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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Herold, ausgesandt, um sie zu retten, deren Blut auf der anderen Seite einer Schranktür vergossen wurde, hinter der Grace hilflos kauerte.
    Damals war sie hilflos gewesen, und jetzt war sie es auch wieder. Sie stand mit den anderen um das laut gestellte Telefon auf dem großen Konferenztisch und lauschte den Vorgängen in Wisconsin wie einem schauerlichen Hörspiel im Radio.
    Frank, wo bist du jetzt?
    Gleich am Fünfzehn-Kilometer-Marker. Hast du Verstärkung angefordert?
    Der Notruf ist an alle rausgegangen. Tommy ist oben im Norden unterwegs, aber ich habe auch Brad aus dem Bett geworfen, der ist am nächsten dran. Er dürfte in vierzig Minuten beim Diner sein. Drei Nachbar-Countys und die Highway Patrol schicken Einsatzwagen, aber die brauchen alle länger.
    Was für ein Mist, Mary!
    Im Diner meldet sich niemand. Vielleicht sind sie ja alle schon früher heimgegangen.
    Gott gebe es.
    Agent John Smith beugte sich über die Sprechmuschel des Telefons. «Mary, hier ist Agent Smith. Geben Sie uns den Namen des Inhabers durch, wir rufen ihn von hier aus an und lassen uns die Festnetz- und Handynummern von allen geben, die heute Abend Dienst hatten.»
    Sie hörten, wie Mary schwer atmend auf ihrer Tastatur tippte. Dann sagte sie: «Ted Kaufman in Woodville. Danke. Ich weiß hier schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht …» Sie wurde vom schrillen Klingeln eines weiteren Anrufs in der Zentrale unterbrochen.
    Roadrunner war schon auf dem Weg zu seinem Rechner, und seine langen Finger tippten bereits, bevor er richtig saß. Kostbare Sekunden verrannen, dann rief er: «Ich habe Kaufman auf Leitung zwei, John. Gehen Sie ran und legen Sie los.»
    John Smith nahm den Anruf an Annies Schreibtisch entgegen, der dem Konferenztisch am nächsten stand, damit er die Live-Übertragung aus dem Lautsprecher auf Leitung eins nicht unterbrechen musste. Dort herrschte inzwischen ein albtraumhafter Lärmpegel: Jedes Mal, wenn Frank sich zu Wort meldete, hörte man über Funk das Martinshorn seines Streifenwagens, und Mary redete in der Zentrale ununterbrochen auf die Autobahnwacht und die anderen Streifenpolizisten ein, die sich bei ihr meldeten.
    John sprach schnell, viel zu schnell; er musste sich wohl anhören wie ein Spinner. «Mr   Kaufman, hier spricht Special Agent John Smith vom FBI. Ich brauche die Festnetz- und Handynummern all Ihrer Angestellten, die heute Abend im Little Steer Dienst haben.»
    «Was? Wer sind Sie? Verdammt, George, bist du das? Ich hab dir doch schon tausendmal gesagt …»
    John fuhr sich so heftig mit den Fingern durchs Gesicht, dass rote Striemen auf seiner Wange zurückblieben. «Bitte seien Sie still, Mr   Kaufman. Ich bin wirklich beim FBI, und wir haben es mit einem Mörder zu tun, der entweder schon in Ihrem Diner ist oder gerade auf dem Weg dorthin, um eine Ihrer Angestellten umzubringen. Also geben Sie mir jetzt bitte auf der Stelle die Nummern.»
    Einen Moment lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann sagte der Mann: «Augenblick bitte. Ich muss mein Adressbuch holen.»
    John hob die Augen gen Himmel und erblickte Annie, die neben ihm stand. «Großer Gott», murmelte er. «Was für ein gottverdammter Albtraum.»
    Annie legte ihre Hand auf seine, doch er musste sie ihr gleich wieder entziehen, weil Ted Kaufman am Telefon plötzlich Telefonnummern ausspuckte wie ein Spielautomat beim Jackpot. John Smith schrieb sie alle auf, riss das Notizblatt dann ab und drückte es Annie in die Hand. «Teilt sie auf und ruft alle an.»
    «Lisa müsste noch dort sein», sagte Ted Kaufman am anderen Ende. «Es ist ja gerade erst zehn. Jetzt schließt sie den Laden, und hinterher räumt sie immer noch eine Stunde auf. Ganz zuverlässig, jeden Abend.»
    «Wir haben es schon im Diner probiert, aber da springt nur der Anrufbeantworter an.»
    «Hm», machte Kaufman. «Das ist seltsam. Lisa geht sonst immer ans Telefon. Ihrer Mutter geht es in letzter Zeit nicht so gut.»
    John Smith schloss die Augen.
     
    Lisa hatte die Arme auf die Resopaltheke gestützt und sah dem jungen Mann dabei zu, wie er sein Hackbratensandwich verspeiste. Er aß ganz ordentlich mit Messer und Gabel, kaute jeden Bissen sorgfältig und lange und hielt dabei die Augen geschlossen, während ein winziges Lächeln um seine Lippen spielte.
    «Sagenhaft», bemerkte er zwischen zwei Bissen, nachdem er den Mund ganz leer gegessen hatte. «Salbei, nicht wahr? Und was ist da noch drin? Etwas Thymian?»
    Lisa strahlte.

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