Silberband 027 - Andromeda
wenn sie arbeiten durften.
Er stieß einen überraschten und anerkennenden Laut aus. Dann überflutete ihn wieder der
Haß.
Sie hatten viel gelernt! Die Maschinen waren kompakter und trotzdem leistungsfähiger geworden.
Kalak erblickte außerdem Schalt- und Umformereinheiten, die er noch nie gesehen hatte.
Andere Maschinen, darunter vordringlich die Isolationsfeld-Projektoren, gehörten dagegen
überholten Modellserien an.
Kalak blieb vor einem Fusionsmeiler stehen und sah an ihm hinauf. Der Kraftwerksaal war
menschenleer. Hier hielt sich normalerweise niemand auf. Die Schaltungen wurden grundsätzlich von
den einzelnen Stationen aus vorgenommen.
Der Paddler unterbrach den Hauptsteuerleiter eines Großreaktors mit einem
Desintegratorschnitt. Er schritt durch die strahlungssicheren Wandungen hindurch, testete dabei
das Material und ging bis zur Reaktionszone vor. Strahlungsschauer überschütteten ihn. Er
absorbierte sie durch eine Teilauflösung seines Körpers.
Kalak gewann innerhalb von wenigen Minuten wertvolle Informationen über die Hochenergietechnik
der Besucher. Es boten sich Parallelen zu altbekannten Konstruktionen an. Dann aber bemerkte der
Kosmische Ingenieur Dinge, die schon vor achthundert Jahren überholt gewesen waren.
Kalak wurde plötzlich nachdenklich. Was war im Herrschaftsgebiet des Bösen geschehen? Wieso
baute man plötzlich Gigantraumschiffe mit Maschinen, die einmal überaus modern, jetzt jedoch
längst veraltet waren?
Kalak kam als leuchtende Gaswolke aus dem Reaktorgehäuse hervor. Sein Drang, Arbeiten zu
verrichten, wurde immer unwiderstehlicher. Er war ausgehungert nach einer Tätigkeit, die seiner
Mentalität entsprach.
Er rannte im Schutze eines Deflektorfeldes quer durch den Maschinensaal. Der Individualschirm
machte ihn unsichtbar; die Ortungsgefahr jedoch blieb. Kalak wußte nicht, was ihn so unvermittelt
bewegte, seine Zerstörungsabsichten aufzugeben. Es war ursprünglich sein Plan gewesen, die
wichtigsten Maschinen stillzulegen, um einen Gewaltstart des Schiffsgiganten zu verhindern. Die
Verklebung der Landeteller mit KA-preiswert war nur ein Provisorium.
Wenn die Besucher so entschlußfreudig waren, wie er sie in Erinnerung hatte, würden sie etwa
zwei Stunden zögern, bis sie sich zur Verstümmelung ihres Schiffes entschlossen.
Kalak drang zu den nächsten Decks vor und sah sich um. Wieder bemerkte er teils vertraute,
überwiegend jedoch fremdartige Konstruktionen. Die Positronik einer Nebenrechenstelle
interessierte ihn nur am Rande. Sein Fachgebiet waren Hochenergiemaschinen.
Als er das Äquatordeck erreichte, befand er sich am Ziel seiner Sehnsucht. Nur wenige hundert
Meter entfernt entdeckte er die Panzerstahlwände, die den Triebwerkswulst zur inneren
Schiffszelle abschlossen. Dort lag sein eigentliches Arbeitsgebiet.
Kalak wich einigen hastenden Männern aus. Er blickte ihnen aufmerksam nach, studierte ihre
Körper, ihre Haltung und ihre Gesichter. Sein Translator übersetzte die unbekannte Sprache. In
seinem Mikroohrhörer klangen verständliche Begriffe auf.
Die Männer waren soeben abgelöst worden. Sie gehörten zum Maschinenpersonal. Kalak fragte sich
mit steigender Unruhe, wieso man sich dazu entschlossen hatte, eine andere Kunstsprache
einzuführen. War es im Andromedanebel zu einer Völkerwanderung gekommen, die neue politische
Fakten aufgeworfen hatte?
Ein Offizier schritt an ihm vorbei. Er war hochgewachsen, breitschultrig und besaß ein hartes
Gesicht mit kalten Augen.
Da haßte der Ingenieur wieder. Sie mußten vernichtet werden.
Kalak ahnte nicht, wie sehr er sich von äußeren Eindrücken täuschen ließ. Er kam aus der
Vergangenheit, um die Lebenden zu bestrafen. Er hatte die Falschen gefunden.
Ein Donnerschlag übertönte das Singen und Musizieren der Schauroboter.
Ein weißglühender Feuerball zuckte aus der vierunddreißig Meter durchmessenden
Hauptschwenk-Steuerdüse des achtzehnten Triebwerks hervor.
Die Plasmaflut hatte sich noch nicht zu Korpuskularpartikeln umgewandelt. Trotzdem war sie
bereits sehr heiß.
Sie peitschte aus etwa zwölfhundert Metern Höhe hinab, breitete sich aus und endete als rasch
abkühlender Schwall auf dem Boden, wo sie kaskadenartig zerstob.
Ein ungeheures Tosen riß die Männer der CREST III aus ihrer Verzückung. Dreitausend Mann
fuhren herum. Dreitausend Mann gingen in Deckung.
Sie brauchten keinen Befehl abzuwarten; keine Frage an Offiziere zu stellen, die
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