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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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entzündeten.
    ,,Darf ich ein bißchen gehen?“ fragte ich. „Wohin?“ fragte Lulu.

    „Im Schilf herum“, sagte ich.
    „Was treibst du da eigentlich?“
    „Ich spiele.“
    „Womit?“
    „Mit dem Schilf, es gibt ja sonst nichts.“
    „Na ja“, knurrte er und winkte, was bedeutete, daß ich den Kahn verlassen durfte, was ich schnell tat, damit er mich nicht zurückrufen konnte. Ich watete zu meinem Häuschen, in das ich den Strups setzte, um daran weiterzubauen, damit es eine richtige Burg würde, in der ich existieren könnte, wenn sie vielleicht ohne mich abhauten.
    Ich hatte eine Menge Arbeit. Glücklicherweise fand ich noch zwei Balken, die ich dazu benützte, das Fundament zu vergrößern und einen Schilfteppich darauf auszubreiten, über dem ich einen zweiten Raum konstruierte. Unterwegs sammelte ich wieder Eier. Einige davon waren frisch und genießbar. So kam ich zu einer Mahlzeit. Für Strups brachte ich einige Pflanzen mit, die ich nicht kannte, denn Schilf schmeckte ihm nicht. Anschließend legte ich mich in meine Hütte, um mich auszuruhen und zu überlegen, was zu unternehmen war, denn von kleinen Vogeleiern kann man nicht dauernd leben. Plötzlich vernahm ich ein Plantschen und Knacken. Ich schaute hinaus und entdeckte Lulu mit einer Pistole in der einen und der Geldtasche in der anderen Hand.
    „Interessant!“ sagte er nur.
    Dann befahl er mir, mit ihm zum Kahn zurückzuwaten. Er hatte die Geldtasche mitgeschleppt, um zu vermeiden, daß die anderen abhauten. Als er ihnen von meinem Gebäude erzählte, zogen sie den Kahn dorthin. Karlchen hatte sich ein wenig erholt, und ich mußte auch beim Umzug helfen. Sie waren alle entzückt, nur ich nicht, denn die Hütte sollte ja mir allein gehören. Eine Stinkwut hatte ich, doch ich war so schlau, sie nicht zu zeigen; ich lächelte sogar und sagte, es freue mich, wenn sie sich darin wohl fühlten. Mir kam plötzlich die Idee, daß ich so vielleicht mit dem Kahn abfahren könnte, während sie in meiner Schilfburg schliefen.
    „Du bist ein braver Junge!“ sagte Lulu grinsend. „Morgen darfst du zeigen, ob wir uns auf dich verlassen können.“
    „Wieso?“ fragte Karlchen.
    „Wenn mein Vorhaben klappt, werden wir wenigstens etwas zu essen kriegen.“
    „Wie willst du das anstellen?“ fragte Kitty. „Das werdet ihr früh genug erfahren.“
    Ich durfte mich nicht mehr entfernen, sondern mußte bei ihnen bleiben, da es nun genug Platz für alle gab. Der Regen rauschte unentwegtweiter, und es wurde immer langweiliger. Alle lagen herum, keiner redete oder zankte, und ich wagte keinen Streich, um nicht das Vertrauen, das sie in mich zu setzen schienen, zu erschüttern.

Kapitel 11
    Hast du ein Rennrad?“ fragte mich Lulu.

    „Nein.“
    „Aber ein Fernrohr besitzt du?“
    „Nein.“
    „Läuft bei dir eine elektrische Eisenbahn?“
    „Nein.“
    „Einen Kassettenrekorder hat man dir doch sicher geschenkt?“
    „Nein.“
    Er grinste, und ich grinste zurück, obwohl ich ein bißchen sauer war, weil er mich aus dem Schlaf geschüttelt hatte. Es regnete nicht mehr, aber weißer Nebel lag über dem Weiher.
    Die beiden anderen Gangster glotzten mich an, um zu sehen, welche Miene ich zu ihrem Spiele machte. Ich machte natürlich eine gute, denn ich ahnte, daß sie meine Hilfe brauchten: Jemand, der Hilfe von einem braucht, ist meist besonders liebenswürdig zu ihm.
    „Möchtest du das alles haben?“ fragte mich Lulu.
    „Klar!“ sagte ich mit einem begeisterten Gesicht.
    „Wir schenken es dir“, zwitscherte Kitty.
    „Wirklich?“ rief ich und tat, als ob ich verrückt wäre vor Freude.
    „Aber du kriegst es nicht umsonst“, erklärte Lulu.
    „Kann ich mir denken.“
    „Du mußt nämlich etwas für uns erledigen.“
    Ich nickte.
    Dann erklärte er mir, was ich tun sollte: mit dem Kahn ans Ufer fahren, ihn dort verstecken und anschließend ins Dorf gehen, um einige Sachen einzukaufen, die dringend erforderlich waren, Lebensmittel, Getränke, aber auch Seife, Rasiermesser und Kölnisch Wasser. Das zählten sie alles auf, und ich mußte es wiederholen und mir merken. Abends in der Dämmerung sollte ich zurückrudern, damit mich keiner erkennt und niemand Verdacht gegen mich schöpft. Lulu öffnete die Geldtasche und reichte mir ein paar Scheine, mit denen ich alles bezahlen sollte.
    „Leider müssen wir dein Meerschweinchen hierbehalten“, sagte er verlegen.
    „Damit du Lausejunge keine Dummheiten machst“, fügte Kitty mit scheinheiligem

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