Silberband 043 - Spur zwischen den Sternen
erkennen.«
»Allerdings«, entfuhr es Roi.
Er trat auf die Waage, wobei er sich fragte, ob er es spüren würde, wenn er ›übernommen‹ worden wäre.
Erleichtert sah er, daß die Skala sein normales Gewicht anzeigte: sechsundachtzig Kilogramm.
»Danke, König«, sagte Galoa. »Sie dürfen passieren – und sagen Sie es bitte überall weiter: Freifahrer – prüfe dein Gewicht.«
»Wird gemacht, Edelmann Galoa«, erwiderte Roi mit verstecktem Schmunzeln.
Kopfschüttelnd ging er weiter.
Sie waren schon Kerle, seine Freifahrer. Sie konnten fast alles verlieren. Ihren Humor behielten sie.
15.
Dreizehn Tage später
»Ich muß Sie warnen, König«, sagte Dr. Hamory. »Meine Diagnose mag sarkastisch und unbequem klingen, aber sie hat den seltenen Vorzug, illusionslos und wahr zu sein.«
»Reden Sie!«
»Wir brauchen einige Handvoll Zufälle, zwei mittelgroße Wunder und einen Retter, der aus dem Nichts erscheint. Das würde die Lage ein wenig verbessern«, knurrte Hamory und fuhr sich mit den schlanken Fingern seiner rechten Hand, die mit dem Skalpell ebenso geschickt umzugehen verstand wie mit einem überschweren Strahler, über das kurzgeschorene Haar. Sein Bart war die Folgeerscheinung von Tagen, in denen er bis zur Erschöpfung gearbeitet hatte; er wuchs üppig, und Hamory machte sich nichts daraus. Jedesmal, wenn er den Kopf drehte, riefen die Haare des Bartes ein kratzendes Geräusch am Kragen der Jacke hervor.
»Übertreiben Sie, oder entwickeln Sie eine besondere Art von Humor, Doc?« erkundigte sich Roi.
»Weder noch. Ich schildere Fakten. Die Paraplanten brauchen vor allem frische Nahrungsmittel. Das Zeug, was wir hier zu knabbern haben, wird uns ebenso umbringen wie die Blutkrankheit. Aber das ist noch nicht alles. Wir befinden uns in einer Situation, die so erbärmlich hoffnungslos ist, daß ich resignieren möchte.«
Die Männer standen sich gegenüber wie gereizte Wölfe. Die Stimmung in dem Wrack war irgendwo tief unterhalb des Nullpunktes angelangt, da kaum die geringste Hoffnung bestand. Dazu kamen die trostlosen Bilder, die das Schiff umgaben, die geradezu kosmische Einöde des Planeten und der Wald, der von Gefahren zu strotzen schien.
Danton hieb mit der flachen Hand auf den Tisch, fegte einige Papiere hinunter und deutete dann auf Hamory.
»Hören Sie zu!« sagte er leise, aber sehr eindringlich. »Keine Situation ist so verfahren, als daß es nicht noch Hoffnung gäbe. Gewiß, ich sehe im Moment keine. Aber wir werden jetzt versuchen, die Dinge exakt zu klären. Was ist, Ihrer Meinung nach, das erste Problem?«
Hamory entließ pfeifend die Luft aus den Lungen, dann wischte er über die Stirn. Eine breite Schmutzspur blieb zurück.
»Thema: Paraplanten. Ich gehörte zum Führungsstab des plophosischen Teams, das zum erstenmal den Großversuch mit dem Blutersatz der sogenannten Fettpflanze durchführte. Ich weiß, daß es Komplikationen geben wird. Wir haben noch keine genauen statistischen Erhebungen angestellt, aber ich weiß, daß normal geborene Menschen auf das Symbioplast unterschiedlich reagieren.«
Danton schrak auf. »Was bedeutet das, Doc?« fragte er heiser.
»Viele werden es vertragen können, andere wieder werden daran sterben.«
Hamory traf die Feststellung mit der fast unfaßbaren Ruhe eines Mannes, der tagelang sterbende Menschen um sich herum gepflegt hatte.
»Wie viele?« fragte Roi laut.
»Ein beträchtlicher Teil wird sterben«, versicherte Hamory ruhig. »Die FRANCIS DRAKE hat ihre glanzvolle Rolle ausgespielt. Mit Toten läßt es sich schlecht fliegen.«
»Erklären Sie das etwas genauer«, sagte Roi. »Und etwas weniger in Ihrer gelassenen Art.«
Hamory spreizte die Finger und ballte die Fäuste, in einer scheinbar sinnlosen Wiederholung.
»Die Inkubationszeit nach einer erfolgten Plasmatransfusion beträgt nach unseren Laborerfahrungen im Durchschnitt fünfzehn Tage. Seit dem Blutaustausch sind inzwischen dreizehn Tage vergangen. Die Situation, mein König, wird kritisch wie ein Atommeiler.«
Danton nickte.
»Die Lage wird dadurch ernster, daß Paraplanten mit Nahrungsmittelkonzentraten und chemischen Wirkstoffen nicht leben können. Sie brauchen frische, unkonservierte, undehydrierte und vitaminreiche Nahrungsmittel. Von den Konzentraten allein könnte sich der Rest der Mannschaft jahrelang ernähren, aber sie helfen nichts. Wie Sie selbst feststellen können, beginnen bereits ernsthafte Stoffwechselstörungen.«
Danton begriff langsam, was da
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