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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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langsam. Rot sank die Sonne hinter den Wald, wo Vögel in allen Zweigen zwitscherten und Grillen im Gras zirpten. Es war schön, ihnen zuzuhören. Wenn man nicht gefesselt ist, hat man ja nie Zeit dafür, denn meist wird ein Film im Fernsehen gezeigt, oder ein Fußballspiel findet statt, oder man hat Besuch. Ich nahm mir vor, in Zukunft öfter so still im Wald zu liegen, wenn ich wieder frei wäre. Die Fesseln schnitten in Arme und Beine, und der Lappen im Mund schmeckte scheußlich; doch ich dachte daran, was die großen Indianerhäuptlinge am Marterpfahl alles aushalten mußten, oder die Entdecker und Forscher, und wollte es ohne Klage ertragen — es war sowieso nicht anders möglich.
    Strups krabbelte an mir hinunter. Sicher verspürte er einen ebenso großen Hunger wie ich. Für ihn gab es wenigstens Gras, das er knabbern konnte, was für einen Menschen jedoch nicht genießbar ist. Sobald ein verdächtiges Geräusch entstand, flitzte er zu mir zurück.
    Neben mir schnarchten die Gangster, die ich bald nicht mehr sehen konnte, weil der Wald immer schwärzer wurde und dann ganz dunkel. Zuletzt funkelten nur die Sterne am Himmel, und der Mond stieg über die Hügel, ein Vollmond, an dem ich einige Flecken erkannte: Das sind Gebirge und tiefe Krater, über die manchmal ein Astronaut spaziert und seltsame Steine sammelt.
    Ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, wie ungerecht ich meiner Patin Berta und Onkel Edilein gegenüber gewesen war, da sie nicht verpflichtet waren, mich zu Besuch einzuladen; und ich nahm mir vor, es wieder gutzumachen, wenn ich frei wäre. Dann dachte ich nach, was es gegen die Gangster zu tun gab, aber alles, was mir einfiel, konnte ich nicht machen, weil ich fest angebunden war. Danach erinnerte ich mich, daß ich noch eine Tüte Bonbons in meiner Hosentasche hatte, und es gelang mir, sie herauszuziehen. Aber in den Mund konnte ich keinen stecken, da er zugebunden war.
    Ich hatte mal einen Film gesehen, der von einem Krieg handelte. Darin kamen Guerillas vor, die Zucker in die Tanks von Militärfahrzeugen schütteten. Davon ging das Benzin kaputt und auch die Motoren, so daß sie nicht weiterfahren konnten. Bonbons bestehen auch aus Zucker, und der Stutzen, in den an der Tankstelle Benzin gegossen wird, befand sich über mir. Ich brauchte also nur den Deckel herunterzuschrauben und alle Bonbons hineinzuwerfen. Es war schwierig, und es durfte dabei kein Geräusch entstehen, weil die Gangster mich sonst wieder verprügelt hätten; aber es klappte. Ich schraubte den Deckel wieder ganz leise drauf, während Karlchen schnarchte und Lulu durch die Nase pfiff, und war sehr gespannt, wie es ausgehen würde.
    Dann wurde ich müde und schlief auch ein; doch ich hatte einen schrecklichen Traum, in dem sie Strups zu Tode quälten und ich ihn nicht verteidigen konnte, weil ich gefesselt war. Deshalb freute ich mich, als sie mich mit einigen Fußtritten weckten und mein Meerschweinchen noch lebte. Lulu schnitt mit einem Dolch die Fesseln durch, damit ich aufstand, und band den Knebel los, so daß ich endlich das Taschentuch ausspucken konnte.
    ,,Was ist los?“ fragte ich.
    ,,Es geht weiter!“ zischte Kitty.
    „Wohin?“
    „Das wirst du seh’n .“
    „Und wenn du einen Mucks machst, bring ich dein Viech um und prügele dich, daß du vier Wochen nicht sitzen kannst!“ knurrte Karlchen.
    Wir stiegen in das Auto. Um uns herum war stockdunkle Nacht; die Bäume sahen aus wie Ungeheuer. Stille herrschte, und es war so kalt, daß ich zitterte, vielleicht auch wegen der Aufregung in mir. Ich hockte neben Karlchen, der noch mehr stank. Lulu schaltete den Motor mit dem Zündschlüssel ein, gab ein bißchen Gas und legte den Rückwärtsgang ein, worauf wir ein Stück zurück auf den Waldweg fuhren und danach ein Stück vorwärts. Dann blieb das Auto stecken, ohne einen Mucks. Lulu probierte alles aus, um es zum Fahren zu bringen, aber umsonst. Die Gangster wurden immer nervöser und fluchten so hundsgemein, daß ich es nicht aufschreiben kann, weil dies ein anständiges Buch werden soll und keine Schweinerei. Ich grinste nur, denn ich wußte, wovon die Karre stehenblieb; doch in der Dunkelheit konnten sie mein Vergnügen nicht erkennen.

Kapitel 6
    In der Dunkelheit sahen sie auch nicht, daß ich mich manchmal bückte, um einen Stein aufzuheben und einmal einen Stock, und daß ich die Steine in meine Tasche steckte. Wir marschierten hintereinander durch den Wald, da der Wagen nicht mehr funktionierte. Lulu

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