Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
Vom Netzwerk:
geklaut“, sagte Lulu.
    Darauf fummelte Karlchen an mir herum und durchsuchte meine Kleider; aber die Pistole war nicht da. Lulu grinste immer dreister, Kitty auch. Sie sah gar nicht mehr hübsch aus, weil Schminke und Wimperntusche an ihren Backen herunterlief und ihre Lockenpracht zu einem Bündel dünner Strähnen zusammengefallen war. Nun bemerkte man auch, daß sie eine große gebogene Nase und ein doofes Gesicht hatte.
    „Habt ihr meine Kanone?“ grunzte Karlchen.
    „Nein“, sagten die andern.
    „Laßt mich euch durchsuchen!“
    „Kommt gar nicht in Frage“, knurrte Lulu und zog seine eigene Pistole aus der Hosentasche.
    „Du kannst doch uns nicht aufs Kreuz legen“, fauchte Kitty. „Mit deinen faulen Tricks willst du uns nur die Schießeisen abholen und dann allein mit den Piepen verduften.“
    Es entstand ein unflätiger Streit unter den Ganoven, die einander beschimpften. Sie hatten vollkommen recht, da sie wirklich Drecksäcke, Schufte, falsche Hunde, hinterlistige Schurken und Schweine waren. Ich wunderte mich über diese plötzliche Erkenntnis und freute mich darüber, daß keiner dem andern traute und sie sich haßten, weil jeder das Geld für sich haben und die andern hereinlegen wollte. Schließlich fielen ihnen keine Schimpfwörter mehr ein, vielleicht war ihnen auch die Luft ausgegangen, oder sie stellten fest, daß es regnete und die Kleider klatschnaß waren und auf der Haut klebten.
    „Dagegen muß was getan werden!“ sagte Kitty.
    „Aber was?“ knurrte Lulu.
    „Wenn ihr die Ruder zusammenstellt und Schilf drüberlegt, könnt ihr ein Dach herstellen“, schlug ich vor, um mich zum Schein ein bißchen beliebt zu machen, damit ich sie nachher um so leichter hereinlegen konnte.
    „Nicht übel!“ grunzte Lulu.
    Sogleich gingen sie daran, meinen Vorschlag auszuführen. Karlchen mußte seine Schuhriemen hergeben, um die Ruder zusammenzubinden. Dann sprangen die beiden Männer mit hochgekrempelten Hosenbeinen aus dem Kahn und rissen Schilf ab, das sie Kitty und mir reichten, damit wir es über die Ruder legten. So entstand ein Dach, und obwohl es ein bißchen wackelig war, gab es doch einen guten Regenschutz ab, durch den nur manchmal ein Tropfen fiel.
    Aber kaum hatten wir unsere Arbeit beendet, als sich ein verdächtiges Geräusch näherte. Schnell flitzten die Gangster zurück ins Boot, das nun ganz von Schilf bedeckt und nicht mehr zu erkennen war. Ein kleines Motorschiff brauste heran. Darauf standen Polizisten mit Fernrohren, die das Ufer absuchten, das größtenteils von Gestrüpp bewachsen war, und dann auch unsere Insel mehrmals umkreisten, manchmal so nahe, daß unser Kahn fast von der Welle umgeworfen wurde; doch sie entdeckten ihn nicht.

    Lulu und Kitty hatten die Pistolen gezückt. Lulu hielt seine an meinen Kopf, damit ich keinen Mucks tat. Ich hatte schreckliche Angst, er könnte aus Versehen abdrücken, und dachte an ihre Drohung, daß ich sterben müsse, wenn die Polypen angriffen. Meine Idee mit dem Schilfdach war meine Rettung gewesen; doch ich zitterte noch lange, und der Schweiß lief mir den Rücken hinab, was keine Schande ist, da sich selbst ein Erwachsener vor dem Tod fürchtet.
    Während einer Stunde fuhren sie auf dem Weiher umher, eine Ewigkeit für mich, denn alles Schlimme dauert und alles Angenehme vergeht so rasch, und Angst haben ist sehr schlimm, vor allem für einen zwölfjährigen Jungen, der sich nicht wehren kann, weil der Gangster nur mit dem Finger zu zucken braucht, um einen Schuß auszulösen, der einen für immer umwirft. Ich sagte, ich würde bestimmt keinen Piepser machen, sie sollten doch nur die Kanone von meinem Kopf wegnehmen. Aber sie lachten, ohne eine Spur von Mitleid mit mir.
    Als die Polizisten endlich verschwanden, atmeten wir auf, am meisten ich, weil Lulu seine Pistole von meinem Kopf wegzog und in seine Hosenstasche steckte; Kitty tat das gleiche, nur Karlchen nicht, da seine Waffe irgendwo im Schlamm lag. Nun fühlten wir alle einen Druck in einer gewissen Körperpartie, vielleicht von der Angst. Deshalb fragte ich die Gangster, ob ich den Kahn verlassen und ein bißchen herumstreifen dürfe, worauf sie sich wieder anglotzten und mit den Schultern zuckten.
    „Schadet nichts, wenn’s ein bißchen leerer hier wird“, sagte Kitty. „Man kann sich kaum bewegen.“
    Lulu nickte. „Zum Abhauen reicht’s bei diesem Liliputaner ohnehin nicht.“
    „Aber diesmal bleibt das Meerschweinchen hier!“ knurrte Karlchen böse.
    Ernahm

Weitere Kostenlose Bücher