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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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bevor ich das Haus betrat. Also, was gibt’s?»
    Magozzi gab ihm eine Kurzfassung des Telefonats mit Grace, was seinen Partner hörbar aufheiterte.
    «Mann, das sind ja großartige Neuigkeiten. Weiter so, Richter Bukowski. Du solltest ihm einen Früchtekorb schicken.»
    «Ich weiß was Besseres. Ich rufe ihn gleich an.»
    «Wow! Hast du dich in der letzten halben Stunde zum lieben Gott bekehrt? Seit wann lobst du denn versoffene alte Säcke?»
    «Seit nie. Aber immerhin hat er ein Menschenleben gerettet, ob nun bewusst oder unbewusst.»
    «Ich glaube, ‹bewusstlos› trifft es am besten, Leo.»
    «Egal.»
    «Vergiss bloß nicht, den Heiligenschein wieder abzunehmen, wenn du nachher schlafen gehst.»
    «Leck mich doch, Gino. Ab ins Bett mit dir.»
    «Zu Befehl!» Gino legte ohne ein weiteres Wort auf, was nur bedeuten konnte, dass Angela eine Hand nach ihm ausgestreckt oder ihm vielleicht auch in den Nacken gepustet hatte. Für einen kurzen Moment hasste Magozzi ihn richtig.
     
    Richter Jim saß in seinem Arbeitszimmer und sinnierte über die Geschichte der Technologie. Sämtliche wichtigen technischen Errungenschaften, ersonnen zum Wohle der Menschheit, waren irgendwann unweigerlich jemandem in die Hände gefallen, der etwas Böses mit ihnen anstellte. Doktor Richard Gatling hatte seine Schnellfeuerwaffen erfunden, weil er glaubte, damit allen Kriegen ein Ende setzen zu können. Aus demselben Grund war die Atombombe entwickelt worden, die inzwischen auch jeder durchgeknallte Spinner bauen konnte. Vielleicht hätten die Menschen, die hinter solchen tödlichen Waffen steckten, etwas weniger Zeit im Labor verbringen und dafür etwas mehr auf die Straße gehen und die Menschen beobachten sollen. Und nun auch noch das Internet …
    Das Klingeln des Telefons ließ ihn zusammenfahren, doch als er Magozzis Nummer auf dem Display sah, griff er sofort zum Hörer. «Bitte sagen Sie mir, dass Sie gute Neuigkeiten haben, Detective.»
    «Die habe ich, Herr Richter. Die Einsatzkräfte vor Ort in Wisconsin haben mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass Sie ein Menschenleben gerettet haben.» Er hörte, wie der Richter tief Luft holte und dann vernehmlich ausatmete. «Sie lagen genau richtig mit der Ortsbestimmung. Dank Ihrer Information war die Polizei dort, bevor der Täter ernsthaften Schaden anrichten konnte.»
    Magozzi rieb sich die müden Augen und wartete auf den obligatorischen Dank für den Anruf, doch am anderen Ende der Leitung blieb es still. Nach fünf Sekunden spürte er Wut in sich aufsteigen. Er hatte doch nur aus Nettigkeit überhaupt zum Hörer gegriffen – aber so eine Behandlung hatte der Richter offenbar nicht verdient.
    Dann sagte er doch noch etwas: «War das Opfer eine Frau, Detective Magozzi?»
    «Natürlich war es eine Frau. Rosa Polyester, erinnern Sie sich? An was dachten Sie denn? Einen schwulen Golfspieler?» Jetzt hörte er zu allem Überfluss auch noch, wie Flüssigkeit in ein Glas gegossen und dann ein großer Schluck getrunken wurde. Großer Gott, was für ein Arsch! Glaubte der alte Mistkerl etwa allen Ernstes, dass Magozzi kommentarlos mitanhören würde, wie er sich langsam ins Grab soff? «Hören Sie mal, Richter Bukowski …»
    «Ich danke Ihnen für den Anruf, Detective.» Und damit wurde am anderen Ende aufgelegt.

Kapitel 21
    Für Tommy Espinoza war das Internet das Fenster zur Welt. Er kaufte dort ein, sah dort fern und informierte sich, und hin und wieder fand er dort auch eine Freundin. Sein ganzes Leben nährte sich aus dieser Quelle. Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand sein Leben anders führte, und als Magozzi und Gino bei ihm vorbeischauten, ging er ganz selbstverständlich davon aus, dass auch sie alles mitbekamen, was sich online abspielte.
    «Ihr seid berühmt, Jungs», verkündete er, nachdem sie sich in sein kleines Büro gedrängt hatten.
    «Ach ja?» Gino wühlte bereits in den kulinarischen Schätzen auf dem Beistelltisch, die stets online bestellt und Tommy dann direkt vor die Tür gebracht wurden.
    «Und wie. Ihr habt doch die Morgennachrichten gesehen, oder?»
    «Nee», erwiderte Gino hinter einem großen, runden Kartoffelchip hervor. «Seit meiner letzten Routineuntersuchung lässt Angela mich morgens nicht mehr fernsehen. Wenn wieder was passiert ist, muss ich gleich meine Bluthochdrucktabletten nehmen, und ich sag euch, die Dinger sind wirklich kein Spaß.»
    «Mein Gott, Gino. Geh ins Fitnessstudio. Iss Salat.»
    «Nur über meine Leiche. Also, warum

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