Silberband 003 - Der Unsterbliche
atembar. Wenn wir über diese Welt hinwegfliegen, so gleichen wir einer
Mücke im Hohlraum einer druckfest abschließenden Käseglocke. Deshalb muß es hier aber nicht
schlecht riechen, wenn Sie das mit Ihrem Grinsen meinen sollten, Captain Klein.«
Klein fuhr zusammen und räusperte sich verlegen.
»Es steht fest, daß jemand mit ungeheurer technischer Macht eine Welt konstruierte, auf der er
all das einbaute, einpflanzte oder auch hinbrachte, was er für besonders schön, begehrenswert und
abwechslungsreich gehalten hat. Wir haben es hier mit einem Lebewesen zu tun, dessen Technik,
Wissenschaft und Kultur viele Millionen Jahre alt sein muß. ER hat fast alle Geheimnisse der
Natur gelöst. Augenscheinliche Wunder sind nicht mehr als unendlich komplizierte Vorgänge, die
gesteuert werden. Lassen Sie sich also nicht verblüffen. Abschließend noch etwas …«
Rhodan machte eine Kunstpause. Sein Lächeln verlor sich.
»Es dürfte klar sein, daß wir gegen den Willen des Unbekannten niemals die Energieglocke der
Kunstwelt hätten durchdringen können. Also war ER damit einverstanden, was mir beweist, daß wir
alle Aufgaben zu seiner Zufriedenheit gelöst haben. Nun sind wir praktisch in seine privateste
Höhle eingelassen worden. Denken Sie an das wahnwitzige Gelächter zurück, das anscheinend auf
telepathischer Übermittlung beruhte. Gegen sein Wissen sind auch die Arkoniden klägliche Stümper.
Ungefähr so, wie es ein Steinzeitmensch im Verhältnis zu uns wäre. Bedenken Sie das und glauben
Sie vorbehaltlos an seinen guten Willen. Nehmen Sie auch nicht an, daß wir den überwundenen
Gefahren nur durch eigene Initiative entgangen sind. ER hat seinen Angriff sofort eingestellt,
als ER bemerkte, daß wir immerhin eine gute Lösung zur vorübergehenden Abwehr gefunden hatten.
Einen Prüfling darf man niemals über seine Grenzen hinaus belasten. Man kann ihn an den Abgrund
bringen, aber dann hört man auf. So ist es uns ergangen. Prinzipiell sieht die Sachlage also gut
aus. Dies ist die Welt, deren Bewohner nach uralten Überlieferungen das Geheimnis der
biologischen Zellerhaltung kennen sollen. Wer bisher daran zweifelte, mag sich an die
unglaublichen Ereignisse erinnern. Wer diese Künste beherrscht, wird auch sehr viel über das
große Geheimnis des organischen Lebens wissen. Die alten Berichte stimmen also, nur haben sich in
der Realität bemerkenswerte Unterschiede ergeben. Hier ist jemand, der von nun an gewillt ist,
uns anzuerkennen.«
Mit geringer Fahrt von knapp 1.500 Kilometer pro Stunde zog die STARDUST unter dem seltsamen
›Himmel‹ entlang. Weit voraus und ebenso weit über ihr brannte eine gelblichweiße Sonne. Sie war
künstlichen Ursprungs und wurde von mächtigen Kraftfeldern gehalten und auf ihrer Bahn
bewegt.
Aus der Höhe von zehn Kilometern hatte man schon mit der Normaloptik ein nahezu unbegrenztes
Blickfeld. Da die flache Landscheibe infolge der fehlenden Oberflächenkrümmung keinen Horizont im
gewohnten Sinn besaß, fand der Blick nur dort ein Ende, wo sich Hindernisse in den Weg
stellten.
Crest war mit der Anfertigung einer einfachen Landkarte beschäftigt. Die Spezialgeräte zur
geographischen Aufnahme liefen ununterbrochen. Die normallichtschnellen Tasterimpulse der
Reflexerfassung zuckten über das flache Land hinweg und zeichneten mit unerhörter Schnelligkeit
alles auf, was es an Bodenformationen gab.
Erst weit jenseits des Schiffes wurden die Impulse von der jäh in den ›Himmel‹ aufsteigenden
Mauer der Energieglocke reflektiert. So ergaben sich sehr genaue Maße.
Rhodan saß weit vorgebeugt im Hauptkontrollsessel. Die riesigen Bildschirme der
Rundumerfassung lieferten einzigartige Aufnahmen.
Die Mutanten des Korps hatten sich hinter Rhodans Sitz versammelt. Seitdem das Schiff die
Energiewand durchstoßen hatte, war der tobsüchtig gewordene ›Peiler‹ Tanaka Seiko in einen tiefen
Erschöpfungsschlaf gefallen.
»Können Sie etwas bemerken?« fragte Rhodan, ohne den Kopf zu drehen.
John Marshall, Betty Toufry und Ishy Matsu verneinten unschlüssig, bis das Kind verschüchtert
sagte: »Vielleicht ein ganz leises Raunen. Ich kann es aber nicht klar erfassen. Wieviel
Lebewesen soll es hier geben?«
Rhodan lachte humorlos auf. »Kind, wenn ich dir das sagen könnte!«
Bettys tiefdunkle Augen verschleierten sich. »Nur ein ES? Nicht viele ES? Ist das dumm
ausgedrückt?«
»Nein, bestimmt nicht. Meinst du etwa, es gäbe hier mehrere
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