Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe
» Schnell! «
»Hexenfische?«, flüsterte Lisa benommen.
»Komm, hier rein!«, rief Kyra, die sich rascher fasste als ihre Freundin. Sie zog Lisa am Arm durch den Eingang der Hauptschleuse in die Halle, in deren Zentrum das Shuttle ruhte. Beide ließen die Kisten und Verbandsrollen fallen, die sie gerade erst im Medizinraum zusammengesucht hatten.
»Wo ist der Knopf für die Tür?« Kyra schaute sich aufgeregt um. »Kannst du ihn irgendwo sehen?«
»Vielleicht auf der anderen Seite«, meinte Lisa.
So schnell sie konnten, stürmten sie durch die Halle. Am gegenüberliegenden Ende blinkten mehrere Lampen in der Wand, aber eine Schaltkonsole war nirgends zu finden.
»Na großartig!« Kyra begriff, dass sie sich selbst in eine Falle manövriert hatten. Die Hauptschleuse ließ sich nur von der Zentrale aus steuern – kein Wunder, dem Wasserdruck der gefluteten Halle hätte kein Schaltpult standhalten können. Die stählernen Wände waren, von ein paar Lichtsignalen abgesehen, vollkommen kahl.
»Zurück in den Medizinraum«, schlug Lisa vor.
Kyra nickte und rannte los.
Gemeinsam passierten sie das Shuttle gerade in jenem Augenblick, als in der offenen Tür der Schleuse ein silberner Schemen verharrte. Der Hexenfisch war mit solchem Tempo herangeflogen, dass es ihm schwer fiel stillzustehen – seine eigene Kraft trieb ihn noch ein, zwei Meter weiter in die Halle hinein.
»Mist!«, fluchte Kyra.
Hinter dem ersten Fisch tauchten drei weitere auf. Die teuflischen Kreaturen waren vom verschlossenen Schott der Zentrale aus geradewegs hierher weitergeflogen. Sie konnten ihre menschlichen Opfer auch auf große Entfernungen wittern.
»Was jetzt?«, rief Lisa.
»Ins Shuttle!«
Kyra sprang behände durch das offen stehende Schott des Tauchfahrzeugs. Lisa war direkt hinter ihr. Mit einem Knopfdruck verschloss Kyra das Schott, ein zweiter ließ die Monitore aufflammen. Die Bilder der Shuttlekameras wurden auf die Schirme im Inneren übertragen.
»Sie kommen!«
Auf dem Hauptmonitor war deutlich zu sehen, wie immer mehr Fische in die Schleusenhalle strömten. Der Professor hatte Recht gehabt: Kyra zählte mindestens zweiundzwanzig. Das war der größte Schwarm Hexenfische, den sie jemals gesehen hatte. Wahrscheinlich war kein Mensch je einer höheren Zahl davon begegnet – oder keiner hatte überlebt, um davon zu berichten.
Von draußen hagelten zornige Fische auf die Titanhaut des Shuttles ein, aber keiner von ihnen konnte dem Gefährt auch nur eine Delle beibringen. Gewöhnliches Metall mochten die Fische durchbrechen, nicht aber den härtesten Stahl der Welt.
Kyra drückte blindwütig auf den Knöpfen des Funkgeräts herum, bis ein grelles Pfeifen aus den Lautsprechern kreischte. Einen Moment lang hielten sich beide Mädchen die Ohren zu.
Dann brüllte Kyra ins Mikrofon: »Papa? Kannst du mich hören?«
Das Funkgerät krächzte und zischte, dann meldete sich der Professor zu Wort. »Ja, Kyra, wir hören dich. Wo steckst du?«
»Lisa und ich sitzen im Shuttle in der Schleusenhalle. Draußen sind eine Menge Hexenfische – aber hier drin scheinen wir vor ihnen geschützt zu sein. Und was ist mit dir? Bist du in Sicherheit?«
»Mir und Doktor Bischof geht es gut – den Umständen entsprechend. Wir sind in unsere Kapsel geflüchtet, als die Fische aus der Schleuse kamen. Wir sitzen hier fest, aber sie kommen nicht durch den Stahl des Schleusentunnels.«
Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Wir hoffen nur, dass der Hai sich nicht in den Kopf setzt, die Kapseln an der Turmspitze anzugreifen.«
Der Hai! Den hatten sie in der ganzen Aufregung völlig vergessen!
Lisa beugte sich an Kyra vorbei zum Mikrofon. »Chris? Nils? Hört ihr uns?«
»Laut und deutlich«, kam Chris’ Stimme aus den Lautsprechern. »Wir sind in der Kommandozentrale.«
»Schließ das Tor der Hauptschleuse!« verlangte Lisa. »Du musst dich beeilen. Es ist wichtig.«
Kyra sah ihre Freundin von der Seite an und begriff plötzlich, was sie vorhatte. Natürlich, das Tor! Wenn alle Hexenfische in der Schleusenhalle eingesperrt waren, konnten die vier anderen sich wieder frei in der Station bewegen.
»Und wie soll ich das anstellen?«, gab Chris zurück.
Bischof meldete sich. »Du sitzt an der Steuerkonsole, oder?«
»Ja.«
»Rechts vor dir ist ein kleines Display, ziemlich schmal. Darunter befinden sich einige Knöpfe.«
»Ich hab’s gefunden.«
»Gut. Gib über die Knöpfe die Zahl Fünfunddreißig ein. Sie müsste jetzt im Display
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