Silberband 036 - Die Zeitpolizei
wollte er es jedoch nicht
ankommen lassen.
Er schlüpfte durch die Wand in den nächsten Raum.
Das Licht seines Helmscheinwerfers fiel auf einige Gegenstände, die wie abstrakte Modelle von
irgendwelchen Maschinen aussahen.
Olek ging darauf zu.
Er tastete einige der seltsamen Apparate ab. Sie schienen aus hartem Material zu bestehen,
aber Olek war nicht sicher, ob es sich um Metall handelte.
Vergeblich suchte er nach irgendwelchen Halterungen, mit denen die seltsamen Maschinen
verankert waren. Es gab weder Schweißnähte noch Verschraubungen. Auch deutete nichts auf
Magnetverschlüsse oder Arretierungen hin.
Die Maschinen waren fugenlos mit dem Boden verbunden.
Olek beschloß, auch diese Entdeckung zu akzeptieren. Im Verlauf der letzten Minuten waren
derart viel erstaunliche Dinge geschehen, daß diese Maschinen alltäglich wirkten.
Er untersuchte den gesamten Raum, ohne noch weitere aufregende Entdeckungen zu machen. In den
Wänden waren jene Silberfäden eingelassen, wie er sie bereits gesehen hatte.
Er mußte gähnen und spürte einen dumpfen Druck im Kopf. Sofort überprüfte er sein
Sauerstoffaggregat und das Regulierventil. Alles war in Ordnung. Seine Versorgung mit atembarer
Luft war noch für ein paar Stunden gesichert.
Seine Augen begannen zu tränen.
Obwohl er sich dagegen wehrte, wurde er immer schläfriger. Das war nicht normal. Olek ahnte,
daß seine Bezwinger etwas mit seiner körperlichen Schwäche zu tun hatten.
Ohne es zu wollen, streckte er sich am Boden aus.
Seine Gedanken wurden immer verschwommener.
Noch einmal flackerte sein Widerstandswille auf. Ein Zucken lief durch seinen Körper. Dann
bewegte er sich nicht mehr. Seine stoßweisen Atemzüge wurden gleichmäßiger.
Exekutor Nr. 7 schickte seine prüfenden Impulse durch den Körper des
Zeitverbrechers.
»Er schläft«, teilte er den anderen Exekutoren mit.
»Beginnen wir mit der Trennung des Bewußtseins vom Körper?« fragte Nummer fünf.
»Noch nicht«, erwiderte der Analytiker. »Wir müssen genau den richtigen Moment abwarten.«
Die anderen verließen sich jetzt ganz auf den Analytiker. Von diesen Dingen verstand er mehr
als sie alle.
Der Zeitverbrecher besaß eine erstaunliche Widerstandskraft. Er wehrte sich verzweifelt gegen
die parapsychische Beeinflussung. Der Analytiker war mit dem Verhalten des Fremden zufrieden.
Camaron Oleks geistige Stabilität war die Garantie für eine erfolgreiche
Bewußtseinstransition.
»Ahnt Olek, was ihm bevorsteht?« fragte Nr. 6.
»Natürlich nicht«, antwortete Nr. 7. Er wußte, daß es dem Kontrolleur des Waffen- und
Abwehrsystems schwerfiel, solche Probleme zu verstehen. Von Natur aus war Nr. 6 ein eiskalter
Logiker und Praktiker. Das machte ihn zu einem ausgezeichneten Verwalter aller Waffen- und
Abwehranlagen.
»Ich bin gespannt, wie sich die Zusammenarbeit mit ihm entwickeln wird«, sagte der für
Flugtechnik verantwortliche Exekutor.
»Er wird die nötigen Daten schneller liefern als sein Vorgänger«, prophezeite Nr. 7.
»Wenn das stimmt, haben wir ihn im richtigen Augenblick gefunden«, meinte Exekutor Nr. 3. »Es
ist wichtig, daß wir im Kampf gegen die Zeitverbrecher schnelle Manöver durchführen können.«
Die anderen schwiegen betroffen. Unverhofft waren sie daran erinnert worden, daß der neue
Kosmonaut ebenfalls ein Zeitverbrecher war. Wie würde er reagieren, wenn er erkannte, daß er
gegen sein eigenes Volk kämpfen sollte?
»Es wird am besten sein, wenn wir ihn darüber zunächst nicht aufklären«, schlug Nr. 4 nach
langer Pause vor. »Er kann zwar die Arbeit für das Symposium nicht verweigern, aber es ist
besser, wenn er sie freiwillig tut.«
»Dieses Problem ist zweitrangig«, meinte Nr. 7. »Wichtig ist im Augenblick nur eine
einwandfreie Bewußtseinsübernahme. Darauf sollte das Symposium seine Anstrengungen
konzentrieren.«
Die Exekutoren gewannen rasch ihre alte Zuversicht zurück. Die Vorfreude überwand alle noch
vorhandenen Bedenken. Jedes Mitglied des Symposiums wollte alles dazu beitragen, um Camaron Olek
die neue Aufgabe zu erleichtern.
»Sein Gehirn hat die Tätigkeit fast eingestellt«, meldete Nr. 7. »In wenigen Augenblicken
können wir mit der Übernahme beginnen.«
Hätte ein terranischer Arzt Camaron Olek jetzt untersucht, hätte er nur noch den Tod
feststellen können. Auch mit den besten Geräten wäre jener glimmende Lebensfunke nicht zu messen
gewesen, der Olek vor dem endgültigen Ende
Weitere Kostenlose Bücher