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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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von einer Sau stammt, oder Salami, wofür ein Esel sein junges Leben lassen mußte — allerdings kein menschlicher Esel, sondern ein tierischer.
    Es herrschte eine schlechte Stimmung im Kahn, denn Karlchen wimmerte wegen seiner Wunden und befürchtete, es könnte zu einer Blutvergiftung kommen, die unweigerlich zum Tode führen würde, und daß ihm dann kein Geld mehr nützte, das er geklaut hatte. Nun merkte ich, daß er ein Feigling war und nur Mut aufbrachte, wenn er andere Leute schinden durfte, zum Beispiel einen zwölfjährigen Jungen; er selbst konnte nichts ertragen. Deshalb verachteten ihn auch die andern, gaben ihm spitze Antworten und empfahlen ihm, zu einem Doktor zu schwimmen, wenn er Wert darauf lege, am besten gleich zu einem Knastmediziner.
    Dann erklärte ich, daß ich mal müsse, und fragte, ob ich ein wenig im Schilf herumplanschen dürfe; ein Junge kann nicht immer still herumliegen, sondern muß sich bewegen, wegen der Blutzirkulation. Zwei Minuten lang glotzten sie sich unentschlossen an und zuckten dann mit den Schultern.
    „Er kann unmöglich abhauen“, meinte Kitty.
    Lulu nickte. „Das Ufer ist zu weit entfernt.“
    „Und sein Meerschweinchen schwimmt nicht mit“, sagte Kitty und lachte.
    „Schließlich kann er nicht in den Kahn kacken!“ heulte Karlchen.
    „Ich will ja gar nicht verschwinden!“ rief ich. „Das ist mir viel zu gefährlich.“
    „Da bin ich gleicher Meinung!“ grunzte Lulu und zeigte mir seine Kanone.
    „Ehrenwort!“ sagte ich.
    Sie gaben mir die Erlaubnis, den Kahn zu verlassen. Meine Kleider mußte ich allerdings ausziehen und unter eine Ruderbank legen. Ich stieg aus und watete mit Strups auf dem Arm durch Schilf und Schlamm, der mir manchmal bis zum Hintern reichte. So kam ich nur langsam voran. Zuerst erforschte ich die Insel, die vielleicht so groß war wie unser Schulhof, aber überall schlammig und mit Schilf bewachsen. Frösche und Vögel gab es massenhaft. Sie fürchteten sich jedoch vor mir und flohen, wenn ich mich näherte; wir Menschen haben anscheinend einen schlechten Ruf bei den Tieren, und bestimmt nicht umsonst.
    Dann entdeckte ich eine Stelle, an der mir der Schlamm nur bis zu den Knöcheln reichte. Ich überlegte, ob ich mir dort eine Schilfhütte bauen sollte; ich hatte nämlich einen Balken, zwei morsche Bretter und einen Schwimmreif aus rotem Kunststoff gefunden, den vielleicht der Wind herübergetrieben hatte. Diese Materialien eigneten sich gut für die Herstellung eines Fundamentes. Ich legte Schilf darüber, bis kein Wasser mehr hindurchquoll, wenn ich mich daraufsetzte. Dort konnte sich Strups ausruhen und seinen Hunger stillen.
    Meine Arbeit ging weiter. Ich hatte einen Weidenbusch gesehen, dessen Äste ich abbrach, um damit über dem Fundament ein niedriges Gestell zu bauen, indem ich sie schief in das Schilf steckte und oben mit Halmen zusammenband, damit sie nicht auseinanderfielen. Darauf legte ich wieder eine Menge Schilf und errichtete so ein Dach, unter das ich zu meinem Strups kriechen konnte, der zufrieden brummte, wenn ich ihn streichelte.
    Ich war glücklich, eine Hütte zu besitzen, in der ich tun durfte, was mir behagte. Niemand meckerte an mir herum, und keiner sagte, dies oder jenes gehöre sich nicht. Immerhin war inzwischen der Nachmittag vorübergegangen, was ich daran erkannte, daß die Sonne schon tief über dem Weiher stand. Außerdem schmerzte mein Bauch, in dem der Hunger wütete, so daß ich überlegte, wie er
    zu stillen wäre. Aber das war ein Problem, denn es gab keine wilden Ziegen wie bei Robinson Crusoe, die man zähmen konnte, sondern nur Frösche und Vögel.
    Doch ich hatte eine Idee. Ich machte mich ein zweites Mal auf den Weg, um die Insel zu erforschen. Diesmal handelte es sich um eine Biologie-Wanderung. Ich paßte genau auf, von wo die Vögel aufflogen, wenn ich mich näherte, und als ich an diesen Stellen nachschaute, fand ich tatsächlich einige Nester. In manchen hockten Junge, die ich nicht anrührte, aber in anderen lagen kleine Eier, die ich einsammelte und verspeiste, wenn sie frisch waren. Allmählich merkte ich, wie sich der gröbste Hunger legte und es nicht mehr in meinem Bauch brannte.

    Der Abend kam mit grauer Dämmerung. Ich watete mit meinem Strups durch den Schlamm zurück zum Kahn, damit mir die drei Gangster nicht abhauten und mich mutterseelenallein auf der Insel zurückließen, wo mich keiner fände. Zum Glück waren sie noch vorhanden, aber mit einem schrecklichen Hunger.

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