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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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um einen Baum herum, schlug die Trommel mit einem Stock und sang. Die beiden zogen sich langsam zurück, denn sie wollten ihn nicht stören: Wahrscheinlich trieb er gerade irgendeinen Zauber oder etwas Ähnliches.
    Sie erzählten ihren Frauen, was sie gesehen hatten, und diese meinten: »Ach, das ist sicher Feynman gewesen - der trommelt doch so gerne.«
    »Redet keinen Unsinn!« sagten die Männer. »So verrückt wär' nicht mal Feynman !«
    In der Woche darauf wollten sie ausfindig machen, wer der Indianer gewesen war. In Los Alamos arbeiteten Indianer aus dem naheliegenden Reservat, und sie fragten einen von ihnen, der im technischen Bereich tätig war, wer es sein könnte. Der Indianer erkundigte sich, aber keiner von ihnen wußte, um wen es sich handeln könnte, abgesehen von dem einen Indianer, mit dem niemand reden konnte. Er war jemand, der etwas auf seine Rasse hielt: Er hatte zwei lange Zöpfe auf dem Rücken und hielt sich kerzengerade; wo immer er hinging, ging er mit Würde, allein; und niemand konnte mit ihm sprechen. Man hätte sich gefürchtet , zu ihm hinzugehen und ihn etwas zu fragen; er hatte zuviel Würde. Er arbeitete als Heizer. Es hatte also niemand den Mut, diesen Indianer zu fragen, und sie entschieden, er müsse es gewesen sein. (Es freute mich zu hören, daß sie einen so typischen, einen so wunderbaren Indianer entdeckt hatten, der ich hätte gewesen sein können. Es war wirklich eine Ehre, für diesen Mann gehalten zu werden.)
    Der Bursche, der mit mir gesprochen hatte, wollte also im letzten Moment sichergehen - die Ehemänner wollen ja immer beweisen, daß ihre Frauen unrecht haben -, und wie es Ehemännern häufig ergeht, mußte er feststellen, daß seine Frau ganz recht hatte.
    Ich lernte ziemlich gut trommeln und spielte auf unseren Partys. Ich wußte nicht, was ich tat; ich spielte einfach Rhythmen - und ich wurde bekannt deswegen: In Los Alamos wußte jeder, daß ich gern trommelte.
    Als der Krieg vorüber war und wir in die »Zivilisation« zurückkehrten, neckten mich die Leute in Los Alamos, jetzt sei es wohl mit der Trommelei vorbei, weil das zuviel Lärm mache. Und da ich in Ithaca versuchte, ein würdevoller Professor zu werden, verkaufte ich die Trommel, die ich irgendwann während meines Aufenthalts in Los Alamos gekauft hatte.
    Im folgenden Sommer ging ich nach New Mexico zurück, um an einem Bericht zu arbeiten, und als ich wieder die Trommeln sah, hielt ich es nicht aus. Ich kaufte mir wieder eine und dachte: »Ich nehme sie einfach nur mit, damit ich sie anschauen kann.«
    In dem Jahr hatte ich in Cornell in einem Haus ein kleines Appartement. Ich hatte die Trommel da, nur um sie anzuschauen, aber eines Tages konnte ich nicht widerstehen. Ich dachte: »Ich werde auch ganz leise sein...«
    Ich setzte mich auf einen Stuhl, klemmte mir die Trommel zwischen die Schenkel und spielte ein klein bißchen mit den Fingern: bap, bap, bap, baddel bap. Dann ein bißchen lauter - es reizte mich doch! Ich wurde noch lauter, und BUMS! - klingelte das Telephon.
    »Hallo?«
    »Hier ist Ihre Hauswirtin. Spielen Sie da unten Schlagzeug?«
    »Ja; es tut mir l...«
    »Es hört sich ganz toll an. Ich wollte fragen, ob ich mal runterkommen kann, um mir das aus der Nähe anzuhören?«
    Von diesem Zeitpunkt an kam die Hauswirtin regelmäßig herunter, wenn ich anfing zu trommeln. Das war nun wirklich Freiheit. Seitdem hatte ich großen Spaß beim Trommeln.
    Ungefähr zu der Zeit lernte ich eine Dame aus Belgisch-Kongo kennen, die mir einige ethnologische Schallplatten gab. Damals waren solche Platten mit Trommelmusik von den Watussi oder anderen afrikanischen Stämmen selten. Die Watussi-Trommler bewunderte ich wirklich sehr, und ich versuchte sie nachzuahmen - nicht ganz genau, sondern nur, um ungefähr so zu klingen wie sie -, und infolgedessen entwickelte ich eine ganze Menge Rhythmen.
    Einmal war ich spät abends, als nicht viele Leute da waren, im Freizeitraum, und ich nahm einen Papierkorb und fing an, auf dem Boden herumzuklopfen. Da kam jemand, der sich irgendwo im Untergeschoß aufgehalten hatte, angelaufen und sagte: »He! Sie spielen ja Schlagzeug!« Es stellte sich heraus, daß er wirklich Schlagzeug spielen konnte, und er brachte mir bei, Bongos zu spielen.
    Im Fachbereich Musik gab es jemanden, der afrikanische Musik sammelte, und ich ging zu ihm nach Hause und trommelte. Er nahm mich auf Band auf, und auf seinen Partys veranstaltete er dann ein Ratespiel, das er »Afrika oder

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