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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Formen herum.
    Als die Innenarchitektin ihre Arbeit vor zwei Monaten beendet hatte, besaß jedes dieser Kissen noch einen angestammten Platz. Es ging dabei um Farbkontraste und verschiedene Stoffe und die innere Geschlossenheit der Raumgestaltung – oder ähnlichen derartigen Blödsinn. Die Kissen nervten Magozzi immer noch ganz gewaltig. Wenn er sich aufs Sofa legen wollte, das für seine Einsfünfundachtzig einen halben Meter zu kurz war, brauchte er gleich mehrere davon als Kopfstütze, und von dem neuen Ledersessel mit Massagefunktion, auf dessen Anschaffung er bestanden hatte, obwohl die Innenarchitektin dreinschaute, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, rutschten sie immer wieder herunter. Eines Tages, wenn er sich nach dem Polizeidienst zur Ruhe gesetzt hatte, würde er diese Frau aufsuchen und ihr die Kissen um die Ohren schlagen, dass ihr Hören und Sehen verging.
    Das Telefon klingelte, als er gerade das zweite Fertiggericht des Abends in die Mikrowelle schob. Er sah sich die Packungen nie genau an, weder wenn er sie kaufte noch bevor er sie warm machte, aber dieses hier roch doch reichlich eigenartig. «Magozzi …»
    Grace hielt sich am Telefon nie mit langen Begrüßungen auf, erst recht nicht, wenn sie müde oder gestresst war, und so, wie sie klang, traf heute beides zu. «Die Leute in Wisconsin haben die junge Frau gerettet, der Täter ist entkommen. Keine Ahnung, wo du den Tipp mit dem Diner herhattest, aber du kannst deinem Informanten ausrichten, er hat ein Leben gerettet. Anscheinend hat der Kerl das Martinshorn gehört und ist abgehauen, bevor er ihr ernsthaften Schaden zufügen konnte. Er ist gerade vom Parkplatz gefahren, als der zuständige Deputy ankam.»
    «Wie geht es ihr denn?»
    «Sie ist ziemlich mitgenommen und steht unter Schock, aber sie redet. Er hat sie gefesselt und ist dann mit einem Messer auf sie losgegangen, Magozzi, genau wie in Medford letzte Nacht.»
    Magozzi dachte einen Augenblick darüber nach. «Oregon ist aber ziemlich weit weg von Wisconsin.»
    «Nicht, wenn er geflogen ist. Und Flughäfen haben ja Gott sei Dank überall Überwachungskameras. Die junge Frau hat eine ziemlich detaillierte Beschreibung abgegeben. Im Augenblick ist ein Phantombildzeichner bei ihr, und sie hoffen auf ein paar besondere Kennzeichen, die sie dann mit den Überwachungsbändern vergleichen können.»
    «Zeichnungen nach Zeugenbeschreibungen taugen nichts, Grace, das weißt du doch selber. Die sehen immer alle aus wie Filmstars. Hat der Deputy mitgekriegt, was für einen Wagen der Täter gefahren ist?»
    «Viel besser. Er hat ihm neun Einschusslöcher verpasst. Sie haben den Wagen sechs Kilometer weiter neben der Autobahn gefunden. Er war natürlich gestohlen. Jetzt vermuten sie, dass er seinen eigenen Wagen dort geparkt hatte und umgestiegen ist. Er kann inzwischen sonstwo sein.»
    «Gibt es Kameras an der Autobahn? Und was ist überhaupt mit dem Diner?»
    «Fehlanzeige, was die Autobahn betrifft. Und stell dir vor: Er hat das Diner rückwärts betreten, sodass die Kamera an der Tür sein Gesicht nicht erfasst hat.»
    «Schlaues Kerlchen. Gibt’s was Neues aus Medford?»
    «Nein. Das Opfer ist immer noch bewusstlos, und die Polizisten und Agenten vor Ort sind noch am Spurenauswerten. Morgen früh dürften vorläufige Berichte vorliegen, hieß es. Aber konkrete Hinweise gibt es keine.»
    Die Mikrowelle machte «Ping!», und Magozzi öffnete die Tür, aus der ein ebenso undefinierbares wie beängstigendes Miasma drang. Als er die Folie von dem Fertiggericht zog, kam darunter eine unappetitlich bräunliche Masse zum Vorschein.
    «Hör mal, Magozzi, ich schlafe hier gleich im Stehen ein. Willst du noch irgendetwas wissen, bevor ich zusammenbreche?»
    «Ja. Weißt du zufällig, wie indisches Essen riecht?»
    «Wie es riecht, spielt keine Rolle. Es ist gesund. Iss es einfach.»
    Nachdem er aufgelegt hatte, studierte Magozzi die Papphülle seiner jüngsten Opfergabe an die Mikrowelle und nahm dann misstrauisch eine Gabel von dem breiigen braunen Zeug. Schönheitswettbewerbe würde es ganz sicher nicht gewinnen, doch erstaunlicherweise schmeckte es verdammt gut. Anant wäre stolz auf ihn gewesen.
    Zwischen zwei Bissen griff er zum Telefon und rief Gino an.
    «Ich hoffe für dich, dass es wichtig ist, Leo», brummelte der. «Du hast mich nämlich gerade aus dem Tiefschlaf gerissen?»
    «Wieso schläfst du denn schon? Du bist doch gerade erst nach Hause gekommen.»
    «Ich hab schon geschlafen,

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