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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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betrachtete sie der Reihe nach. »Meine Schwester wusste, warum sie mich zurückrufen ließ. Sie wusste, dass ihr alle eine strenge Hand nötig habt. Strenge Erziehung und strenge Strafe.« Er deutete mit ausgestrecktem Arm auf Kyra. »Du bist die Hexentochter.« Kyra schrak zusammen. Was wusste er von ihrer Mutter?
    »Ich kann die Macht in deinem Inneren spüren«, fuhr er fort. » Meine Macht!«
    Mara sah Kyra verunsichert an. »Wie meint er das?«
    Dies war nicht die Zeit für überflüssige Erklärungen. Mara brauchte die Wahrheit über Kyras Mutter nicht zu erfahren. Doch auch Kyra wunderte sich: Warum sagte er, dass ihre Macht seine Macht war? Welche Verbindung gab es zwischen ihnen?
    Ganz langsam setzte sich der Direktor in Bewegung, stieg eine Treppe aus Büchern hinab.
    »Auseinander!« Chris gab Nils einen Stoß, der ihn zur Seite taumeln ließ. Der Anblick des Untoten wirkte hypnotisierend, drohte sie alle zu lähmen. Doch Chris’ scharfes Kommando brachte sie wieder zu Sinnen. Auch die Mädchen verteilten sich.
    »Dort drüben«, flüsterte Mara. »Die Tür da ist es!«
    Mit einem Kopfnicken deutete sie in die Richtung einer schmalen, niedrigen Holztür, die im Schatten zwischen den Büchern kaum zu erkennen war.
    »Was ist das für ein Raum?«, fragte Kyra.
    Mara schluckte. »Früher war das der Wohnraum seiner Schwester.«
    Der Direktor machte den letzten Schritt die Büchertreppe hinunter und erreichte den Boden. Wieder klatschte der Stock. »Früher haben sich Kinder nicht widersetzt«, sagte er zischelnd. »Früher lernten Kinder den Gehorsam unter dem Rohrstock.«
    Klatsch!
    »Sie taten, was man ihnen sagte.«
    Klatsch!
    »Sie waren folgsam und wissbegierig.«
    Klatsch!
    Chris wagte einen Ausfall zur Seite. Mit zwei raschen Sätzen wollte er den Direktor umrunden, um die Tür zum Hinterzimmer zu erreichen.
    Doch die Schnelligkeit ihres Gegners überraschte sie alle. Geschwinder, als sie es für möglich gehalten hatten, schob sich der Direktor in Chris’ Weg. Der Stock raste heran, und Chris konnte ihm nur entgehen, indem er sich der Länge nach auf den Boden warf.
    Kyra versuchte es als Nächste. Sie wollte den Augenblick nutzen, in dem der Direktor auf Chris konzentriert war. Doch auch sie musste erkennen, dass sie ihren Feind nicht unterschätzen durfte. Zu schnell für das menschliche Auge huschte der Direktor heran und schlug nach ihr. Kyra hörte den scharfen Luftzug an ihrer Wange vorübersausen. Panisch wirbelte sie herum und brachte sich mit wenigen Schritten aus der direkten Reichweite des Untoten.
    »Von der Tochter einer Hexe hätte ich mehr erwartet«, flüsterte der Direktor.
    Strafe, Strafe, Strafe, sang es aus der Finsternis des Kellers.
    Kyras Gedanken überschlugen sich. Meine Macht, hatte er gesagt. Und die Alraunen hatten ihre Gesichtszüge getragen. Verfügten vielleicht die Hexenpflanzen selbst gar nicht über magische Kräfte? Zapften sie Kyra die Energie ihres Hexenerbes ab, ohne dass sie selbst es spürte? Und gaben sie diese Energie an den Direktor weiter, der von ihr zehrte und den sie am Leben erhielt?
    Das musste es sein!
    » Ich bin es«, stieß Kyra atemlos aus. »Meine Macht hat ihn auferstehen lassen.«
    Der Direktor lächelte sein lippenloses Lächeln. »Du lernst schnell, kleines Mädchen.«
    Aber hätte der Kraftverlust sie nicht schwächen müssen, nun, da sie zwei Wesen am Leben erhielt? Das musste doch bedeuten, dass die Macht in ihrem Inneren viel größer war, als sie bislang geahnt hatte. War sie vielleicht selbst eine … Hexe?
    »Kyra!«
    Nils’ Aufschrei riss sie aus ihren Gedanken. Nur Sekundenbruchteile waren vergangen, seit der Direktor nach ihr geschlagen hatte, und nun war er schon wieder über ihr. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass die beiden Jungen sich spannten, um sich auf ihren Gegner zu stürzen.
    Kyra rief sie zurück:
    »Nein! Tut das nicht! Er darf euch nicht mit dem Rohrstock berühren!«
    Wieder einer dieser Geistesblitze! Wieder einer dieser Momente, in dem das Erbe ihrer Mutter ihr unerwartet zur Hilfe kam! Aber Kyra wusste einfach, dass sie Recht hatte. Der Stock war mehr als nur ein perfides Werkzeug, um Kindern Gehorsam einzuprügeln. Er war der Schlüssel zur Existenz des Direktors. Schon als er noch lebte, hatte er sich daran festgehalten wie an einer Krücke, hatte mit seiner Hilfe seine Unsicherheit und seine Ängste überspielt und all seinen Zorn und seine Hilflosigkeit an seinen Schülern ausgelassen. Jetzt aber war der

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