wieder etwas Platz zum Atmen zu haben. Gutes Essen zu essen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich das vermisst habe.«
    Er hatte Zigarettenpapier in den Händen und reichte mir einen Beutel, aus dem es sogar durch das Plastik hindurch schwer und würzig roch. Er drückte die Knospen in das Papier und leckte die Ränder ab. Die Joints, die er baute, waren schon immer die besten gewesen.
    »Sollen wir uns nicht einfach einen teilen?«, fragte ich.
    »Warum nicht.«
    Also standen wir da, die Gesichter vom Schein des Feuers rot und orange beleuchtet, von zwei verschiedenen Rauchduftnoten umweht, während sich über uns das Himmelszelt ganz langsam drehte und gelegentlich

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