Sie sind Dein Schicksal
war eine elektrisierende Erfahrung gewesen, sich so gebraucht, so sicher, so vollkommen zu fühlen – während der Zeit, als ich in seiner Macht war.
Wie man sich bestimmt vorstellen kann, habe ich seitdem mein Möglichstes getan, um ihm aus dem Weg zu gehen.
Ich hatte gedacht, meine Handynummer zu ändern würde ihn und einige der anderen unerwünschten Ele mente aus meiner Vergangenheit davon abhalten, mich zu kontaktieren, aber die Nummer meiner Detektei stand in den Gelben Seiten und im Internet. Ich war nicht begeistert zu erfahren, dass er wieder mit mir sprechen wollte. Aber mich anzurufen war immerhin ein wenig besser, als hier in meinem Büro oder, noch schlimmer, in meinem Apartment aufzutauchen.
Leise fluchend hob ich den Hörer ab und tippte den Code ein, der die Nachrichten abspielte. Ich musste erst ein paar andere abhören, bevor Royce’ glatte, kultivierte Stimme erklang.
»Hier ist Alec und ich hinterlasse eine Nachricht für Ms. Waynest. Shiarra, ich wollte nur sicherstellen, dass du weißt, dass ich nichts mit dem zu tun habe, was eventuell passiert, während du nicht in der Stadt bist. Falls jemand versucht, es anders darzustellen, wüsste ich eine kurze Benachrichtigung zu schätzen, damit ich Maßnahmen ergreifen kann. Ich hoffe, bei dir läuft alles gut und du genießt deinen Urlaub.«
Na, das war ja mal verwirrend. Sowohl Jack als auch Royce erklärten mir, dass sie nicht für das verantwortlich waren, was passieren würde, während ich verreist war. Erstens, wie hatte Royce herausgefunden, dass ich eine Reise plante? Ich veröffentlichte meinen Terminkalender ja nicht in den Nachrichten. Und worüber machten sie sich zweitens solche Sorgen?
Es war nicht ungewöhnlich, dass Royce sich absicherte. Obwohl er nicht mehr versucht hatte, Kontakt zu mir aufzunehmen, seitdem ich nach dem Nachlassen der Blutbindung aus seinem Haus geflohen war, war es nicht untypisch, dass er versuchte, seinen guten Namen zu schützen. Sollte er sich Gedanken machen, dass jemand seine Pläne durchkreuzen könnte oder dafür sorgen, dass er schlecht dastand, würde er etwas dagegen unternehmen.
Jacks Aktion dagegen ergab in meinen Augen kaum einen Sinn. Wir waren nicht gerade als Freunde auseinandergegangen. Tatsächlich hatte ich ihn das letzte Mal gesehen, kurz bevor ich mit der Ankündigung auf den Lippen, dass ich mich bei den Monstern sicherer fühlte als bei den Jägern, aus dem supergeheimen Weißhut-Hauptquartier gestiefelt war.
Ja, ich sollte wohl ein wenig an meiner Sozialkompetenz arbeiten.
Trotzdem spielte es keine Rolle. Worum auch immer sie sich Sorgen machten, es konnte auf keinen Fall schlimmer sein als das, was ich bereits durchgemacht hatte. Gegen verrückte Zauberer und psychotische Vam pire zu kämpfen stand nicht auf meiner To-do-Liste für den Urlaub. Ich rechnete zwar mit ein paar unangenehmen Momenten, da es bei dieser Reise darum ging, Chaz’ inoffizielle Familie besser kennenzulernen, aber das sollte eigentlich nicht ausreichen, um Royce oder Jack dazu zu bringen, mir irgendeine Warnung zukommen zu lassen.
Chaz und ich redeten schon eine Weile über etwas Derartiges. Das größte Problem an unserer Beziehung war, dass Chaz ein Werwolf ist. Er ist der Anführer des Sunstriker-Rudels, einem der wenigen Werwolfrudel, die in und um New York City leben. Das größte Rudel sind die Moonwalker, und sie erheben auf den Central Park genauso Anspruch wie auf einige andere Parks und Reservate um Long Island. Das bedeutete, dass die Sunstriker und viele der anderen, kleineren Rudel bis an Orte wie den Caumsett State Park, das Blue Mountain Reservat oder sogar bis in die Catskills fahren mussten, wenn sie sich als Rudel versammeln oder jagen wollten. All diese langen Fahrten, nur um Ärger mit den Moonwalkern zu vermeiden.
Für die kleineren Rudel war das ziemlich unpraktisch. Nicht jeder konnte, ohne Misstrauen zu erwecken, erklären, warum er jeden Monat um Vollmond herum drei oder vier Tage frei brauchte. Wie man sich vorstellen kann, führt das dazu, dass die Parks und Reservate, die nicht von den Moonwalkern beansprucht werden, heiß begehrt und heftig umkämpft sind. Manchmal geraten die kleineren Rudel in Scharmützel, weil sie an Vollmond um dieselben Jagdreviere konkurrieren. Gewöhnlich geriet es nicht so außer Kontrolle, dass Menschen wie ich in ihre Probleme verwickelt wurden. Sollten Chaz und ich allerdings während des Höhepunktes des Mondzyklus zusammenbleiben, musste ich
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