Silberband 045 - Menschheit am Abgrund
Saedelaere und ich dir in dieses hübsche Kleidungsstück hineinhelfen.«
»Schon gut, schon gut«, murmelte Tipa. »Ich werde nicht zulassen, daß du mich weiter handgreiflich belästigst.«
Sie schlüpfte in das Beinteil des Anzugs und zog das Oberteil nach oben. Atlan half ihr, den Helmaufsatz zu richten.
»Die Helme brauchen wir erst nach der Landung aufzusetzen«, sagte Atlan.
Dantroff kam mit der Tragausrüstung in die Zentrale. Atlan überprüfte, ob ein leistungsfähiges Funkgerät, Feldprojektoren und Ortungsgeräte dabei waren. Die Geräte, die Dantroff gebracht hatte, bewiesen ihm erneut, auf welch hohen Stand die Piraten die technische Ausrüstung ihrer Schiffe gebracht hatten.
Atlan ergriff ein kleines Peilgerät und hielt es Tipa vors Gesicht.
»Das neueste USO-Modell«, sagte er. »Waringer half es zu entwickeln.«
Sofort erlangte Tipa ihre übliche Angriffslust zurück.
»Wir brauchen die USO nicht zur Entwicklung solcher Geräte, Beuteterraner«, sagte sie.
»Also stimmt es doch, daß du mit den geheimnisvollen Wissenschaftlern in Verbindung stehst«, sagte Atlan.
Tipa nahm ihm das Peilgerät aus den Händen und legte es zu den anderen Sachen zurück.
»Von mir erfährst du nichts«, sagte sie.
Atlan zuckte mit den Schultern. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um sich mit der Piratin über die Herkunft eines Peilgeräts zu streiten.
Inzwischen hatten auch die drei Männer die Kampfanzüge angelegt. Die beeinflußten Piraten schenkten ihnen keine Beachtung. Es war typisch für suggestive Mentalimpulse, daß die davon Betroffenen über den Rahmen der eigentlichen Befehlsgebung hinaus kaum Wahrnehmungsfähigkeit und Initiative entwickelten.
»Wir müssen sofort nach der Landung das Schiff verlassen«, sagte Atlan. »Ich nehme an, daß das gegnerische Schiff neben der DREADFUL landen wird. Das ganze Unternehmen wird von Corello wirklich nur deshalb durchgeführt, um den einzigen Gefangenen zu befreien, von dem wir noch Informationen erhalten können.«
»Warum befiehlt Corello den Beeinflußten nicht einfach, den Kranken zu töten?« erkundigte sich Saedelaere.
»Eine berechtigte Frage«, sagte Atlan. »Corello braucht ebenso wie wir Informationen. Deshalb will er den Gefangenen wahrscheinlich lebend. Vielleicht hat er auch andere Pläne.«
Inzwischen hatte sich die DREADFUL ihrem Ziel so weit genähert, daß der Planet deutlich auf den Bildschirmen zu sehen war.
»Es wird Zeit, daß wir eine Schleusenkammer aufsuchen«, sagte Atlan.
Saedelaere und Dantroff übernahmen den Transport der Zusatzausrüstung. Unmittelbar vor dem Aufbruch aus der Zentrale sträubte sich Tipa erneut.
»Ich bleibe hier«, erklärte sie entschlossen. »Ihr drei könnt das Schiff verlassen. Ich werde Corellos Handlangern eine beeinflußte Frau vorspielen.«
»Das wird dir nicht gelingen, Tipa«, warnte Atlan. »Corellos Fähigkeiten dürften ihm gestatten, dich sofort als unbeeinflußt zu erkennen.«
»Dann kämpfe ich gegen ihn«, sagte die Piratin.
»So kenne ich sie noch nicht«, sagte Dantroff bekümmert zu Atlan. »Sie ist völlig außer sich. Warum begreift sie nicht, daß wir keine Chance haben?«
Atlan legte der alten Frau eine Hand auf die Schulter. Zu seinem Erstaunen ließ sie es zu.
»Galbraith Deighton wird für dich kämpfen, Tipa«, sagte er. »Seine Möglichkeiten sind besser als die unseren.«
Sie blickte ihn von unten herauf an. Ihr hartes, faltiges Gesicht wirkte nachdenklich.
»Deightons Schiffe sind zu weit zurück«, sagte sie. »Bis der Verband hier ankommt, kann schon alles entschieden sein.«
Atlan wußte, daß Tipa recht hatte, aber er durfte nicht zulassen, daß sie an Bord ihres Schiffes zurückblieb. Das hätte ihren sicheren Tod bedeutet. Er war entschlossen, sie nötigenfalls mit Gewalt aus der DREADFUL zu bringen.
»Gehen wir«, sagte der Arkonide. »Komm, Tipa. Hier in der Zentrale gibt es nichts mehr für dich zu tun.«
Kawa Dantroff atmete erleichtert auf, als seine Chefin dem Arkoniden folgte.
Atlan hatte das tragbare Funkgerät so eingeschaltet, daß sie jederzeit hören konnten, was in der Zentrale und in der Klinik der DREADFUL geschah. In beiden Räumen waren Mikrophone aufgestellt. Aus der Klinik waren im Augenblick nur die Geräusche der Organmaschinen zu hören. Der Kranke schien vollkommen ruhig zu sein. Da er unter den Mentalprojektoren lag, wurde er ebenso wie die vier Mentalstabilisierten nicht von der Suggestivfront erfaßt.
Als Tipa Riordan und ihre drei
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