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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Kassandra immer neue, meist ungenießbare Teekreationen zusammenmixte.
    Kyra übernahm die Führung der kleinen Gruppe. Zögernd betraten sie das alte Schularchiv.
    Der Raum war groß und dunkel. Die Wände waren bis zur hohen Decke mit Regalen ausgekleidet, in denen Bücher und Aktenordner lagerten. Hier unten gab es keine Schulbücher – die wurden im Neubau aufbewahrt –, nur Dokumente und Unterlagen aus der Geschichte der Schule. Das Ganze erinnerte ein wenig an Herrn Flecks Stadtarchiv unter dem Rathaus, nur dass sich alles, was hier aufbewahrt wurde, auf die Historie der Schlossschule bezog.
    In der Mitte des Raumes stand ein langer Holztisch mit mehreren unbequemen Hockern. Aufgeschlagene Ordner und lose Blätter lagen verteilt auf der Tischplatte.
    Der hintere Teil des Archivs lag verborgen jenseits mehrerer Regale, die irgendwer vor langer Zeit als Trennwand aufgestellt hatte.
    »Wo ist die Alraune?«, wollte Kyra wissen.
    Mara seufzte. »Hinter den Regalen gibt es eine kleine Tür. Sie führt in ein Nebenzimmer, das kaum noch jemand betritt. Da hab ich sie versteckt.«
    »Warum nicht gleich auf dem Mond?«, meckerte Nils. »Um dahin zu kommen, würden wir wenigstens noch länger brauchen.«
    Mara schaute mit einem Mal ein wenig schuldbewusst drein. »Lasst mich gehen«, schlug sie vor. »Ihr könnt hier warten, und ich hol sie her.«
    »Nein«, sagte Kyra. »Jetzt sind wir einmal alle hier unten, und nun bringen wir das auch zusammen zu Ende.« Das klang tapferer als sie sich eigentlich fühlte, denn natürlich war auch ihr klar, dass sich der Direktor bestimmt nicht kampflos ergeben würde. Die letzte große Auseinandersetzung stand noch bevor.
    Langsam bewegte sich die Gruppe tiefer in den Raum, näherte sich der Trennwand aus Bücherregalen. Eine fette schwarze Spinne huschte vor ihnen über den Boden, gefolgt von einer Ratte. Wenig später raschelte es in der Dunkelheit: Die Ratte hatte ihre Beute gefangen und verspeiste sie.
    »Kinder müssen lesen«, wisperte plötzlich eine Stimme, die sie alle nur zu gut kannten. »Kinder müssen sich bilden, müssen lernen. Kinder müssen gehorchen.«
    Die vier blieben stehen. Kyra atmete tief durch.
    »Wo steckt er?«, flüsterte Nils.
    »Hinter der Trennwand.« Kyra ließ den Lichtkegel über die Regale geistern, aber alles, was sich dahinter befand, blieb im Dunkel verborgen.
    »Wenn er uns angreift, teilen wir uns auf«, sagte Kyra sehr leise. »Wenn ein paar von uns ihn ablenken, schafft es vielleicht einer, bis in dieses Nebenzimmer zu kommen und die Alraune zu zerstören.«
    »Sie steht in einem Topf auf dem Tisch«, raunte Mara. »Ich hab sie nicht besser versteckt, weil sowieso niemand hier runterkommt.«
    Kyra schaute einen nach dem anderen an.
    »Fertig?«
    Nils bemühte sich um ein schwaches Grinsen. »Wird bestimmt ein Kinderspiel.«
    Kyra nickte. »Sicher.«
    Sie wandten sich wieder der Regalwand zu, die den hinteren Teil des Archivs verdeckte. Kyra und Nils hielten ihre Lampen darauf gerichtet wie Schusswaffen. Das Gewicht in ihren Händen verlieh ihnen ein schwaches Gefühl von Sicherheit. Chris und Mara waren da schlechter dran; sie konnten nur die Fäuste ballen und vergebens hoffen, dass es half.
    »Kinder, Kinder, Kinder«, wisperte die Stimme des Direktors irgendwo in der Finsternis.
    »Kommt, um eure Strafe zu empfangen.« Er kicherte böse. »Kommt zu eurem Lehrer. «
    Sie sahen einander unsicher an, setzten ihren Weg aber fort. Zu beiden Seiten der Regalwand gab es Durchgänge zum hinteren Teil; sie wählten den linken. Die Bretterkonstruktion war bis zum Bersten mit Büchern und Ordnern gefüllt. Sie sah aus, als würde sie auf der Stelle auseinander brechen, wenn man nur ein einziges weiteres Blatt Papier hineinschob.
    Der Direktor stand auf einem Turm aus Büchern, ein Block aus zerfledderten, ledergebundenen Folianten, die der Gründungszeit der Schlossschule entstammten. Er erhob sich dort oben wie ein Götze auf einem Podest aus Wissen und Gelehrsamkeit, ein König auf seinem Thron, Herrscher über die Schule und die Zukunft der Schüler.
    Über seinem Kopf verlief ein uralter Balken. Darin steckte ein rostiger Eisenhaken.
    »Ahhh«, hauchte er leise, »ihr seid da.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung ließ er den Rohrstock in seine offene Handfläche klatschen. Einmal, zweimal, immer weiter.
     

»Ihr habt eurem Lehrer widersprochen. Ihr habt euch gegen ihn aufgelehnt. Böse, böse Kinder.« Er legte den Kopf schräg und

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