Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo...
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
In wilder Ehe

    Damit ist der Augenblick gekommen, vom Smilzo zu erzählen, dem «Oberkurier» der Gemeinde und Chef des «proletarischen Überfallkommandos» der Sektion, und der Augenblick auch, ihn als das zu bezeichnen, was er tatsächlich war: ein Sittenloser.
    Oder, besser noch: ein Schamloser. Denn einer, der sich nicht um den Skandal schert, den das Zusammenleben mit der Geliebten in einem kleinen Dorf auslösen kann, ist nur ein Schamloser. Und schamlos auch die Unglückselige, die mit ihm das Bett teilt.
    Die Leute nannten die Moretta «Smilzos Ausgehaltene», aber in Wirklichkeit konnte das Mädchen bestens für sich selber aufkommen, denn es war tüchtig und arbeitete wie ein Mann und so gut, daß man ihr den Pflugtraktor anvertraute, und den schweren Lancia von Censetti lenkte sie genau so sicher wie Peppone. Und wenngleich die Frauen des Dorfes sie eine Schlampe nannten, gab es kein Mannsbild, das bei einem Annäherungsversuch nicht eine Ohrfeige von der Sorte eingefangen hätte, daß ihnen die eigene Adresse entfiel.
    Jedenfalls war sie der Dorfskandal, zusammen mit dem Tölpel Smilzo, der sie «meine Genossin» nannte und mit ihr auf der Fahrradstange durch die Ortschaft fuhr, wenn nicht gerade er auf der Stange und die Verrückte im Sattel saß.
    Als Don Camillo, aufgewiegelt von allen Betschwestern des Dorfes, einmal von «gewissen Schlampen» gesprochen hatte, «die auf dem Rennrad herumrasen und dabei den Hintern zeigen wie das Gesicht», hatte die Genossin Moretta angefangen, im Überkleid zu gehen, und der blaue Overall mit dem roten Halstuch war zu ihrer Uniform geworden, was erst recht einen höllischen Skandal hervorrief.
    Als Don Camillo den Smilzo einmal zu fassen bekam, versuchte er ihm zuzureden, seine Situation doch «zu regeln», aber der Smilzo grinste ihm höhnisch ins Gesicht.
    «Da gibt’s nichts zu regeln. Wir machen genau das Gleiche wie die Dummköpfe, die heiraten - nicht mehr und nicht weniger.»
    «Die Ehrbaren, nicht die Dummköpfe!» widersprach Don Camillo.
    «Die Dummköpfe, die alle Schönheit der Vereinigung zweier Zwillingsseelen damit verpfuschen, daß sie einen Mamelucken von einem Bürgermeister und einen Tabakschnupfer von einem Propst dazwischen setzen!»
    Don Camillo schluckte den Tabakschnupfer und beharrte auf seiner Mahnung. Doch der Smilzo höhnte weiter:
    «Wenn der liebe Gott gewollt hätte, daß Männer und Frauen sich nur nach der Heirat vereinigen können, dann hätte er außer Adam und Eva auch einen Priester ins irdische Paradies gesteckt. Die Liebe ist frei geboren, und frei soll sie bleiben! Eines Tages werden die Leute begreifen, daß die Trauung den Menschen zum Galeerensklaven macht, und sie werden heiraten, ohne Priester nötig zu haben, und dann, dann feiern wir lauter Tanzfeste in den Kirchen!»
    Don Camillo hatte nichts griffbereit als einen Backstein, und den schleuderte er; aber der Smilzo war jener berühmte Kerl, der es temporibus illis geschafft hatte, zwischen den Kugeln einer Maschinengewehrgarbe durchzuwetzen, und so blieb es ein vergeudeter Backstein.
    Doch Don Camillo streckte die Waffen noch nicht. Eines Tages gelang es ihm, die Moretta in die Falle zu locken, und die Moretta kam im Overall und mit dem roten Tuch um den Hals ins Pfarrhaus, setzte sich Don Camillo gegenüber und zündete eine Zigarette an.
    Don Camillo teilte ihr dafür weder Kopfnüsse aus, noch brüllte er sie an, sondern sprach mit sanfter Stimme:
    «Du bist ein fleißiges Mädchen. Ich weiß, daß dein Haus sauber ist, daß du gut mit dem Geld umgehst, daß du niemandem etwas Böses nachsagst. Ich weiß auch, daß du deinen Mann gern hast.»
    «Ich habe keinen Mann; ich habe einen Genossen», berichtigte die Moretta.
    «Ich weiß, daß du deinen Genossen gern hast», fuhr Don Camillo geduldig fort. «Ich glaube also, wenngleich du nie zur Beichte hast kommen wollen, daß du eine anständige Frau bist. Warum benimmst du dich dann so, daß die Leute dich für eine unanständige Frau halten?»
    «Die Leute, die stecke ich mir hier rein», erklärte die Moretta gelassen und klopfte mit der flachen Hand auf die Gesäßtasche ihres Overalls.
    Don Camillo, der allmählich ein bißchen rot sah, fing vom Heiraten zu reden an, aber die Moretta fiel ihm ins Wort.
    «Wenn der liebe Gott gewollt hätte, daß die Männer und Frauen sich nur nach der Heirat vereinigen können ...»
    «Danke», unterbrach Don Camillo, «den Rest kenne ich bereits.»
    «Die Liebe ist frei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher