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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Kopf gehen zu lassen. Ich überlegte und überlegte: Vielleicht ist es ja wirklich das Beste, den üblichen Weg zu gehen. Aber zum Glück überlegte ich noch ein bißchen länger und sagte mir dann: »Ach, zum Teufel! Ich werde noch eine Weile warten. Vielleicht ergibt sich etwas, wo man mich besser gebrauchen kann.«
    Ich ging nach Princeton, um für meine Promotion zu arbeiten, und im Frühjahr sprach ich nochmals bei den Bell Labs in New York wegen eines Jobs für den Sommer vor. Der Rundgang durch die Bell Labs machte mir großen Spaß. Bill Shockley, der Mann, der den Transistor erfunden hat, führte mich herum. Ich erinnere mich an ein Zimmer, in dem sie auf der Fensterscheibe Markierungen angebracht hatten: Die George-Washington-Brücke war gerade im Bau, und diese Jungs im Labor beobachteten den Fortgang der Arbeiten. Als das Hauptkabel aufgespannt wurde, hatten sie die ursprüngliche Kurve angezeichnet, und während die Brücke daran aufgehängt wurde und die Kurve sich allmählich in eine Parabel verwandelte, konnten sie die kleinen Veränderungen messen. Das war so etwas für mich, darauf wäre ich auch gern gekommen. Ich bewunderte diese Burschen; ich hoffte immer, eines Tages mit ihnen arbeiten zu können.
    Einige Jungs aus dem Labor nahmen mich zum Mittagessen in ein Fischrestaurant mit, und sie freuten sich alle, daß es Austern geben würde. Ich lebte am Meer und konnte das Zeug nicht sehen; ich konnte keinen Fisch essen, von Austern ganz zu schweigen.
    Ich dachte bei mir: »Ich muß tapfer sein. Ich muß eine Auster essen.«
    Ich nahm eine Auster, und es war absolut scheußlich. Aber ich sagte mir: »Das beweist noch nicht, daß du ein Mann bist. Du hast nicht gewußt, wie scheußlich es sein würde. Es war ziemlich leicht, solange es ungewiß war.«
    Die anderen redeten weiter davon, wie gut die Austern seien, also aß ich noch eine, und die war wirklich noch schlimmer als die erste.
    Es muß das vierte oder fünfte Mal gewesen sein, daß ich einen Rundgang durch die Bell Labs machte, aber diesmal nahmen sie mich. Ich war sehr glücklich. Damals war es schwer, einen Job zu finden, bei dem man mit anderen Wissenschaftlern zusammenarbeiten konnte.
    Aber dann gab es große Aufregung in Princeton. General Trichel von der Armee kam vorbei und hielt eine Ansprache: »Wir brauchen unbedingt Physiker! Physiker sind für uns in der Armee sehr wichtig! Wir brauchen drei Physiker!«
    Man muß bedenken, daß die Leute damals kaum wußten, was ein Physiker ist. Einstein zum Beispiel war als Mathematiker bekannt - es kam also selten vor, daß jemand Physiker brauchte. Ich dachte: »Das ist die Gelegenheit für mich, einen Beitrag zu leisten«, und meldete mich freiwillig, um für die Armee zu arbeiten.
    Ich fragte bei den Bell Labs an, ob sie etwas dagegen hätten, wenn ich während des Sommers für die Armee arbeiten würde, und sie meinten, sie hätten auch Arbeit, die mit der Rüstung zu tun hätte, wenn es mir darum ginge. Aber mich hatte das patriotische Fieber gepackt, und ich ließ mir eine gute Gelegenheit entgehen. Es wäre viel klüger gewesen, in den Bell Labs zu arbeiten. Aber in solchen Zeiten ist man halt ein bißchen einfältig.
    Ich ging zum Frankfort Arsenal in Philadelphia und arbeitete an einem Dinosaurier: einem mechanischen Computer für die Ausrichtung von Geschützen. Wenn Flugzeuge vorbeiflogen, beobachteten die Schützen sie durch ein Teleskop, und dieser mechanische Computer, mit Zahnrädern und Nocken und so weiter, versuchte die Bahn des Flugzeuges vorauszusagen. Es war eine herrlich konstruierte und gebaute Maschine, und eine der wichtigsten Ideen dabei waren unrunde Zahnräder - Zahnräder, die nicht kreisrund waren, aber trotzdem ineinandergriffen. Aufgrund der sich verändernden Radien der Zahnräder drehte sich eine Welle in Abhängigkeit von der anderen. Allerdings bildete diese Maschine das Ende der Entwicklung. Sehr bald kamen dann elektronische Computer auf.
    Nachdem sie diesen ganzen Kram erzählt hatten, von wegen wie wichtig Physiker für die Armee seien, war das erste, was ich zu tun bekam, Zeichnungen von Zahnrädern daraufhin zu prüfen, ob ihre Zahl stimmte. Das ging eine ganze Weile so. Dann sah der Mensch, der die Abteilung leitete, allmählich, daß ich zu etwas anderem zu gebrauchen war, und im Laufe des Sommers verbrachte er dann mehr Zeit damit, verschiedenes mit mir zu besprechen.
    Es gab einen Maschinenbauingenieur in Frankfort, der dauernd irgend etwas zu

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