Sigma Force 02 - Feuermönche
bekannt war als heute. Könnte nicht dieses Geheimwissen in biblischer Zeit die Ursache für das epidemische Vorkommen von Wundern gewesen sein? «
Gray dachte darüber nach und erwiderte ihren Blick. » Aber wenn die Magi damals mehr wussten als wir «, spekulierte er aufs Geratewohl, » was hat dann die Bruderschaft weiser Männer mit diesem Wissen angefangen, bis zu welchem Grad hat sie es verfeinert? «
Rachel spann den Faden fort. » Vielleicht hat es der Drachenorden ja genau darauf abgesehen! Vielleicht haben sie einen Hinweis gefunden, etwas, das mit den Knochen in Verbindung steht und das sie zu dem reinen Endprodukt führen könnte, was immer das sein mag. Zu einem Gipfel des Wissens, den damals schon die Magi erreicht hatten. «
» Und im Verlauf der Suche hat der Drachenorden den mörderischen Trick erlernt, mit dem Pulver zu töten. « Er dachte an die Bemerkungen des Monsignores zur jüdischen Kabbala, wonach das Pulver zum Guten wie zum Bösen gebraucht werden könne.
Rachels Begeisterung verflog. » Sollten sie noch mächtiger werden und Zugang zum inneren Heiligtum dieser alten weisen Männer erhalten, könnten sie die Welt verändern und sie nach ihrem kranken Ebenbild neu formen. «
Gray blickte die anderen an. Kat schaute skeptisch drein. Vigor war in Gedanken versunken, doch auf einmal wurde ihm das Schweigen bewusst, und er richtete sich auf.
Gray wandte sich ihm zu. » Was meinen Sie? «
» Ich meine, wir müssen sie aufhalten. Aber um das zu schaffen, müssen wir nach Hinweisen auf die Alchemisten des Altertums suchen. Das heißt, wir müssen in die Fußstapfen des Drachenordens treten. «
Gray schüttelte den Kopf. Erneut dachte er, dass sie vielleicht zu vorsichtig, zu ängstlich vorgingen. » Ich bin es leid, diesen Schweinen immerzu einen Schritt hinterherzuhinken. Wir müssen sie überholen . Sollen sie uns zur Abwechslung mal von hinten sehen. «
» Aber wie sollen wir das anstellen? «, fragte Rachel.
Bevor jemand darauf antworten konnte, kam eine Durchsage über Bordlautsprecher.
» Roma … Stazione Termini … quindici minuti! «
Gray sah auf die Uhr. Noch eine Viertelstunde.
Rachel sah ihn an. » Benvenuto a Roma «, sagte sie, als er aufblickte. » Lasci i giochi cominciare! «
Während Gray im Stillen übersetzte, begann er allmählich zu lächeln. Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Willkommen in Rom … Das Spiel kann beginnen!
1 8:05
S eichan setzte eine schwarzsilberne Sonnenbrille auf.
Bist du in Rom …
An der Piazza Pia stieg sie aus dem Expressbus aus. Sie trug ein luftiges weißes Sommerkleid und dazu lediglich Harley -D avidson-Stiefel mit Pfennigabsätzen und silbernen Schnallen, die zu ihrer Halskette passten.
Der Bus fuhr weiter. Hinter ihr stockte der Verkehr. Eine hupende, lärmende Autoschlange schob sich die Via della Conciliazone entlang. Die Hitze und der Gestank schlugen über ihr zusammen. Sie wandte sich nach Westen. In der Ferne ragte vor der untergehenden Sonne der Petersdom auf. Die Kuppel funkelte wie pures Gold, ein Meisterwerk, das Michelangelo entworfen hatte.
Unbeeindruckt wandte Seichan der Vatikanstadt den Rücken zu.
Das war nicht ihr Ziel.
Vor ihr lag ein Bauwerk, das dem Petersdom nahezu ebenbürtig war. Die gewaltige zylinderförmige Anlage nahm fast den ganzen Horizont ein, eine Festung oberhalb des Tibers. Castel Sant ’ Angelo. Auf dem Dach stand eine riesige Bronzestatue, die den Erzengel Michael mit gezücktem Schwert darstellte. Die Skulptur funkelte in der Sonne. Das Bauwerk hingegen war rußgeschwärzt und von den Spuren abfließenden Wassers gezeichnet wie von Strömen schwarzer Tränen.
Wie passend, dachte Seichan.
Das Bauwerk war im zweiten Jahrhundert als Mausoleum Kaiser Hadrians erbaut worden, wurde kurz danach aber vom Papst übernommen. Gleichwohl hatte die Burg eine schillernde, unehrenhafte Geschichte. Unter der Herrschaft des Vatikans hatte es als Festung, Gefängnis, Bibliothek und sogar als Bordell gedient. Außerdem waren die berüchtigteren unter den Päpsten hier ihren Lastern nachgegangen, hatten sich in diesen Mauern Konkubinen und Geliebte gehalten und sie häufig auch eingekerkert.
Seichan fand es amüsant, dass jetzt sie hier ein Rendezvous hatte. Sie schritt durch den Park zum Eingang und trat durch die fast sieben Meter dicke Mauer hindurch in die Festung. Im Innern war es dunkel und kühl. Um diese Zeit waren kaum noch Touristen hier. Sie stieg die breite Wendeltreppe
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