Silberband 027 - Andromeda
fangen Sie an. Wir müssen wissen, was sich hinter jener Sonne wirklich verbirgt!«
13.
Der Paddler verbeugte sich vor Baar Lun.
»Auch wir haben Interesse daran, eure Gefährten zu befreien. Von Kalak habe ich schon sehr
viel gehört. Er scheint einer der besonders genialen Kosmischen Ingenieure zu sein. Wenn die
Gemeinschaftsintelligenz ihn zur Symbiose zwingt, sind wir alle verloren.«
In seinem Gesicht zuckte es.
»Ich vergaß, mich vorzustellen. Mein Name ist Ollok, ich bin Direktor der Werft OL-hilfreich.«
Er machte eine hilflose Armbewegung. »Werft ist wohl zuviel gesagt. Unsere Plattform ging bei der
Landung zu Bruch und wird sich nie mehr in den Raum erheben. Und von dem, was geblieben ist,
haben die Botas und die Pflanzen nach und nach einen erheblichen Teil erobert.«
»Die Werft KA-preiswert steht leer«, sagte Baar Lun bedeutungsvoll. »Sie wartet darauf, von
tüchtigen Ingenieuren bemannt zu werden …«
Über Olloks Gesicht glitt ein Schatten.
»Euer Schiff ist im Dschungel abgestürzt. Ihr kennt die Gemeinschaftsintelligenz schlecht,
wenn ihr glaubt, ihr könntet es euch zurückholen.«
»Die Schlingpflanzen sollen sich den Magen daran verderben!« rief Gucky. »Wir brauchen das
Beiboot nicht …« Er beobachtete den Paddler scharf.
Wie erwartet, zuckte Ollok zusammen.
»Beiboot …?«
»Ganz recht!« Der Mausbiber reckte sich. Seine Barthaare bebten. »Was dachten Sie denn! Unser
Mutterschiff hat noch neunundvierzig Stück davon. Es muß jeden Augenblick über dieser Welt
auftauchen.« Er stockte plötzlich und kratzte sich verlegen hinter dem Ohr. »Wo steckt die CREST
überhaupt?« wandte er sich an den Modul.
Baar Lun nickte.
»Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Der Kommandant hätte längst eingegriffen, wenn er
dazu in der Lage gewesen wäre. Ich fürchte, Gucky, wir werden allein zurechtkommen müssen. Etwas
ist schiefgegangen.«
»Ach was!« Der Mausbiber winkte verächtlich ab. »Das ändert nicht viel. Lediglich haben wir
nun nicht nur die Entführten, sondern auch noch das Schiff aus dem Dreck zu ziehen!«
Ollok hatte den drei Wachtposten unterdessen einen Wink gegeben. Sie sammelten die Waffen ein
und verschwanden. Jetzt wandte er sich wieder seinen Besuchern zu. Plötzlich lagen Achtung und
Vertrauen in seiner Stimme.
»Wenn ich Sie bitten dürfte, mich ins Direktorium zu begleiten. Dort könnten wir einen Plan
entwerfen, wie wir Ihren Gefährten am besten helfen.«
»Plan!« Gucky rümpfte die Nase. »Wozu brauchen wir einen Plan? Ich halte es lieber mit einem
alten Feldherrn der Vergangenheit. Sein Wahlspruch war: ›Immer feste druff!‹«
»Offenbar kannte er die intelligenten Pflanzen von Bengal noch nicht«, bemerkte Baar Lun
sarkastisch. »Der physisch Unterlegene sollte meiner Meinung nach seinen Geist benutzen. Ich bin
dafür, daß wir unser Vorgehen mit den Aktionen der Paddler koordinieren.«
Der Mausbiber stimmte widerwillig zu, ließ aber deutlich merken, daß er keine Koordinierung
nötig hatte. Im Innern aber war er froh über Baar Luns feste Haltung; er wußte genau, wie
ohnmächtig selbst er im Grunde genommen gegen die Übermacht der Gemeinschaftsintelligenz war.
Ein offener Gleiter fuhr vor. Gucky, Baar Lun und Ollok stiegen ein. Das Fahrzeug wurde von
keinem Fahrer gelenkt, und Gucky machte eine entsprechende Bemerkung zum Direktor der Werft.
Ollok lächelte stolz.
»Wir Kosmischen Ingenieure haben nichts verlernt. Trotz des ununterbrochenen Kampfes haben die
Alten alles Wissen an die Jungen weitergegeben – und die ständig notwendigen Reparaturen
zwangen uns, dieses Wissen praktisch anzuwenden. Es dürfte nur eine kurze Schulung notwendig
sein, damit unsere Techniker jeden beliebigen Raumschifftyp als Gesamtkomplex erfassen und
verstehen. Dieser Gleiter hier wurde zum Beispiel aus den Trümmern einer zu Bruch gegangenen
Station gebaut – unter anderem. Er ist mit einem Mentalspürer ausgestattet. Ich brauche nur
an das Ziel unserer Fahrt zu denken, alles übrige erledigt das Positronengehirn des
Fahrzeugs.«
»Alle Achtung!« sagte Gucky. »Soll das heißen, daß die Gleiterpositronik telepathische
Fähigkeiten besitzt?«
»Aber nein!« wehrte Ollok ab.
»Schon gut!« Der Mausbiber grinste. »Sie identifiziert also nur den mental am stärksten
hervortretenden Wunsch und erkennt erst während der Fahrt den genauen Kurs.«
»Ja, aber woher wissen Sie denn das?«
Behaglich lehnte sich Gucky
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