Sigma Force 02 - Feuermönche
hoch.
Jenseits der Haupttreppe breitete sich die Burg in einem Labyrinth von Räumen und Gängen aus. Viele Besucher verloren hier die Orientierung.
Seichan aber stieg nur bis zur mittleren Ebene hoch, bis zu einem Terrassenrestaurant oberhalb des Tibers. Hier sollte sie sich mit ihrer Kontaktperson treffen. Nach dem Attentat mit den Brandbomben hielt man eine Begegnung im Vatikan für zu gefährlich. Deshalb wollte die Kontaktperson den Passetto del Borgo benutzen, einen überdachten Geheimweg auf einem alten Aquädukt, der den Päpstlichen Palast mit der Festung verband. Der Geheimweg war im dreizehnten Jahrhundert als Fluchtweg für den Papst erbaut worden, im Laufe der Jahrhunderte aber vor allem für Liebesabenteuer benutzt worden.
Ihre Verabredung freilich hatte nichts Romantisches an sich.
Seichan folgte den Schildern zum Terrassencafé. Sie sah auf die Uhr. Sie war zehn Minuten zu früh gekommen. Umso besser. Sie musste noch einen Anruf erledigen.
Sie nahm das Handy aus der Tasche, aktivierte die Verschlüsselung und drückte die Kurzwahltaste. Eine private Nummer, die nicht im Telefonbuch stand. Das Handy am Ohr lehnte sie sich mit der Hüfte an und wartete darauf, dass die Auslandsverbindung hergestellt wurde.
Es summte, klickte, dann meldete sich eine feste, sachliche Stimme.
» Guten Abend. Sie sind mit der Kommandozentrale von Sigma verbunden. «
8
Kryptographie
2 5. Juli, 18 :23
Rom, Italien
» Ich brauche Kuli und Papier «, sagte Gray, das Satellitentelefon in der Hand.
Die Gruppe saß vor einem Straßencafé gegenüber dem Hauptbahnhof. Nach ihrer Ankunft hatte Rachel zwei Polizeiwagen angefordert, die sie abholen und zur Vatikanstadt bringen sollten. Während sie warteten, entschloss sich Gray, sein Schweigen zu brechen und sich bei der Zentrale zu melden. Man hatte ihn augenblicklich zu Direktor Crowe durchgestellt.
Nachdem Gray kurz über die Ereignisse in Köln und Mailand berichtet hatte, überraschte ihn der Direktor mit eigenen Neuigkeiten.
» Warum hat sie bei Ihnen angerufen? «, fragte Gray, als Monk ihm Schreibzeug gereicht hatte.
Painter antwortete: » Seichan spielt zwei Organisationen gegeneinander aus. Daraus macht sie gar kein Hehl. Die Informationen, die sie uns geben hat, stammen von einem Agenten des Drachenordens, einem Mann namens Raoul. «
Grays Miene verfinsterte sich, als er an die Grausamkeiten dachte, die der Mann in Mailand verübt hatte.
» Ich glaube, sie selbst schafft es nicht, sie zu entschlüsseln «, fuhr Painter fort. » Deshalb hat sie sie an uns weitergegeben – weil sie möchte, dass wir ihr die Arbeit abnehmen, damit sie dem Orden weiter auf den Fersen bleiben kann. Dumm ist sie nicht. Wenn die Gilde sie für diesen Einsatz aus g ewählt hat, heißt das, sie ist eine begnadete Täuscherin … außerdem hatten Sie schon mehrfach mit ihr zu tun. Aber auch wenn sie Ihnen in Köln und Mailand geholfen hat, dürfen Sie ihr nicht vertrauen. Irgendwann wird sie sich gegen Sie wenden und versuchen, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. «
Gray spürte das Gewicht der Münze in seiner Hosentasche. Die Warnung war unnötig. Diese Frau war eiskalt und stahlhart.
» Okay «, sagte Gray, den Hörer zwischen Schulter und Wange geklemmt. » Ich bin so weit. «
Painter gab die Information durch, Gray notierte sie.
» Und die Zeilen sind gebrochen wie bei einem Gedicht? «, fragte Gray nach.
» Genau. « Der Direktor zitierte weiter, während Gray aufmerksam mitschrieb.
Als er fertig war, sagte Painter: » Ich habe bereits unsere eigenen Dechiffrierer und die der NSA darauf angesetzt. «
Gray musterte den Zettel stirnrunzelnd. » Wir werden sehen, ob wir etwas damit anfangen können. Vielleicht kommen wir ja weiter, wenn wir die Ressourcen des Vatikans nutzen können. «
» Seien Sie in der Zwischenzeit auf der Hut «, sagte Painter . » Diese Seichan ist vielleicht die gefährlichste Person des ganzen Ordens. «
Dem wollte Gray nicht widersprechen. Nachdem sie noch ein paar Punkte geklärt hatten, unterbrach er die Verbindung und steckte das Telefon ein. Die anderen musterten ihn erwartungsvoll.
» Worum ging ’ s denn? «, fragte Monk.
» Die Drachenlady hat bei Sigma angerufen. Sie hat uns ein Rätsel gestellt. Offenbar hat sie keine Ahnung, was der Orden als Nächstes tun wird, möchte aber, dass wir ihm weiter zusetzen. Deshalb hat sie uns einen alten Text gegeben, der vor zwei Monaten vom Drachenorden in Ägypten gefunden wurde. Sie
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