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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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wurden, die durch die ganze Badewanne lief. Es ist wie beim Skizzieren: Erst zieht man einen schlechten Strich; dann geht man ein paarmal darüber, und nach einer Weile wird eine saubere Linie daraus.
    Ich erinnere mich, daß mir mein Vater, als ich klein war, erzählte, wie wunderbar Ameisen sind und wie sie zusammenarbeiten. Ich beobachtete sehr aufmerksam, wie zwei oder vier Ameisen ein Stückchen Schokolade in ihren Bau trugen. Auf den ersten Blick sieht das wie eine wirksame, phantastische, glänzende Zusammenarbeit aus. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man, daß es nichts dergleichen ist: Sie verhalten sich alle, als würde die Schokolade von etwas anderem gehalten. Sie ziehen sie hierhin und dorthin. Eine Ameise krabbelt vielleicht darauf herum, während die anderen daran ziehen. Die Schokolade schwankt und wackelt, mit den Richtungen geht es völlig durcheinander. Sie wird nicht auf geradem Weg in den Bau gebracht.
    Bei den brasilianischen Blattschneiderameisen gibt es eine interessante Dummheit, die erstaunlicherweise nicht durch die Evolution beseitigt worden ist. Es bedeutet eine beträchtliche Arbeit für die Ameise, den Kreisbogen zu schneiden, um ein Stück Blatt zu bekommen. Wenn sie mit dem Schneiden fertig ist, stehen die Chancen fifty-fifty, daß die Ameise an der falschen Seite ziehen wird und das Stück, das sie gerade abgeschnitten hat, auf den Boden fallen läßt. Die halbe Zeit reißt und zieht die Ameise am falschen Teil des Blattes, bis sie auf gibt und anfängt, ein anderes Stück, das sie oder eine andere Ameise bereits abgeschnitten hat, aufzusammeln. Wenn man ganz genau beobachtet, ist es also ganz offensichtlich, daß das Abschneiden und Wegtragen von Blättern keine so tolle Sache ist; sie laufen zu einem Blatt, schneiden einen Bogen, und die halbe Zeit nehmen sie die falsche Seite, während das richtige Stück zu Boden fällt.
    In Princeton fanden die Ameisen meine Speisekammer, in der ich Brot und Marmelade und anderes Zeug hatte und die ziemlich weit vom Fenster entfernt war. Auf dem Boden marschierte eine lange Reihe von Ameisen durchs Wohnzimmer. Das war in der Zeit, als ich diese Experimente mit den Ameisen machte, deshalb überlegte ich: »Wie kann ich sie von meiner Speisekammer fernhalten, ohne welche zu töten? Gift kommt nicht in Frage; du mußt menschlich mit den Ameisen umgehen!«
    Was ich tat, war folgendes: Zur Vorbereitung streute ich, sechs oder acht Inches von ihrem Eingang entfernt, ein bißchen Zucker ins Zimmer, wovon sie nichts wußten. Dann machte ich wieder diese Fähren, und immer wenn eine Ameise, die mit Nahrung zurückkam, auf meine kleine Fähre lief, brachte ich sie hinüber und setzte sie auf dem Zucker ab. Auch jede Ameise, die zur Speisekammer kam und auf eine Fähre lief, brachte ich zu dem Zucker hinüber. Schließlich fanden die Ameisen den Weg vom Zucker zu ihrem Loch, so daß diese neue Spur doppelt bestätigt wurde, während die alte immer weniger benutzt wurde. Ich wußte, daß die alte Spur nach ungefähr einer halben Stunde trocknen würde, und nach einer Stunde waren sie aus meiner Speisekammer verschwunden. Den Boden wischte ich nicht auf; ich tat nichts weiter als Ameisen befördern.

3.Teil:Feynman, die Bombe und das Militär
Verpuffte Zünder
    Als in Europa der Krieg ausbrach, die Vereinigten Staaten aber noch nicht in ihn eingetreten waren, gab es viel Gerede, man müsse sich jetzt vorbereiten und patriotisch sein. Die Zeitungen brachten groß aufgemachte Artikel über Geschäftsleute, die als Freiwillige nach Plattsburg, New York, gingen, um eine militärische Ausbildung zu machen, und so weiter.
    Ich fing an zu überlegen, daß ich wohl auch irgendeinen Beitrag leisten sollte. Nachdem ich am MIT meinen Abschluß gemacht hatte, nahm mich Maurice Meyer, ein Freund aus der Verbindung, der in der Fernmeldetruppe war, mit zu einem Oberst in der New Yorker Dienststelle der Einheit.
    »Ich möchte etwas für mein Land tun, Sir. Ich bin technisch veranlagt, vielleicht könnte ich mich irgendwie nützlich machen.«
    »Also, da gehen Sie besser erstmal nach Plattsburg ins Rekrutenlager und machen eine Grundausbildung. Dann werden wir sehen, was wir mit Ihnen anfangen können«, sagte der Oberst.
    »Aber gibt es denn keine Möglichkeit, meine Fähigkeiten direkter einzusetzen?«
    »Nein. Die Armee ist nun mal so organisiert. Sie müssen schon den regulären Weg gehen.«
    Ich ging hinaus und setzte mich in den Park, um mir die Sache durch den

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