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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Alan Sommers um 23 Uhr 17. Das Uhrwerk wurde durch das Wasser beschädigt.»
    Magozzi umklammerte das Handy etwas fester, weil er spürte, wie seine Hand feucht und rutschig wurde. Davon wusste kein Mensch, nur er, Gino und Anant. Sie hatten die Uhr als Beweismittel zurückgehalten. «Großer Gott», murmelte er.
    «Na, bestens. Jetzt habe ich wenigstens Ihre Aufmerksamkeit. Wie gesagt, der Mörder wird mich in Kürze am achtzehnten Grün treffen. Ich bin überzeugt, dass er die Absicht hat, mich zu töten, da ich ihm gedroht habe, seine Identität aufzudecken. Meine Absicht hingegen wäre, dass Sie und Detective Rolseth vorher eingreifen und ihn festnehmen. Als kleines Geschenk von mir an Sie, weil Sie gute Polizisten sind und einen alten Säufer wie mich respektvoll behandelt haben. Den Schlüssel zu meiner Wohnung finden Sie in meiner Hosentasche. Händigen Sie meinen Computer Ihren Freunden von Monkeewrench aus, Sie werden darauf alles finden, was Sie wissen müssen. Haben Sie das so weit verstanden?»
    Magozzi steuerte bereits auf Gino und Smith zu und deutete mit dem Daumen in Richtung Ausgang, ohne dabei das Handy vom Ohr zu nehmen. Anscheinend lag etwas in seiner Miene, das beide veranlasste, ihm ohne weitere Fragen zu folgen. «Ich habe verstanden, was Sie sagen, Richter. Was Sie damit meinen, ist mir nicht so ganz klar.»
    «Das wird sich bald ändern, Detective Magozzi.»
    «Sie klingen ziemlich nüchtern.»
    Am anderen Ende der Leitung ertönte ein dumpfes Lachen. «Ich klinge immer nüchtern und bin es doch nie. Die anderen Mörder kenne ich leider nicht mit Namen, Detective Magozzi, aber ich vermute, der Computer dieses Mannes wird ein hervorragender Ausgangspunkt für Sie sein, um all die Internet-Morde aufzuklären, an denen Sie arbeiten. Dieser Huttinger … dieses Subjekt …», seine Stimme troff förmlich vor Verachtung, «… er hatte mit alldem nichts zu tun …»
    «Hey, hey, Sekunde mal. Was heißt hier ‹mit alldem›? Wovon zum Teufel reden Sie eigentlich?»
    «Geduld, Detective. Die Zeit wird knapp, aber es ist mir wichtig, Ihnen zu versichern, dass die beiden Kellnerinnen nie hätten attackiert werden sollen. Ich kann nur hoffen, dass Sie mir glauben. Nun gut. Sehen Sie auf die Uhr. Sie haben genau achtundzwanzig Minuten, um zum Woodland Hills Club zu kommen. In neunundzwanzig Minuten bin ich tot. In dreißig Minuten ist Ihr Mörder über alle Berge. Also fahren Sie bitte gleich los.»
    Als er auflegte, waren sie fast am Ausgang; die hochgehaltenen Polizeimarken bahnten ihnen einen Weg durch das Gedränge. «Uhrenvergleich, Gino. Wir haben genau siebenundzwanzigeinhalb Minuten!»
     
    Wild Jim klappte sein Handy zu und legte es auf den Beifahrersitz. Dann stieg er aus. Er sog den modrigen Teichgeruch ein, den das Wasserhindernis vor dem achtzehnten Loch verströmte, sah, wie sich das Mondlicht in der Flagge spiegelte, die im Loch selbst steckte.
    Er überquerte den Parkplatz neben dem Clubhaus, betrat das Grün und spürte, wie sich ihm tatsächlich die Nackenhaare sträubten. Eingelocht , dachte er und erinnerte sich an Jessies letzten Abschlag vom Tee, der auf wundersame Weise in ebendiesem Loch gelandet war und damit alle Clubrekorde gebrochen hatte, weil das vor ihm noch keinem gelungen war. Es war ein Par-3-Loch, das in jenem Vater-Sohn-Turnier, in dem Wild Jim und sein fabelhafter Junge den Silberpokal gewannen, zum ersten Mal mit nur einem Schlag genommen worden war. Hatte es damals schon Gerede gegeben? Das wusste er nicht mehr. Er erinnerte sich nur an Jessies Miene, als die auf dem Grün versammelten Zuschauer aufjubelten und dem Fünfundzwanzigjährigen damit zeigten, dass er etwas ganz Besonderes war.
    Richter Jim hatte sich nie vor dem Golfplatz gefürchtet – aber er war auch nicht mehr dort gewesen seit jenem letzten glorreichen Tag voller Sonnenschein und Beifall.
    Bei Nacht war alles anders. Die Bäume vor dem Mond warfen Schatten auf den Rasen, und hinter ihren Stämmen verbarg sich jemand, der aus bloßer Freude mordete, und wartete auf ihn.
     
    John saß auf dem Rücksitz des Cadillac, lauschte Magozzis und Ginos verworrenen Erklärungen, wer dieser Wild Jim eigentlich war, und sah dabei ängstlich aus dem Fenster, an dem die Kilometeranzeiger der Autobahn in furchterregendem Tempo vorbeischossen. Verfolgungsjagden fielen normalerweise eher in das Ressort der örtlichen Polizei und nicht in das von FBI-Agenten, und es dauerte geschlagene zehn Minuten, bis sich

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